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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ja tatsächlich die Informationen aus ihm rausgeholt, die wir brauchen. Wahrscheinlich gibt es an deinen Methoden gar nicht viel rumzumeckern. In Zukunft bin ich stumm wie ein Fisch.«
    »Frösche und Fische.« Nicholas streifte mir einen Wassertropfen von der Nase. »Du warst zu lange im Regen draußen, Lori. Das färbt auf deinen Wortschatz ab.«
    Ich lachte herzhaft, doch als Nicholas den Kragen seines Trenchcoats hochschlug und ich zum wolkenverhangenen Himmel hinaufspähte, überkamen mich neue Zweifel an seiner Strategie. Es machte mir nichts aus, meine Nachbarn zu befragen oder sie aus der Ferne zu beobachten, aber ich war nicht bereit, mich an ihr Wohnzimmerfenster heranzuschleichen, sie anzuschreien oder ihnen damit zu drohen, ihnen die Polizei auf den Hals zu hetzen, wenn sie sich weigerten, mit uns zu sprechen.
    Nicholas dagegen schien zu allem bereit. Was als Freizeitbeschäftigung begonnen hatte, war bei ihm irgendwann in etwas viel Ernsteres umgeschlagen. Warum setzte er den Leuten so hart zu? Trieb ihn eine Art Pflichtgefühl seiner Tante und seinem Onkel gegenüber, oder steckte irgendein Zwang dahinter, den ich noch nicht durchschaute? Während wir uns dem Briar Cottage näherten, fragte ich mich unwillkürlich, wie weit er gehen würde, um herauszufinden, wer Pruneface Hooper umgebracht hatte.

15
    DER VORGARTEN DES Briar Cottage war ein Paradies für Pflanzen, die sich nicht unbedingt allgemeiner Beliebtheit erfreuten. Kaum hatten wir das quietschende Tor in Mirandas Dornenhecke passiert, fanden Nicholas und ich uns inmitten von Beeten voller Nesseln, Disteln und Karden wieder, zu denen sich in wenigen Wochen Ampfer, Jakobskraut, Veronika, Wolfsmilch und der alljährliche Liebling im Frühjahr, Löwenzahn, gesellen würden. Die aufdringlichen Störenfriede, die jeden normalen Gärtner in den Wahnsinn trieben, waren hier hochwillkommen.
    Miranda hegte und pflegte ihr Unkraut so liebevoll wie Emma Harris ihre Rosen.
    Nicholas ließ den Blick über diese merkwürdige Sammlung schweifen. »Die Quelle von Miss Morrows Heilkräutern, nehme ich an.«
    »In einem Glashaus hinter dem Cottage baut sie Schierling und Tollkirschen an«, informierte ich ihn. »Ihr Glück, dass Mrs Hooper nicht vergiftet wurde.«
    »Allerdings.« Nicholas blickte zum Cottage.
    »Ein hübsches Haus.«

    Das fand ich auch. Ich liebte das Briar Cottage so, wie es war, von seinem krummen Schieferdach bis zu den von Flechten überwucherten Steinmauern. Einer wachsenden Familie bot es kaum genügend Platz, aber für eine alleinstehende Frau mit Katze war es genau das Richtige.
    Miranda Morrow öffnete die Vordertür, bevor wir klingeln konnten. Ein wahrer Gläubiger hätte hier vielleicht Hellseherei vermutet, doch ich neigte einer profaneren Erklärung zu, die Miranda auch schon bald bestätigte.
    »Lori!«, rief sie. »Wie entzückend, dich zu sehen. George hat schon angerufen, um mich zu warnen.«
    Mirandas Augen waren wie die von Nicholas grün, doch während die seinen mit blauen und goldenen Tupfern gesprenkelt waren, wirkten ihre so rein wie ein Smaragd. Sie war Mitte drei ßig, und schon ihr gesundes, attraktives Äußeres trotzte allen Klischees von hässlichen Hexen.
    Statt mit Warzen war ihre Nase mit Sommersprossen übersät, und ihr hüftlanges Haar war nicht grau, sondern rotblond. Bekleidet war sie mit einem dünnen blassgrünen Pullover, den sie unter einem knöchellangen Kleid mit einem raffinierten Muster aus ineinander verwirbelten Gelb-und Goldtönen trug.

    Mirandas Augen verengten sich, als sie auf Nicholas’ Gesicht fielen. Eine gute halbe Minute lang studierte sie es schweigend, ehe sie schließ lich sagte: »Wer du bist, weiß ich schon, Schätzchen.«
    Er stellte sich trotzdem vor: »Ich bin Nicholas Fox. Lilian Buntings Neffe.«
    »Das ist mir so gesagt worden.« Sie trat einen Schritt zur Seite. »Kommt rein, ihr zwei wunderbaren Wesen, und wärmt euch an meinem Feuer.«
    Mirandas Wohnzimmer war vollgestopft mit den Werkzeugen ihres Gewerbes. Tarotkarten, Kristallkugeln, Wünschelruten und sonstiger obskurer Firlefanz stapelten sich auf dem rohen Holzbalken, der als Kaminsims diente, die Wände waren zugepflastert mit astrologischen Grafiken, und an den vom Rauch verdunkelten Dachsparren hingen Bündel getrockneter Kräuter, die einen angenehm herben Duft im Raum verbreiteten.
    Miranda mochte mit Karten, Kugeln und Darstellungen von Sternbildern arbeiten, doch um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, war

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