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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gerade vor Freude in die Luft gesprungen. Aber er war für meine Ehrlichkeit dankbar.«
    »Es erfordert Mut, ehrlich zu sein«, gab Peggy zu und senkte den Blick wieder auf das braune Äffchen.
    »Sie sind eine mutige Frau, Mrs Taxman«, schaltete sich Nicholas ein. Er saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände lose ineinander verhakt da, ein demütiger Pfarrer im Gespräch mit einem Gemeindemitglied. »Sie sind eine der tapfersten Frauen, die mir je begegnet sind. Sie haben unter äußerst schwierigen Umständen Ihr Äußerstes getan, um Ihren Mann vor einer Wahrheit zu schützen, die er als sehr schmerzhaft empfinden könnte.«
    »Der arme Jasper«, murmelte sie. »Und die ganze Zeit hat er nur das Beste von mir gedacht
    …« Ihre Worte verloren sich. Sie verlagerte das Gewicht, zog sich den Mantel fester um den Hals zu und schloss die Handflächen schützend um das Äffchen.
    »Prunella Hooper kannte die Wahrheit«, fuhr Nicholas in ruhigem Ton fort. »Sie kannte auch den Grund, warum Sie Ihr Geheimnis nicht Ihrem Mann anvertrauen konnten.«
    Peggy hätte jederzeit weggehen können, doch Nicholas hielt sie mit einem unausgesprochenen Versprechen von Verständnis, Mitgefühl und Vergebung in seinem Bann. Seine sanfte Art legte sich über ihren Zorn und brachte ihn zum Erlö schen, wie eine Decke, die über ein aufloderndes Feuer geworfen wird. Ohne Druck in welcher Form auch immer auszuüben, zwang er sie, einzusehen, dass sie bei einer Lüge ertappt worden war und es einfach der richtige Zeitpunkt für sie war, reinen Tisch zu machen. Peggy ergab sich ihm widerstandslos.
    »Es hat schon lange vor Prunella angefangen«, erzählte sie ihm. »Ich war acht, als meine Eltern mich nach Finch schickten, um mich vor dem Blitz in Sicherheit zu bringen, Sie wissen schon, der V2 der Deutschen. Erst mit fünfzehn bin ich wieder nach Birmingham zurückgekommen. Inzwischen langweilte mich das Landleben zu Tode, und ich brannte darauf, mich mal richtig auszutoben. Ich hielt mich für so schrecklich klug und dachte, ich wüsste alles, was es damals zu wissen gab. Fand dann auch eine Stelle in einer Armeekantine.«
    »Bei der Armee?«, fragte ich. »War der Krieg denn nicht schon aus?«
    Peggy bedachte mich mit einem verächtlichen Blick. »Glaubst du etwa, die Soldaten werfen die Waffen weg, sobald der Frieden verkündet wird?

    Sei nicht so dämlich, Mädchen. Auf der ganzen Welt waren Millionen von kriegsmüden Männern unterwegs, und Tag für Tag kamen noch mehr mit dem Schiff nach England. Selbst heute noch gibt es amerikanische Soldaten in England, aber damals waren es viel mehr.«
    Ich lauschte gebannt.
    »Dort verkehrte auch ein junger Bursche, ein Amerikaner frisch aus dem Ausbildungslager.
    Der eigentliche Krieg war ihm erspart geblieben, aber er kam trotzdem rüber und leistete hier seinen Dienst. Seine Garnison war in London, aber sie hatten ihn nach Birmingham zur Beaufsichtigung des Wiederaufbaus geschickt.« Peggy hob den Kopf und starrte ins Leere, während ihr Daumen weiter das Gesicht des Äffchens streichelte. »Eines Tages ist er in die Kantine gekommen. War nicht viel älter als ich. Hatte dichtes schwarzes Haar, haselnussbraune Augen und prächtige weiße Zähne. In seiner Uniform sah er unglaublich schick und ordentlich aus. Und er war so freundlich und offen, wie es die Amerikaner eben sind. Ich war schon bis über beide Ohren verliebt, bevor er überhaupt einen Mucks von sich gegeben hatte.«
    Peggy senkte den Blick auf den Affen. Ich starrte sie unverwandt an und versuchte, sie mir als das schmale, knochige Mädchen vorzustellen, das sie einmal gewesen war. Ich malte mir aus, wie sie durch eine Horde hechelnder Männer zu dem einen schwebte, der ihr ins Auge gestochen war, ein freundlicher, gut aussehender, offener Bursche, der sich weit weg von seiner Heimat befand.
    »Hab ihm erzählt, ich wäre schon achtzehn«, fuhr Peggy fort. »Das hab ich auch allen anderen immer gesagt. Ich glaube nicht, dass er noch mal hingeschaut hätte, wenn er mein wahres Alter gekannt hätte. Aber er hat noch mal hingeschaut, und dabei ist es nicht geblieben. Und danach ist er bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach Birmingham gekommen. Ist mit mir zu Jahrmärkten und ins Kino gegangen.« Sie hielt das Äffchen hoch. »Sam hier hab ich in einer Schießbude gewonnen. Hab ihn nach Uncle Sam getauft, weil er gesagt hat, Uncle Sam hätte aus uns allen Affen gemacht. Er war immer so forsch, so mutig –
    ich mochte

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