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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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betrachtet.« Er warf mir einen Blick zu.
    »Fragen Sie Lori, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Nun, ich hätte das eine oder andere über Peggys strenge Wertvorstellungen sagen können –
    Kit hatte sie schmerzhaft zu spüren bekommen, wie auch Nicholas und ich –, aber ich beschloss, mich nur zu ihrem Gemeinschaftssinn zu äußern.
    »Wir sind in der Tat auf Peggy angewiesen«, erklärte ich Nicholas. »Sie organisiert fast jede Unternehmung im Dorf.«
    Nicholas’ Augen ruhten nachdenklich auf Mr Taxman. »Haben Sie das Thema Erpressung jemals Ihrer Frau gegenüber angeschnitten?«
    »Ich habe es versucht.« Mr Taxman schien in sich zusammenzufallen. »Peggy will einfach nicht mit mir sprechen. Sie will mir einfach nicht sagen, was sie bedrückt.« Er sah flehentlich zu Nicholas auf. »Bitte, Mr Fox, sorgen Sie dafür, dass sie mit mir redet. Sally Pyne hat gesagt, dass Sie mit Ihrem Charme sogar einem Stein Wasser abschwatzen könnten. Bitte bringen Sie meine Frau so weit, dass sie wenigstens Ihnen sagt, was sie mir verschweigt.«
    Nicholas studierte Mr Taxmans Miene, dann sagte er leise: »Es könnte etwas sein, das Sie lieber nicht hören möchten.«
    »Das ist mir gleich!«, rief Mr Taxman. Er geriet ins Schwanken und legte die Hände auf die Theke, um sich zu stützen. »Ich stehe zu meiner Frau, egal was geschehen sein mag, aber solange ich nicht weiß, was es ist, kann ich auch nichts für sie tun.
    Bitte helfen Sie mir, meiner Frau zu helfen.«

    Nicholas blickte zu der braunen Tür am hinteren Ende des Ladens hinüber. »Ist sie da?«
    Mr Taxman schüttelte den Kopf. »Sie ist am Grab dieser bösen Frau. Gestern ist sie über eine Stunde lang dort gewesen.«
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen.« Nicholas legte Mr Taxman eine Hand auf die Schulter.
    »Aber ich werde mit Ihrer Frau reden.«
    Mr Taxman richtete sich auf, rückte seine Krawatte gerade und antwortete würdevoll:
    »Danke, Mr Fox. Das ist alles, worum ich Sie bitte.«

18
    ALS WIR IN die Saint George’s Lane bogen, schlug uns der auffrischende Wind entgegen und wirbelte Nicholas’ Haare durcheinander. Er schlüpfte in seinen Trenchcoat und ich in meine Regenjacke. Noch war es trocken, aber es war nur eine Frage von Minuten, bis der nächste Aprilschauer herabprasselte.
    »Du bist so schrecklich still«, beschwerte ich mich, als wir am alten Schulhaus vorbeikamen.
    »Machst du dir etwa Sorgen wegen Peggy?« Ich grinste ihn verschmitzt an. »Ich glaube nicht, dass es dir schwerfallen wird, sie zum Reden zu bringen.«
    »Du verlässt dich natürlich auf meinen Charme«, knurrte er.
    Ich sah ihn scharf an. Sein Haar war ihm ins Gesicht gefallen und verbarg es, doch sein bitterer Ton war unüberhörbar.
    »Du hast keine Ahnung, wie sehr mir diese Charme-Nummer zum Hals raushängt!«, stieß er hervor. »Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass ich sie nur als Werkzeug benutze, als Waffe, als ein Mittel zum Betrug? Darin bin ich so geschickt wie kaum ein anderer. Ich bin so charmant, dass mich manchmal vor mir selbst ekelt.«
    Ich blieb verblüfft stehen. »Nicholas, stimmt was nicht?«
    »Ob was nicht stimmt?« Er wirbelte zu mir herum. »Ich gaukle den Leuten was vor, bis sie mich mögen, und dann bringe ich sie mit Taschenspielertricks dazu, sich zu verplappern. Es ist alles ein einziges Blendwerk. Das ist es, was nicht stimmt! Mr Wetherhead hat mich von Anfang an durchschaut, ich bin keinen Deut besser als Mrs Hooper.«
    Ich setzte schon zum Widerspruch an, doch Nicholas fiel mir ins Wort.
    »Was wir bis jetzt an Geheimnissen aufgedeckt haben, war vergleichsweise harmlos, aber dies hier …« – er deutete auf den Friedhof – »…
    ist ein anderes Kaliber. Mrs Taxman verbirgt ein Geheimnis, das ihr Leben zerstören könnte, und ihr Mann – ihr Ehemann – fleht mich an, herauszufinden, worin es besteht.« Er rammte die Hände in die Hosentaschen und stierte wütend zu Boden. »Nun, ich werde ihm seine Bitte nicht abschlagen – mein Charme wird diesmal wenigstens noch jemand anderem nützen –, aber keiner kann von mir erwarten, dass ich mich dabei auch noch wohl fühle.«

    Ich riskierte einen hastigen Blick zum Ende der Gasse, ehe ich mit gedämpfter Stimme fragte:
    »Glaubst du, dass Peggy Mrs Hooper umgebracht hat?«
    »Ich weiß es nicht.« Er beförderte einen Stein mit einem Tritt auf die andere Straßenseite.
    »Und im Augenblick ist mir das auch ziemlich egal.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe und sah besorgt zu Nicholas auf.

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