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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Nicholas’ Einschätzung. Wenn Miranda Pruneface umgebracht hätte, hätte sie sich einer raffinierteren Methode als eines stumpfen Gegenstands bedient.«
    Wie kommst du mit Nicholas aus?
    »Wir hatten so unsere Höhen und Tiefen.« Ich streckte die Beine auf der Lederottomane aus und schaute träge zu dem von Efeu umrankten Fenster hinaus. »Ich frage mich, ob er sich irgendwelche von diesen Krimishows reinzieht.«
    Wie bitte?
    »Dokumentationen über die Arbeit der Polizei«, klärte ich sie auf. »Im Fernsehen.«
    Auf was für merkwürdige Gedanken du nur kommst .
    »Es gibt eine bestimmte Verhörtechnik, die sie bei diesen Krimishows immer wieder demonstrieren«, erläuterte ich. »Sie wird Guter-Bulle-böser-Bulle-Methode genannt. Einer der Polizisten ist nett, der andere fies, und zusammen bringen sie den Verdächtigen so weit, dass er singt.«
    Sprich weiter .
    »Die Sache ist die, dass Nicholas in dem Gespräch mit George Wetherhead beide Rollen gespielt hat – die des Guten und die des Bösen –, und er war unglaublich gut darin. Je nach Bedarf hat er den einen oder den anderen rausgekehrt, einfach so.« Ich schnippte mit den Fingern. »Das hat mir nicht gefallen. Es hat mir richtig Angst gemacht.«
    Warum hat es dir Angst gemacht?
    »Wahrscheinlich …« Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Locken. »Wahrscheinlich habe ich mich dabei unwillkürlich gefragt, was Nicholas in Wahrheit ist – der gute oder der böse Bulle.«
    Frag deine Söhne .
    Darüber musste ich lächeln. »Sie sind voreingenommen. Er hat sie mit Spielsachen bestochen.«
    Nehmen Rob und Will alle Bestechungsgeschenke an?
    Dimitys Frage erinnerte mich an eine kleine Episode während unseres letzten Besuchs in Boston. Ich starrte zum Fenster und durchforstete mein Gedächtnis. Es war Anfang Februar an einem Nachmittag passiert. Bills Tanten hatten die Zwillinge unbedingt einem befreundeten Politiker zeigen wollen. Mir selbst und auch Bill war er nicht unsympathisch gewesen, aber die Jungen hatten die Spielzeugboote, die er ihnen mitgebracht hatte, nicht einmal angeschaut. Ja, sie hatten sich sogar geweigert, sich dem Mann zu nä hern, und sich die ganze Zeit an die makellos gebügelte Hose meines Schwiegervaters geklammert. Nun, später hatten wir erfahren, dass der Kerl sich an öffentlichen Fördermitteln für Kindertagesstätten bereichert hatte.
    »Nein«, antwortete ich, »jeden lassen sie nicht an sich ran.« Ich strich mit der Hand über die Sessellehne und fügte verlegen hinzu: »Es klingt vielleicht albern, Dimity, aber sie scheinen ziemlich gute Menschenkenner zu sein.«
    Mir kommt das überhaupt nicht albern vor .
    Warum sollten deine Söhne den Charakter eines Menschen nicht beurteilen können? Manche Kinder sind mit der besonderen Gabe gesegnet , die Masken von Menschen durchschauen zu können und ihren wahren Kern zu erkennen . Sie haben vielleicht noch nicht die Worte , um ihre Meinung auszudrücken , aber dafür stehen ihnen andere Mittel zur Verfügung .
    Will und Rob hatten Nicholas von Anfang an in ihr Herz geschlossen. Sie hatten mit ihm herumgetollt, in seinen Taschen gewühlt und waren ihm beim Mittagessen wie selbstverständlich auf den Schoß geklettert. Wenn es nach meinen Söhne ging, war Nicholas ein guter Bulle. Durch und durch.
    »Danke, Dimity«, seufzte ich. »Ich mag Nicholas gern und wollte nichts Schlechtes von ihm denken müssen. Du und die Jungs, ihr habt mir sehr geholfen, ein klareres Bild von ihm zu bekommen.«
    Ich will keinen Schlamm aufwühlen , meine Liebe , aber Nicholas ’ Verhalten erscheint mir dennoch etwas merkwürdig .
    »Inwiefern?«
    Er scheint von dir sehr angetan zu sein – in einem rein kollegialen Sinne natürlich . Er ist dar über hinaus darauf angewiesen , dass du ihm den Weg zu den Dorfbewohnern ebnest . Trifft das zu?
    Ich hielt es für zweckdienlich, mich nicht weiter über die nicht allzu kollegiale Natur von Nicholas’ Sympathie mir gegenüber auszulassen.
    Darum antwortete ich mit einem schlichten »Ja«.
    Warum aber ist er dann das Risiko eingegangen , dir so ein herbes Bild von sich selbst zu vermitteln , dass du dich von ihm zu entfremden drohst? In meinen Augen ist das eine extreme und höchst gewagte Maßnahme . Warum ist Nicholas bereit , so weit zu gehen , um einen Mord zu klären , zu dessen Opfer er keinerlei persönlichen Bezug hatte?
    Ich zuckte die Schultern. »Er sorgt sich eben um seine Tante und seinen Onkel.«
    Was für ein wunderbarer Neffe er doch

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