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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Vorhaltungen gemacht wie meine Tante, und dafür war ich ihr dankbar. Sie war damals meine einzige Freundin.« Peggys Blick wanderte zum Taufbecken, wo er verharrte. »Und dann ist das Kind gekommen. Es war ein Junge. Meine Tante hat es zur Adoption freigegeben und mich heimgeschickt.«
    Es zerriss mir schier das Herz, zu hören, wie hastig Peggy die Geburt ihres Sohnes hinunterspulte und ihn mit der sorgfältigen Verwendung von ›es‹ zu einem Ding herabstufte.
    Hatte man ihr erlaubt, ihren Sohn in die Arme zu nehmen, bevor er weggegeben wurde? Oder hatte man ihn ihr entrissen, bevor sich eine Beziehung zwischen ihm und seiner jungen Mutter entwickeln konnte? Angesichts von Peggys stumpfem Gesichtsausdruck brachte ich es nicht über mich, sie danach zu fragen.
    »Ich hatte Prunella versprochen, mit ihr in Verbindung zu bleiben«, fuhr Peggy fort. »Aber nach meiner Rückkehr wollte ich mich nicht mehr an Whitby erinnern und antwortete nie auf ihre Briefe. Später heiratete ich Mr Kitchen, und nach seinem Tod bin ich wieder nach Finch gezogen und habe dem alten Mr Harmer das Emporium abgekauft. Und dann habe ich zum zweiten Mal geheiratet. Jasper. Ich habe keinem meiner Männer je von Mark Leese oder dem Baby erzählt. Es schien einfach nicht nötig.«
    Doch dann kam sie plötzlich in Bedrängnis, als sie unvermutet einen Brief von Prunella Hooper erhielt.
    »Er kam letzten Herbst, eine Woche nach dem Erntedankfest. Keine Ahnung, wie sie mich aufgespürt hatte. Wahrscheinlich waren ihr die Geschichten eingefallen, die ich ihr übers Emporium erzählt hatte.«
    Prunella hatte sich freundlich danach erkundigt, wie es mit Peggy weitergegangen war, und ihr von ihrem eigenen Leben erzählt. Im letzten Absatz hatte sie erwähnt, dass ihr Sohn kürzlich nach Birmingham gezogen war und sie selbst gerne im Süden leben würde, um näher bei ihrem Enkelsohn zu sein. In diesem Zusammenhang hatte sie gefragt, ob Peggy vielleicht etwas wüsste, das für sie geeignet wäre.
    »Hätte ich diesen Brief nur verbrannt«, knurrte Peggy. »Aber blöd, wie ich bin, hab ich zurück geschrieben. Ich hab ihr erklärt, dass ich ihr da nicht helfen kann.« Ihre blauen Augen funkelten wütend. »Ich wollte nicht, dass sie herkommt und mich an Sachen erinnert, die ich am liebsten vergessen wollte.«
    Doch da war es schon zu spät. Prunella meldete sich erneut und ließ Peggy wissen, dass sie in einem Birminghamer Fremdenverkehrsamt auf einen Prospekt mit Ferienhäuschen gestoßen war, darunter das Crabtree Cottage. Es würde genau zu ihren Vorstellungen passen, falls sie und Peggy bei der Miete eine befriedigende Lösung finden könnten.
    »Sie hat mich gefragt, ob ich schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit hätte«, presste Peggy mit vor Wut bebender Stimme hervor.
    »Es klang so harmlos bei ihr – eine alte Freundin, die Anekdoten von früher hervorkramt –, aber ich konnte sehr wohl zwischen den Zeilen lesen. Und dann kam sie hereinspaziert, rotzfrech
    – ausgerechnet als Jasper hinter der Theke saß! –, und gab sich als meine Busenfreundin aus Birmingham aus.«
    »Sie haben zugelassen, dass Ihr Mann ihr glaubte«, hielt ihr Nicholas vor. »Damit haben Sie ihr Märchen bestätigt.«
    »Ich hatte ja keine Wahl!«, verteidigte sich Peggy. »Ich musste mich auf ihr Spiel einlassen, sonst hätte sie Jasper erzählt, mit was für einer Frau er verheiratet ist.«
    Peggy befolgte Prunellas Regeln. Sie verlangte von ihr keine Miete für das Crabtree Cottage, und wenn Prunella Geld forderte, damit sie ihrem verzogenen Enkel die allerneuesten Schuhe oder das aktuellste Computerspiel kaufen konnte, gab Peggy es ihr. In der Öffentlichkeit stellte Peggy sich immer hinter Prunella, doch insgeheim verfluchte sie sie. Wenn Peggy die Beherrschung verlor oder mit offener Rebellion drohte, brachte Prunella sie schnell wieder unter ihre Fuchtel, indem sie laut darüber nachdachte, was wohl aus dem Baby geworden war, das Peggy in Whitby zurückgelassen hatte.
    Ich blinzelte nach oben. Das Trommeln auf dem Dach hatte nachgelassen, und an den Gedenktafeln huschten hellere Schatten vorbei, als ob die Sonne die Wolkendecke durchbrochen hätte. Peggy war in ein nach innen gekehrtes Schweigen verfallen, und Nicholas schien in seine eigenen Gedanken versunken.
    Je länger ich mir Peggys Geschichte durch den Kopf gehen ließ, desto deutlicher stand mir vor Augen, dass sie vielleicht mehr über Peggy verriet, als ihr klar war. Ich hatte sie für verwirrt

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