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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gehalten, als sie mich beschuldigt hatte, meine Söhne verlassen zu haben, doch jetzt, da ich wusste, dass man sie gezwungen hatte, ihr Kind wegzugeben, verstand ich ihren Zorn besser. Der strenge moralische Maßstab, mit dem sie Kit, Nicholas und mich bewertete, hatte seine Wurzeln in ihrer eigenen schmerzhaften Erfahrung. Die Liebe zu Mark Leese war sie teuer zu stehen gekommen, und als sie den Preis bezahlen musste, war sie nicht älter als Nell heute.
    Wie konnte sie es da vermeiden, in Nell ein Spiegelbild ihres eigenen verletzbaren Selbst als Fünfzehnjährige zu sehen? Wie konnte sie ihre Feindseligkeit Kit gegenüber zügeln, wenn sie wirklich glaubte, dass er einem jungen Mädchen nachstellte? Und wie konnte sie angesichts meines Verhaltens Nicholas gegenüber beide Augen zudrücken, wenn jeder Hauch von Laster sie an ihren eigenen Sturz erinnerte?
    Stockend redete Peggy wieder weiter. »Es ist ja nicht bloß, dass ich in Mark verliebt war. Und es ist nicht bloß so, dass ich ein uneheliches Kind hatte. Das würde Jasper vielleicht noch verstehen.« Ihre Mundwinkel zitterten. »Was er aber nicht verstehen würde, ist, dass ich das Baby weggegeben habe. Er wollte doch immer einen Sohn, wisst ihr? Und er hätte meinen bekommen, wenn ich nicht zugelassen hätte, dass sie … Ich wollte Sam dem Jungen schenken, damit er wenigstens ein Stück von seinem Vater hatte, aber sie haben ihn mir weggenommen, bevor ich …«
    Eine Träne fiel auf das lächelnde Gesicht des Affen.
    Wenn ich keinen anderen Grund gehabt hätte, Prunella Hooper zu verabscheuen, dann hätte der Anblick von Peggy Taxman, wie sie in Trä nen aufgelöst vor mir hockte, genügt. Mrs Hooper hatte ihr nicht nur ein Messer in den Rücken gerammt, sondern die Klinge in der Wunde gedreht und immer tiefer hineingeschraubt.
    »Warum hast du ihr immer Blumen ans Grab gebracht?«, fragte ich verwirrt.
    Peggy schniefte. »Meine Eltern sind tot. Meine Tante ist tot. Prunella war meine einzige Verbindung zu Mark.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich trauere um Mark und mein Baby genauso wie um Prunella, denn ich trauere um das Mädchen, das sie mal war. Prunella Hooper war damals eine gute Freundin, eigentlich meine einzige Freundin. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sie jemals so gemein sein könnte.«

20
    PEGGY STECKTE SAM wieder in ihre Handtasche und zog ein weißes Stofftaschentuch von majestätischer Größe heraus. Damit wischte sie sich ausgiebig die Augen und putzte sich die Brille, ehe sie es neben Sam verstaute und den Verschluss zuschnappen ließ. Sie wirkte jetzt ruhig und gelassen, als hätte sie sich von der Verantwortung für alles, was noch folgen mochte, befreit. Nachdem sie ihr Schicksal in unsere Hände gelegt hatte, erwartete sie nun das Urteil.
    Nicholas fuhr sich mit den Fingern durch die nassen Haare und stand auf. Schweigend trat er ans Taufbecken und legte die Handflächen auf den rauen Rand. Mit dem Rücken zu Peggy sagte er: »Sie wissen, was ich Sie jetzt fragen muss.«
    »Ich hab sie nicht umgebracht«, erklärte Peggy.
    »Sie hat Sie erpresst.« Nicholas stieß einen müden, halb bedauernden Seufzer aus, als hoffte er, es bliebe ihm erspart, Peggy unter Druck zu setzen. »Sie hat Sie gequält und bedroht. Und am Morgen von Mrs Hoopers Tod waren Sie nicht bei Ihrem Mann. Wo waren Sie?«

    »Als Prunella umgebracht wurde, hab ich im Emporium das Schaufenster dekoriert. Ich hab den lustigen Bolzen neben dem Rasenmäher arrangiert. Sie können Billy Barlow fragen, wenn Sie wollen. Er kam gerade mit Buster vorbei und hat mir zugewunken.«
    So sehr es ihm widerstrebte, Nicholas war unerbittlich. »Mrs Taxman, als ich zuletzt mit Ihnen sprach, haben Sie mir ganz deutlich den Eindruck vermittelt, Sie hätten Mr Barlow und Buster nicht gesehen. Sie sagten, Sie hätten gehört , er wäre an jenem Morgen früh auf den Beinen gewesen. Und Sie hielten es für möglich, dass er mit dem Hund spazieren gegangen sein könnte . Sie versuchten, den Verdacht auf ihn zu lenken.«
    Peggy gab sich einen Ruck. »Glauben Sie, ich wüsste nicht, wie schlecht es für mich aussieht?«, bellte sie. »Wenn irgend so ein Polizist mit Frettchennase das mit der Erpressung rausfindet, bin ich die Erste, der man ein Motiv anhängt. Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, und darum habe ich …« Sie biss sich nervös auf die Lippe und sah weg, als sie meinen vorwurfsvollen Blick bemerkte.
    Nicholas vollendete den Satz für sie:

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