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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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und das Regenwasser tropfte von seiner Jacke zu Boden, wo es eine Pfütze bildete.
    » Sie !«, fauchte Peggy.
    Nicholas zog die Tür zu und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

    »Sie wollen der Neffe des Pfarrers sein!«, begann Peggy.
    »Ich bin der Neffe des Pfarrers«, sagte Nicholas gelassen. »Aber Sie und Prunella Hooper waren keine alten Freundinnen.«
    Peggy straffte die Schultern. »Wie können Sie es wagen …«
    »Sie und Prunella Hooper waren keine alten Freundinnen«, wiederholte Nicholas. Obwohl er die Stimme hob, hatte sein Gebaren nichts Bedrohliches. Sein Gesicht drückte vielmehr Zärtlichkeit aus und seine Stimme mildes Bedauern.
    Mit langsamen, zögernden Schritten näherte er sich uns nun, fast als hasste er sich selbst dafür, dass er Peggy zum Nachgeben zwang. »Sie sind weder in derselben Straße aufgewachsen noch in dieselbe Schule gegangen und haben auch nicht für dieselbe Firma gearbeitet – denn Prunella Hooper hat nie in Birmingham gelebt.«
    Peggy leckte sich die Lippen, als wäre ihr Mund mit einem Schlag ausgetrocknet. »Ich …
    ich kann es erklären.«
    »Hoffentlich tun Sie das«, entgegnete Nicholas. »Denn während meine liebe Freundin Lori ihrem Mann die Wahrheit gesagt hat, haben Sie Ihren belogen.«

19
    DAS TAUFBECKEN IN der Kirche von Sankt Georg war beinahe tausend Jahre alt. Die imposante Steinschale war irgendwann mit kunstvollen Reliefs von Tieren und Pflanzen verschönert worden, aber dieser Schmuck war im Laufe der Zeit verwittert, sodass jetzt nur noch vage Ausbuchtungen und Vertiefungen übrig waren, die die frühere Pracht allenfalls erahnen ließen.
    Das auf einem schlichten Sockel thronende massive Becken befand sich in einer dunklen Nische am hinteren Ende des Südschiffs unmittelbar gegenüber der Marienkapelle. Zum bevorstehenden Osterfest sollten prächtige Lilien und Farne daraus hervorquellen, doch auch die herrlich süß riechenden Blüten würden es nicht schaffen, das schroffe, furchtgebietende Erscheinungsbild des Taufbeckens abzumildern.
    Ich war schon vor der Anglikanischen Kirche hier , schien es zu sagen, und werde auch noch hier stehen , wenn ihr schon lange nicht mehr lebt .
    Ausgerechnet das Taufbecken als Beichtstuhl zu benutzen, war bizarr, aber es war die Stelle, die Peggy Taxman wählte. Nicholas’ verblüffende Erklärung hatte sie sichtlich erschüttert, aber dennoch blieb sie die starke Persönlichkeit, als die sie ihr Mann bezeichnet hatte.
    Auf unsicheren Beinen stakste sie zu einer Handvoll Klappstühlen hinüber, die nach der letzten Taufe nicht weggeräumt worden waren.
    Ich fragte mich insgeheim, ob Peggy diesen Ort als versteckten Hinweis auf meine »verlassenen Kinder« ausgewählt hatte, die hier getauft worden waren.
    Als wir die dunkle Nische erreichten, ging Peggy der Dampf aus. Ihr Gesicht fiel in sich zusammen, und sie sank auf einen der Stühle. Ja, sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, die Handtasche zu halten. Der Verschluss schnappte auf, und der Inhalt purzelte auf den Boden. Darunter befand sich ein winziges Stofftier, ein braunes Äffchen mit dunklen Ohren und dunklem Gesicht. Es war zerschlissen und hatte offene Nähte; offenbar begleitete es Peggy schon seit langer, langer Zeit.
    Nicholas ließ sich auf die Knie sinken und sammelte die Gegenstände auf. Nacheinander legte er die Brieftasche, ein Taschentuch, einen Kalender, Stifte, die Geldbörse und einen Lippenstift zurück in die Tasche, doch als der Affe an die Reihe kam, streckte Peggy gebieterisch die Hand aus.
    »Geben Sie ihn mir!«, befahl sie.
    Nicholas reichte ihr das kleine Stofftier und stellte die Handtasche auf einen freien Stuhl.
    Während Peggy zärtlich mit dem Daumen über das runde, lachende Gesicht strich, setzten Nicholas und ich uns auf zwei Stühle, die ich Peggy gegenüber postiert hatte. Der Abstand war klein genug, um sie gut verstehen zu können, aber nicht so klein, dass sie sich wie in einer Falle fühlen würde.
    Die Strasssteinchen an ihrer Schmetterlingsbrille glitzerten, als sie von dem Äffchen zu mir aufsah. »Du hast deinem Mann die Wahrheit gesagt?«
    Ich nickte. »Ich habe Bill gesagt, dass ich Nicholas attraktiv finde, aber nichts getan habe, was meine Kinder nicht sehen dürften. Das ist die Wahrheit. Ob du sie glauben willst oder nicht, ist deine Sache.«
    »Hat Bill dir geglaubt?«
    Ich nickte erneut.
    Ihre Augen verengten sich. »Aber er war sauer, was? Weil dir jemand gefallen hat, meine ich.«
    »Er ist nicht

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