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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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die in mir hochgestiegen war, als ich sein Gesicht im Feuerschein sah, noch ehe ich Wyrdhurst Hall zum ersten Mal betreten hatte. Tante Dimity hatte recht. Ich riskierte gern ein Auge. Es lag wohl an meinem leidenschaftlichen Temperament. Claire hatte ihre Marionette klug gewählt. »Er heißt Adam«, sagte ich leise. »Adam Chase. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Solch eine Beziehung könnte Claire für ihre eigenen Ziele gut gebrauchen . Hat sie versucht , sich durch dich zu offenbaren?
    Mir fiel der kopflose Moment auf dem Moor wieder ein, und wie eine Flutwelle stieg die Erinnerung daran in meinem Inneren hoch. Ich spürte die Hitze wieder, und die Leidenschaft, und das hilflose Gefühl, ihn für immer zu verlieren.
    Du nimmst dir Zeit mit der Antwort , Lori .
    Vielleicht sollte ich deutlicher fragen . Hat Claire deine Beziehung zu Adam genutzt , um ihre eigenen Wünsche nach körperlicher Liebe auszudrü cken?
    »Das hat sie. Ich habe mich an Adam rangeschmissen. Er hat mich gebremst, ehe die Sache zu weit ging, aber wenn er das nicht getan hätte
    …« Ich stöhnte leise und senkte den Kopf.
    Nun lass uns mal nicht melodramatisch werden , meine Liebe . Denkst du denn , du bist die erste verheiratete Frau , die sich zu einem hübschen Mann hingezogen fühlt? Aber das ist ja noch kein Vergehen . Du magst Adam Chase angesehen haben , aber wenn Claire nicht wäre , hättest du ihn niemals angerührt . Die Schuld liegt bei ihr , nicht bei dir .
    Während Adam sich wieder setzte, trat eine Pause ein, als dachte Dimity darüber nach, wie sie fortfahren sollte. Dann erschien erneut die Handschrift.
    Leider ist Claire sehr verzweifelt . Ich spüre wohl Trauer , ja , aber auch Zorn , und ein großes Verlangen danach , ein Unrecht wieder gutzumachen . Sie ist sehr besorgt um einen dunkelhaarigen , dunkeläugigen jungen Mann . Deshalb hat sie dich deine Familie vergessen lassen . Sie wollte , dass du dich einzig und allein auf diesen einen Mann konzentrierst .
    Wie gut ihr das gelungen ist, dachte ich. Von Anfang hatte ich mich zu Adam hingezogen gefühlt, und seit ich in Wyrdhurst Hall war, hatte der Gedanke an ihn mich nicht mehr losgelassen.
    Laut sagte ich: »Sie wird sich Sorgen um Edward machen.«
    Wer immer das auch ist , ich würde dir raten , aus Wyrdhurst zu verschwinden und nie mehr wieder hierher zu kommen . Das ist bei weitem das Sicherste .
    Tante Dimitys Vorschlag klang vernünftig.
    Claire hatte sich ungefragt meiner bemächtigt.
    Sie hatte meine Träume beeinflusst und sich meine Schwächen zunutze gemacht. Sie hatte die Erinnerung an meine Kinder verwischt und meine Liebe zu Bill durch ihre eigenen Fantasien verdrängt. Ich hätte allen Grund, ihr böse zu sein, aber ich konnte es nicht.
    Mein Blick wanderte zum Feuer, und in den tanzenden Flammen sah ich ein Mädchen, das zwischen den Wünschen ihres Vaters und dem Gebot ihres eigenen Herzens hin und her gerissen wurde. Ich bewunderte ihren Mut und verstand ihre Furcht. Außerdem spürte ich mit jeder Faser meines Herzens, wie sehr sie Edward geliebt haben musste. Ob es mir gefiel oder nicht, Claire war zu einem Teil meiner selbst geworden, ich konnte sie jetzt nicht im Stich lassen.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Tagebuch zu. »Du sagst, sie ist verzweifelt, Dimity. Du sagst, sie macht sich große Sorgen.
    Man muss ihr doch helfen können.«
    Das könnte gefährlich sein .
    »Aber was ist die Alternative?«, fragte ich.
    »Soll man sie ihrem Schmerz überlassen, bis zufällig wieder einmal eine Frau nach Wyrdhurst kommt, die ähnlich gelagert ist wie ich – was eher selten passieren dürfte?« Ich fasste das Tagbuch fester. »Ich habe Claires Sehnsucht gespürt, Dimity, und auch ihre Trauer. Ich kann hier nicht einfach weggehen, ohne wenigstens den Versuch gemacht zu haben, ihr zu helfen.«
    Das habe ich mir gedacht . Also gut . Wenn jemand Claire helfen kann , dann bist du es . Wir müssen das Risiko so klein wie möglich halten .
    Jetzt , wo du über ihre Machenschaften Bescheid weißt , wird sie dich nicht mehr so leicht manipulieren können . Vielleicht ist sie sogar bereit , mit dir zusammenzuarbeiten . Aber du brauchst noch etwas . Du brauchst jemanden , dem du vertrauen kannst und der dich in der Welt der Lebenden festhält .
    Mein Blick schweifte durch das Zimmer zu dem schmalen eisernen Bett, das ich mit Adam geteilt hatte. Ich erinnerte mich, wie er die Decken zwischen uns gestopft hatte, als ich aufgewacht war, und an seinen

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