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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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als hätte ich stundenlang auf einem Fleck gesessen. »Woher wusstest du überhaupt, dass Mrs Hooper gar nicht aus Birmingham stammte? Oder hast du nur auf gut Glück geraten?«
    »Ich habe nicht geraten.« Nicholas öffnete das Tor und sog die nach dem Regen wohltuend reine Luft ein. Ein wärmender Lufthauch wehte durch sein Haar und milderte die Kälte in der Kirche. »Ich habe doch vorhin einen dringenden Anruf bekommen. Er war von Tante Lilians Patentochter.«
    Ich wühlte angestrengt in meiner Erinnerung.
    »Die, die im Polizeirevier arbeitet?«
    »Genau. Ich hatte sie gebeten, mal Mrs Hoopers Akte anzuzapfen.« Nicholas zog nun seinen Regenmantel aus, schüttelte die Regentropfen ab und legte ihn sich über den Arm. »Sie hat rausgefunden, dass Mrs Hoopers Geburtsort gar nicht Birmingham, sondern Whitby ist. Mrs Hooper hatte bis zu ihrem Umzug nach Finch immer in Yorkshire gelebt.«
    Ich starrte meinen Freund bestürzt an. Ich hatte wirklich nichts dagegen einzuwenden, wenn Lilian Buntings Patentochter von sich aus gelegentlich mal aus dem Nähkästchen plauderte, doch ich hatte ernsthafte Vorbehalte dagegen, systematisch Informationen einzuholen, über die eigentlich nur die Behörden verfügen sollten. Das roch verdächtig nach Spionieren und konnte Nicholas und Lilians Patentochter am Ende noch ins Gefängnis bringen. Nicholas hatte wieder einmal etwas getan, das ich für maßlos und gefährlich hielt.

    Einmal wenigstens, das wusste ich jetzt schon, würde Tante Dimity mir vorbehaltlos zustimmen. Ihr war es von Anfang an merkwürdig vorgekommen, dass Nicholas sich derart ins Zeug legte, um den Mörder einer Frau zu finden, die er überhaupt nicht kannte – einer Frau, zu der er keinerlei persönlichen Bezug hatte . Das waren Tante Dimitys Worte, die mir wieder einfielen, und während ich darüber brütete, nahm allmählich ein verblüffender Gedanke in mir Gestalt an: Was, wenn Nicholas doch einen persönlichen Bezug hatte?
    Ich stellte mich neben Nicholas in die Tür und musterte ihn scharf von der Seite, ehe ich ihn schließlich fragte: »Bist du … Peggy Taxmans Sohn?«
    Ein aufrichtig belustigtes Grinsen breitete sich über sein ganzes Gesicht aus, und dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Ich weiß ja, dass ich kein Jüngling mehr bin, Lori – auch wenn, soweit ich mich entsinne, deine ersten Worte zu mir darauf hinausliefen, dass ich ja kein Kind sei
    –, aber sehe ich wirklich aus wie ein Mann um Mitte fünfzig? «
    Ich überschlug die Zahlen im Kopf und wünschte mir sofort, ich hätte das getan, bevor ich den Mund aufgemacht hatte.

    Ich lief dunkelrot an. »Verzeih mir«, murmelte ich kleinlaut. »Rechnen war noch nie meine Stärke.«
    Immer noch übers ganze Gesicht grinsend lehnte er sich entspannt gegen die Tür. »Wie um alles auf der Welt bist du darauf gekommen, dass ich Mrs Taxmans lange verlorener Sohn sein könnte?«
    Ich zuckte die Schultern. »Du wirkst derartig entschlossen, Mrs Hoopers Mörder ausfindig zu machen, dass ich mich eben kurz zu der Vorstellung habe hinreißen lassen, dass das Ganze eine Art Vorwand für Nachforschungen über deine leibliche Mutter sein könnte.«
    »Du verdächtigst mich also, eine heimliche Absicht zu verfolgen? Tja, leider sprechen die Zahlen gegen dich.« Sein Ton war immer noch leicht, aber das amüsierte Leuchten war aus seinen Augen gewichen. Er richtete den Blick auf den Friedhof. »Sei mir nicht böse, Lori, aber heute war ich dir wohl ein anstrengender Gefährte.«
    Ich beschloss blitzartig, meine Einwände gegen die unerlaubte Verwendung von Polizeiakten für mich zu behalten. Nicholas sollte sich jetzt nicht auch noch Kritik von mir anhören müssen. Er war ohnehin schon streng genug mit sich selbst.

    »Kein Problem«, sagte ich leichthin. »Als Frau bin ich Stimmungswechsel gewohnt.«
    Ich hatte gehofft, meine flapsige Bemerkung würde seine gute Laune wiederherstellen, doch seine Miene wurde noch düsterer.
    »Ich merke, dass meine Ernsthaftigkeit dich verunsichert«, sagte er, »aber ich muss dich bitten, mir noch ein bisschen länger zu vertrauen.
    Wir sind fast am Ziel.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Er sah schweigend zum Friedhof hinaus. »Die Ingwerplätzchen der Pyms«, sagte er schließlich.
    »Es gibt nur noch einen Empfänger, mit dem wir noch nicht gesprochen haben.«
    »Mr Barlow.« Ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln. »Wollen wir ihn im Norden oben aufspü ren?«
    Nicholas maß mich mit einem skeptischen

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