Tante Dimity und der unbekannte Moerder
habe, ist nicht geeignet, um in der Gesellschaft einer Dame wiederholt zu werden.«
Nicholas’ Miene verriet nach wie vor keine Regung. »Haben Sie Miss Morrow von Mrs Hoopers Beschuldigungen erzählt?«
»Das musste ich doch, oder?« Der flehende Tonfall war nicht zu überhören. »Miranda musste schließlich erfahren, was ihr bevorstand. Aber als ich es ihr sagte, hat sie bloß gelacht und gemeint, die vielen Pruneface dieser Welt würden schon seit Jahrhunderten brennende Streichhölzer an ihre Füße halten, aber noch nie hätte eine es geschafft, sie zu verbrennen, weil … Hexen sich zu schützen wissen .« Er hielt inne und holte mit bebenden Nasenflügeln Luft.
»Und das ist der Grund, warum Sie Miss Morrow verdächtigen, Mrs Hooper getötet zu haben?«, bohrte Nicholas nach. »Sie nahmen an, die Hexe von Finch könnte sich gewaltsam verteidigt haben.« Er lehnte sich zurück und musterte Mr Wetherhead nachdenklich. »Warum sollte Miss Morrow sich gezwungen sehen, sich auf diese Weise zu schützen, wenn Mrs Hoopers Anschuldigungen völlig unbegründet sind?«
»Vielleicht täusche ich mich ja«, seufzte Mr Wetherhead. »Es gibt noch andere, die es getan haben könnten. Billy Barlow zum Beispiel. Erst heute Morgen hat Mrs Taxman gesagt, dass Billy damals in aller Herrgottsfrüh auf dem Dorfplatz war, und er konnte die alte Pruneface auf den Tod nicht ausstehen.«
»Warum hatte er eine so heftige Antipathie gegen sie?«, wollte Nicholas wissen.
»Sie hatte seinen Terrier getreten. Ich hab das mit eigenen Augen gesehen. Direkt vor dem Emporium hat sie es getan, und zwar am Sonntag vor ihrem Tod.«
Ich schnappte nach Luft. »Pruneface hat Buster getreten?«
Mr Wetherhead nickte eifrig. »Er hat angeblich ihren Enkel gezwickt. Das hat sie zumindest behauptet. Es war wohl eher umgekehrt, wenn Sie mich fragen, aber Pruneface ist gleich auf den armen Buster losgegangen. Ich dachte schon, Billy Barlow würde ihr auf der Stelle die Gurgel umdrehen.« Mr Wetherheads Miene hellte sich schlagartig auf, als vertriebe ein Hoffnungsschimmer all seine dunklen Vorahnungen. »Er ist verschwunden, nicht wahr? Keiner weiß, wo er steckt oder wann er zurückkommt. Er ist auf der Flucht, könnte ich mir vorstellen.« Er zeigte auf Nicholas’ Brust. »Sehen Sie zu, dass Sie Billy Barlow finden, und lassen Sie Miranda aus dem Spiel.«
»Es wird vielleicht nicht möglich sein, Miss Morrow aus dem Spiel zu lassen«, hielt ihm Nicholas vor, »aber ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie mit uns gesprochen haben.«
Erneut verdüsterte sich Mr Wetherheads Miene, doch immerhin nickte er.
»Allerdings schadet die ganze Heimlichtuerei Miss Morrows Ruf viel mehr, als sie ihm nützt«, fuhr Nicholas fort. »Ich schlage vor, dass Sie den Termin für Ihre Therapiestunden in die übliche Geschäftszeit verlegen.«
Stöhnend ließ Mr Wetherhead den Kopf in die Hände sinken. »Aber verstehen Sie denn nicht!
Mit den Therapiestunden ist es vorbei, wenn Ihre so genannte Suche nach der Wahrheit Miranda ins Gefängnis bringt.«
Es hatte nicht aufgehört zu regnen. Nicholas und ich standen im Schutz der überdachten Veranda vor Mr Wetherheads Tür, den Blick auf die Dornenhecke gerichtet, die das Briar Cottage von der Saint George’s Lane abschirmte.
»Unsere nächste Anlaufstelle«, bestimmte Nicholas. »Ich freue mich schon richtig darauf, Miss Morrow kennen zu lernen.«
»Sie wird sich nicht so leicht einschüchtern lassen wie Mr Wetherhead«, nörgelte ich.
Nicholas holte tief Luft. »Ich habe mich schon gefragt, wann du mich endlich offen kritisierst.«
Er rieb die Sohle an der Stufenkante ab. »Ich dachte, du wüsstest, worauf du dich eingelassen hast, Lori. Du warst doch diejenige, die gesagt hat, wir würden Dynamit brauchen, um Mr Wetherhead zum Reden zu bringen.«
»Ich weiß.« Ich zog die Schultern hoch, als mir ein Windstoß den Regen ins Gesicht wehte.
»Ich habe bloß nicht damit gerechnet, dass du so
… explosiv sein würdest.«
»Wir haben es mit Mord zu tun«, erinnerte mich Nicholas. »Da können wir es uns nicht immer leisten, die Leute mit Samthandschuhen anzufassen.«
Ich hob den Kopf zu ihm. »Bei Miranda Morrow würde ich dir aber genau dazu raten, sonst verwandelt sie uns beide noch in Frösche.«
»Du würdest einen ganz reizenden Frosch abgeben«, meinte Nicholas mit einem verschmitzten Grinsen. »Und – ist mir jetzt vergeben?«
»Es gibt nichts zu vergeben«, musste ich eingestehen. »Du hast
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