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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mir keine Sorgen machen werde, Schatz, aber ich werde wenigstens ruhiger schlafen, wenn ich weiß, dass du einen Leibwächter hast.«
    Als ich aufhängte, fiel mir wieder ein, wie Nicholas mir leicht, aber bestimmt die Hand auf den Rücken gelegt hatte, um mich an der verschlammten Pfütze vor dem Kriegerdenkmal vorbeizuführen. In seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher. Wenn er schon darauf achtete, dass ich keine nassen Füße bekam, würde er auch bestimmt dafür sorgen, dass niemand mir wehtat.
    Tante Dimity war nicht im Geringsten um meine Sicherheit besorgt.
    Ich bezweifle sehr , dass der Mord an Mrs Hooper geplant war . In der gewohnt eleganten, sich kringelnden königsblauen Schrift entfaltete sich Dimitys gelassene Einschätzung der Lage vor mir auf der leeren Seite des blauen Tagebuchs.
    Ein solcher Mord wäre in einem hinteren Raum oder im Schuppen verübt worden , aber doch nicht vor einem Fenster , das auf den Dorfplatz geht . Nein , ich vermute , dass es eine unwillkürliche und völlig spontane Reaktion auf etwas höchst Bedauerliches war . Unser Täter ist kein Berufsverbrecher , und es ist unwahrscheinlich , dass er noch einmal zuschlägt . Vielleicht ist ihm deine Aufmerksamkeit sogar willkommen . Sein Gewissen ist mit einer schweren Bürde belastet .
    Sie wird ihm erst abgenommen , wenn er vor Gericht gestellt wird .
    »Du glaubst also nicht, dass mir Gefahr droht«, fasste ich zusammen.
    Die einzige Gefahr , die dir droht , ist eine ordentliche Erkältung , falls es morgen früh regnet .
    Sieh zu , dass du dich gut einpackst , meine Liebe .
    Über Tante Dimitys mütterlichen Ratschlag musste ich lächeln, aber Bills Warnung, dass ich jemandem in die Quere kommen könnte, hatte doch ein mulmiges Gefühl in mir hinterlassen.
    Wie ein tollwütiger Hund hatte Mrs Hooper jeden vergiftet, mit dem sie zu tun gehabt hatte. Sie hatte den friedfertigen Kit zur Raserei getrieben, Dick Peacock zu wüsten Flüchen provoziert und Sally Pyne dazu gebracht, dass sie sich in ihrer Verbitterung über die schlechte Gesundheit des Pfarrers freute. Ich wusste, dass Kit mir nie etwas antun würde, aber konnte ich mir bei den anderen auch so sicher sein? Als ich Tante Dimitys Tagebuch ins Regal zurückstellte, beschloss ich, einen alten Freund um moralischen Beistand zu bitten.
    »Reginald!« Ich nahm den pinkfarbenen Stoffhasen vom Regal und strich ihm mit den Fingerspitzen über die handgestickten Schnurrbarthaare. »Du und ich, wir haben zusammen doch schon so viele Kriege überstanden. Hättest du nicht Lust, mich bei einer Überwachung zu begleiten?«

    Ich war seit zehn Jahre nicht mehr Rad gefahren, und noch viel länger nicht bei Regen. Allein der Umstand, dass es stockdunkel war, als ich das Cottage verließ, verhieß alles andere als einen Vergnügungsausflug. Das Vorderlicht beleuchtete etwa fünf Quadratzentimeter Straße, aber nicht einmal dieses bisschen konnte ich deutlich sehen, weil der Regen mir unablässig ins Gesicht peitschte.
    Ich hatte eigens die Regenjacke und -hose angezogen, die ebenfalls zu Bills Weihnachtsgeschenk gehört hatten, aber die eisigen Wassertropfen fanden immer wieder Ritzen in meiner wasserdichten Ausrüstung. Als ich die Buckelbrücke erreichte, waren Rollkragenpullover und Hose unangenehm feucht, meine Hände klamm, und ich selbst fühlte mich nicht annähernd so clever wie noch am Tag zuvor. Beim Gedanken daran, dass Nicholas George Wetherhead vom behaglichen Pfarrhaus aus beobachtete, wurde mir geradezu schlecht.
    Hinter der Brücke stieg ich ab, schaltete das Vorderlicht aus und schob das Fahrrad auf dem Uferweg weiter, der sich hinter den Häusern bis zur Ostseite des Dorfplatzes schlängelte. Drei Meilen mit aller Kraft in die Pedale zu treten hatte ähnliche Folgen wie mein Ritt auf Zephyr: Ich ging wie auf Eiern, was den rutschigen, vermatschten Weg zu einer Herausforderung ersten Grades werden ließ. Ich stöhnte auf vor Erleichterung, als ich endlich vor der Hintertür des Wysteria Lodge stand, dem malerischen Haus, das Bills Geschäftszentrale geworden war.
    Panik befiel mich, als meine steif gefrorenen Finger lange vergeblich nach dem Schlüssel fummelten. Endlich fand ich ihn in der Satteltasche, in der ich auf Dimitys und Reginalds Rat hin auch trockene Kleider verstaut hatte. Ich lehnte das Rad gegen die Wand und sperrte die fensterlose Abstellkammer auf.
    Drinnen hielt ich erst mal inne, um mir das Wasser aus dem

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