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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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seine Art einfach.« Peggy sah lä chelnd zu Sam hinab. »Mark Leese hieß er. J.
    Mark Leese. Hat mir versprochen, mir nach unserer Hochzeit zu verraten, wofür das J steht.«
    Ich warf Nicholas einen verwirrten Blick zu und fragte dann zögernd: »Hieß dein erster Mann denn nicht Kitchen?«

    »Hab ich etwa behauptet, dass ich Mark Leese geheiratet hab?«, sagte Peggy unwirsch. »Bekam keine Gelegenheit dazu. Er wurde in die Luft gesprengt.«
    Ich zuckte zusammen, und Nicholas senkte den Blick.
    »Ist in London passiert«, sagte sie mit rauer Stimme. »Ein Team von Spezialisten sollte eine Bombe entschärfen, die nicht explodiert war.
    Mark kam gerade mit dem Fahrrad vorbei, als sie hochging. Sie hat die Spezialisten zerfetzt. Sie hat ihn zerfetzt.« Peggy stieß heftig alle Luft durch die Nasenflügel aus und sah mich vorwurfsvoll an. »Du meinst, der Krieg ist vorbei, bloß weil ein paar alte Männer sagen, dass er aus ist. Aber es gibt immer noch Bomben, Minen und Munitionsdepots, die nur darauf warten, in die Luft zu gehen. Selbst heute noch graben sie drüben in Frankreich und Belgien Bomben aus dem Ersten Weltkrieg aus. Aber Mark Leeses Bombe war in London, und sie hat ihn umgebracht.«
    Die Tragödie berührte mein Herz, obwohl sie mehr als ein halbes Jahrhundert zurücklag. Der Krieg hatte Peggy den größten Teil ihrer Kindheit geraubt. Und dann hatte er ihr in seiner unaussprechlichen Grausamkeit auch noch ihre erste Liebe entrissen. Mir fielen keine Worte ein, die mir angemessen erschienen wären, doch Nicholas räusperte sich.
    »Das ist lange her, Mrs Taxman«, sagte er leise. »Glauben Sie nicht, dass Ihr Mann Verständnis hätte, wenn Sie ihm sagten, dass Sie einmal in einen Amerikaner verliebt waren?«
    Peggy drehte das Gesicht zum Altar, um Nicholas’ stetem Blick auszuweichen. »Das vielleicht schon«, räumte sie steif ein. »Aber das mit dem Baby würde er nicht verstehen.«
    Mir fiel das Kinn herunter. Ich wandte den Blick von Peggys verschlossener Miene zum Taufbecken. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. »Es hat ein Baby gegeben?«
    Peggy schob Sam von einer Hand in die andere. »Ich hab’s dir doch gesagt. Damals dachte ich, ich wüsste schon alles, aber ich hatte von nichts eine Ahnung. Kurz nach Marks Tod merkte ich, dass ich schwanger war. Meine Eltern schämten sich so sehr, dass sie mich nach Whitby in Nordengland schickten. Dort sollte ich bei meiner Tante leben, bis das Kind zur Welt kam, Hauptsache, daheim erfuhr niemand, was für eine ich geworden war.«
    »Whitby«, murmelte Nicholas.
    Falls Peggy das gehört hatte, verriet sie das mit keiner Regung. »Meine Tante wollte, dass ich immer im Haus blieb und Wollmützen für Flüchtlinge strickte. Aber ich war ein junges Ding. Ich konnte keine fünf Minuten stillsitzen, geschweige denn neun Monate. Also wartete ich immer, bis sie in die Kirche ging, und schlich mich dann aus dem Haus. So lernte ich Prunella kennen …«
    Das Licht in der Nische wurde noch fahler, während Peggy ihre Geschichte erzählte und ihre Stimme sich dem monotonen Rhythmus des aufs Dach trommelnden Regens anpasste. Prunella Hooper war in Whitby geboren und aufgewachsen. Die Pension ihrer Eltern war nur zwei Häuser von Peggys Bleibe entfernt. Prunella fielen die einsamen Spaziergänge des anderen Mädchens auf, und schließlich beschloss sie, sich mit ihr anzufreunden.
    »Sie hat mich auf eine Tasse Tee eingeladen.
    Ich war so einsam und von meinem Leben so angeödet, dass ich vor Dankbarkeit fast geweint hätte. Von da an haben wir uns jede Woche in der Küche ihrer Mutter zu einer Tasse Tee getroffen.«
    Die beiden Mädchen stellten schnell viele Gemeinsamkeiten fest. Sie waren gleich alt und waren im Krieg aus ihrem Heimatdorf evakuiert worden. Am Anfang beschränkte sich Peggy der Sicherheit halber auf Erzählungen über die Jahre in Finch, wo sie bei Mr Harmer und dessen Familie über dem späteren Emporium gelebt hatte.
    Aber Prunella erwies sich als gute Zuhörerin und ideale Vertraute, und Peggy hatte sich schon die ganze Zeit verzweifelt nach jemandem gesehnt, mit dem sie über den aufregenden amerikanischen Soldaten J. Mark Leese reden konnte. Es erleichterte ihr das Herz, seinen Namen laut auszusprechen, sodass sie bald alles ausplauderte.
    »Prunella war kein bisschen schockiert«, erinnerte sich Peggy. »Wahrscheinlich war es nichts Neues für sie, wo sie doch in einer Pension aufgewachsen war. Wie auch immer, sie hat mir keine

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