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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Zumindest haben sie mich noch nicht als eine von diesen vielen langweiligen Hausfrauen abgetan.«
    »Du wirst nie eine langweilige Hausfrau sein«, murmelte Nicholas. »Und wenn du dich noch so sehr darum bemühst.« Er öffnete den Mund, als wollte er noch etwas hinzufügen, besann sich aber offenbar eines Besseren. »Worauf ich hinaus will«, fuhr er nüchtern fort, »ist Folgendes: Wer in einer leidenschaftlichen Liebesaffäre steckt, kann nicht unbedingt besonders klar denken. Sollte das also bei Mr Wetherhead der Fall sein, zieht er vielleicht die möglichen Folgen nicht in Betracht.«

    Wir erreichten die Stechpalmenhecke, die Emma Harris rund um das Kriegerdenkmal gepflanzt hatte. Nicholas hob den Kopf zu dem verwitterten Kreuz, dann trat er näher heran und beugte sich über die in den Sockel gravierten Namen.
    Ich ließ unterdessen die Augen nachdenklich zur Saint George’s Lane schweifen. Es fiel mir nicht leicht, mir den kleinen, zurückhaltenden, bald ganz kahlen Mr Wetherhead als leidenschaftlichen Romeo vorzustellen. Er war so gehemmt, dass er mir beim Gespräch kaum in die Augen sah, und viel zu sittsam, um mit einer Frau Händchen zu halten. Aber vielleicht war nur meine Vorstellungskraft begrenzt. Schließlich war auch Mr Wetherhead ein Mensch. Wie alle anderen hatte er Bedürfnisse, Sehnsüchte, Träume. Wenn er Liebe – oder wenigstens ein passables Äquivalent – gefunden hatte, welches Recht hatte ich zu lästern? Und wer war Pruneface, dass sie sich erdreistete, in einer Angelegenheit herumzuwühlen, die sie einen feuchten Kehricht anging? »Okay.« Ich lehnte mich gegen das Kreuz und verschränkte die Arme. » Vielleicht spielt Mr Wetherhead am frühen Morgen noch mit was anderem als Eisenbahnen, und vielleicht ist Mrs Hooper dahintergekommen. Trotzdem kann ich nicht glauben, dass er sie umgebracht hat. Ich sage dir: Der Mann kann keiner Maus was zuleide tun.«
    »Du kennst doch den alten Spruch: ›Stille Wasser sind tief‹. Und wer weiß schon, was sich alles in der Tiefe verbirgt.« Nicholas strich mit seiner vernarbten Hand über die raue Oberfläche des Denkmals. »Du kannst nicht von vornherein ausschließen, dass Mr Wetherhead was mit dem Mord zu tun hat, Lori. Wenn Mrs Hooper ihn mit etwas konfrontiert hat, dessen er sich zutiefst schämt, kann niemand sagen, wie er darauf reagiert haben könnte.«
    »Na ja, er hat kräftige Arme, weil er immer den Stock benutzt hat«, gab ich widerstrebend zu. »Denkbar wäre es also schon, dass er ihr einen tödlichen Schlag hätte verpassen können.«
    »Körperliche Stärke spielt dabei keine große Rolle.« Nicholas richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Für eine Wunde wie die, die Mrs Hoopers Tod verursacht hat, wäre gar nicht so viel Kraft erforderlich.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das ist bei der Untersuchung herausgekommen. Mrs Hooper wurde … hier getroffen …«, Nicholas berührte mich leicht mit den Fingerspitzen an der Schläfe, erstarrte jäh und zuckte zurück, »… wo der Schädel besonders dünn und verwundbar ist.«
    Bei seiner Berührung war ich erschauert, doch ich beharrte auf meinem Standpunkt. »Wenn ich meine Fantasie bis zum Äußersten ausreize, kann ich heimliche Rendezvous mit einer Frau vielleicht nicht ganz ausschließen, aber noch weiter lässt sie sich wirklich nicht strapazieren. Einen Mörder kann ich beim besten Willen nicht in Mr Wetherhead sehen. Dick Peacock hat sich da einen Bären aufbinden lassen. Oder aber …«, ich spähte mit finsterem Blick zum Pub hinüber, »…
    er versucht, den Verdacht von sich abzulenken.
    Laut Sally Pyne steht er am Donnerstag immer früh auf, aber er behauptet, er würde am Morgen nicht aus den Federn kommen. Wer lügt hier?«
    »Es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden«, erklärte Nicholas.
    Ich straffte eifrig die Schultern. »Zeit für eine Überwachung?«
    Nicholas sah mir ins Gesicht. Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Ich glaube in der Tat, dass eine Überwachung angesagt ist, aber ich glaube nicht, dass du daran teilnehmen solltest.« Er hob beschwichtigend eine Hand, als ich zum Protest ansetzte. »Wie du selbst gesagt hast, wird im Dorf bereits getuschelt. Wenn man uns jetzt auch noch in der Morgendämmerung herumschleichen sieht, treten wir eine ganze Lawine los.«
    »Aber …«
    »Abgesehen davon ist dein Range Rover viel zu auffällig, als dass wir ihn für eine verdeckte Operation benutzen könnten.«
    So sehr es mich auch zum Widerspruch

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