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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Aufzug. Ich habe ein Schläfchen gehalten.« Mein Ehemann betrat das Wohnzimmer, offensichtlich sehr ausgeruht. Sein dunkelgrüner Pullover und die schwarzen Jeans sahen hingegen etwas zerknittert aus. Er beugte sich über die Sofalehne und gab mir einen Kuss auf den Nacken. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass wir solch angenehmen Besuch haben?«
    Ich starrte Emma noch immer mit großen Augen an, so dass sie für mich übernehmen musste.
    »Wir wollten deinen Schönheitsschlaf nicht stören«, flachste sie. »Nell lässt euch übrigens liebe Grüße bestellen. Ich war mir ja nicht so sicher, ob das mit der Sorbonne eine gute Idee von ihr war, aber sie scheint dort wieder aufzublühen
    …«
    Während Emma über ihre Stieftochter plauderte, sah ich sie noch immer fassungslos an.
    Wer sollte ermordet werden? Wie hatte sie Wind von dem bevorstehenden Verbrechen bekommen? Warum bat sie mich um Hilfe, anstatt die Polizei zu alarmieren? Und was genau erwartete sie von mir? Die Gedankenflut, die meinen Kopf beherrschte, war so gewaltig, dass ich beinahe nicht bemerkt hätte, dass Bill sich verabschiedete.
    »Ach du meine Güte, ist es schon so spät?«, sagte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
    »Tut mir leid, Emma, ich muss mich sputen.
    Annelise kehrt heute aus Altnaharra zurück, und ich habe versprochen, sie vom Bahnhof abzuholen.«
    Annelise Sciaparelli, unser göttliches Kindermädchen, hatte lange vier Wochen ihre Schwester und deren Mann, beide Archäologen, auf einer Ausgrabungsstelle im schottischen Hinterland besucht. So sehr Bill und ich die Zeit genossen hatten, die wir ganz allein mit unseren Söhnen verbrachten, so sehr freuten wir uns, die Zwillinge eingeschlossen, auf Annelises Rückkehr.
    Bevor er hinausging, sah Bill mich an. »Geht es dir gut, Lori? Du wirkst so … benommen.«
    »Ach ja?« Ich zwang mich zu einem fröhlichen Lächeln. »Zu viel frische Luft wahrscheinlich.
    Ich hätte auch ein Nickerchen machen sollen.«
    »Jetzt wo Annelise wieder da ist, können wir jede Menge Schlaf nachholen«, sagte Bill und fuhr zärtlich mit der Hand durch meine kurzen braunen Locken. Er verabschiedete sich von Emma und eilte in den Flur.
    Emma schwieg, bis wir hörten, dass er die Haustür hinter sich geschlossen hatte.
    »Bitte, Lori«, sagte sie dann. »Beruhige dich etwas.«
    Ich hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt. »Du wirfst mal eben das Wort Mord in die Runde und verlangst von mir, dass ich mich beruhigen soll?«, stieß ich hervor. »Also, wer soll ermordet werden?«
    »Derek.« Emma hob die Hand, um mich erst einmal zum Schweigen zu bringen, und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen. »Ich weiß, ich höre mich an wie eine hysterische Zicke, aber denk doch mal drüber nach, Lori. Derek ist das schwarze Schaf der Familie. Er ist außerdem der Erste in der Erbfolge und bekommt das Vermö gen seines Vaters. Was, wenn jemand auf den Gedanken kommt, dass dieses schwarze Schaf sein Erbe nicht verdient hat?« Emma warf einen ängstlichen Blick zum Erkerfenster. »Ich habe das schreckliche Gefühl, als könnte jemand versuchen, einen Zweig des Stammbaums zu kappen.«
    Emma Harris war keine überkandidelte Frau.
    Verglichen mit mir war sie so abgeklärt wie eine alte Eiche. Wenn sie sich Sorgen um Dereks Sicherheit machte, lag das nicht an einer hyperaktiven Phantasie.
    Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme und versuchte, die Situation von ihrem Blickwinkel aus zu sehen.
    »Familientreffen können in der Tat schwierig sein«, verkündete ich weise. »Man weiß nie, ob und wann alte Feindschaften ausbrechen. Und ich nehme an, dass es in einer alten, mächtigen Familie auch sehr viele alte Feindschaften gibt.«
    Emmas Schulter berührte mich, als sie sich tiefer in die Kissen drückte.
    »Normalerweise streiten sich die Leute schon darum, wer Tante Mildreds gehäkelte Tischdecke bekommt«, sagte sie. »Aber in diesem Fall geht es um Tante Mildreds unbezahlbare Rembrandt-Sammlung.«

    Ich sah sie etwas skeptisch an. »Ist Dereks Familie wirklich so reich?«
    »Lord Elstyn lädt Nell des Öfteren zum Essen ein«, begann Emma. »Auf seine Jacht . In Monte Carlo .«
    »Oh.«
    Nachdenklich schauten wir ins Kaminfeuer.
    »Fünf Tage an einem abgeschiedenen Ort«, murmelte ich. »Fünf Tage umgeben von potentiell feindlich gesonnenen Cousins und Cousinen.
    Wer weiß, was da alles geschehen kann.«
    »Du weißt, wie Derek ist, wenn es etwas zu reparieren gibt«, sagte Emma düster.

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