Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
ist !
    Komisch nur , dass er seine Verwandten kaum besucht . Nahmen die Buntings zufällig auch an dem Massenauflauf teil , der an jenem verhängnisvollen Morgen auf dem Dorfplatz stattfand?
    »Nein, Dimity«, grinste ich. »Lilian und der Pfarrer waren anscheinend die Einzigen in ganz Finch, die im Morgengrauen nicht auf den Beinen waren.«
    Danke Gott für jeden kleinen Segen . Meine liebe Lori , dein Tag war wirklich voller Schall und Rauch , aber nichts weist darauf hin , welche Bedeutung sich dahinter verbirgt . Ich bin sehr neugierig auf den Ausgang eures Verhörs mit Mrs Taxman . Schlaf gut . Du wirst deine ganze Geistesgegenwart benötigen , wenn du dich morgen in die Höhle der Löwin wagst .
    »Gute Nacht, Dimity.« Ich klappte das Tagebuch zu und blieb regungslos sitzen.
    Es war ein langer Tag voller unerwarteter Ereignisse und Wendungen gewesen. Ich fühlte mich, als hätte ich ein Fenster auf das geheime Leben meiner Nachbarn geöffnet. Jeder hatte etwas zu verbergen, einen Grund, sich zu schä men, etwas, das ihn entweder wütend oder ängstlich machte. Und jeder glaubte, jemand anderes hätte einen besseren Grund, Mrs Hooper zu töten, als er selbst. Finch war mir einmal wie ein friedliches Provinznest vorgekommen. Jetzt wusste ich, dass sich dicht unter der Oberfläche reißende Strudel verbargen.
    Ich stellte das Tagebuch in seine Nische im Regal und zupfte kurz an Reginalds Ohren, dann hielt ich einen Moment lang inne, den Blick aufs Feuer gewandt. Mir war auf einmal, als hätte ich auch ein Fenster auf meine Ehe geöffnet. Bill und ich hatten bisher weder über mein »wanderndes Auge« gesprochen, noch hatte er vorher jemals gestanden, dass seines kaum anders beschaffen war. Ich war froh über diese Offenbarung und hoffte, dass sie uns beide beflügeln würde. Unsere Beziehung war zuletzt ein wenig zu festgefahren, zu vorhersehbar geworden. Sie musste einmal tüchtig durchgerüttelt werden, damit sie nicht in Reglosigkeit verharrte und gerade wegen ihrer Stabilität unterging.
    So ungern ich es zugab, aber ich schuldete der verstorbenen, wenn auch nicht beklagten Pruneface Hooper meinen Dank. Mit ihrem schäbigen Verhalten und ihrem gewaltsamen Tod hatte sie das Leben meiner Nachbarn und indirekt auch mein eigenes in ein neues Licht gerückt.

17
    DAS KITCHEN’S EMPORIUM, Finchs Dorfladen, stand am Dorfplatz gegenüber Sally Pynes Tearoom. Das weiß gerahmte Schaufenster prä sentierte eine Pyramide aus säuberlich aufeinandergestapelten Dosen mit gebackenen Bohnen, flankiert von einem chromglänzenden Rasenmä her und einem aus Chintz gefertigten Bolzenimitat.
    Mit diesem aufreizenden Sammelsurium von Gegenständen, die nichts miteinander zu tun hatten, wurde den Vorübergehenden anschaulich zu verstehen gegeben, dass das Kitchen’s Emporium der gemischteste aller Gemischtwarenläden war.
    Ich hatte schon lange aufgehört, über die Vielfalt des Angebots zu staunen, das Peggy Taxman in ihrem geräumigen Lager unterbrachte. Egal, ob ich einen Satz Schraubenschlüssel brauchte oder einen Sack Mehl, ich konnte getrost davon ausgehen, dass das Emporium beides dahatte.
    Die Sonne lugte verstohlen hinter einem Berg grauer Wolken hervor, als ich am nächsten Morgen über die Buckelbrücke holperte. Es war Freitag. Einen Tag noch konnte ich mit Nicholas verbringen, bevor mein Mann wieder heimkam.
    Und ich freute mich auf die gemeinsamen Stunden.
    Nicholas und ich hatten vereinbart, uns um zehn Uhr im Emporium zu treffen, doch als ich auf dem Platz anhielt, entdeckte ich ihn vor dem Kriegerdenkmal. Er trug wieder sein Sakko, dazu einen cremefarbenen Rollkragenpulli und eine dunkelbraune Hose. Den Regenmantel hatte er sich vorsichtshalber über den Arm gelegt. Ich stellte den Range Rover vor dem Emporium ab, schnappte mir meine Jacke vom Rücksitz und ging zu ihm hinüber.
    »Gut geschlafen?«, erkundigte er sich über die Stechpalmenhecke hinweg.
    »Sehr. Und du?«
    »Nicht so gut, wie ich gehofft hatte.« Er legte den Kopf zurück und spähte zu dem keltischen Kreuz hinauf. »Ich musste gestern Abend einen Vortrag von meiner Tante über mich ergehen lassen.«
    »Ach.« Auch ich betrachtete nun das Kreuz.
    »Über uns?«
    »Ja.« Er blickte mich kurz an, um sogleich die Hände hinter dem Nacken zu verschränken und wieder nach oben zu schauen. »Ich habe ihr versichert, dass nichts Unschickliches zwischen uns geschehen ist, und sie hat mir erklärt, dass jeder, der halbwegs bei Sinnen ist, sehen kann,

Weitere Kostenlose Bücher