Tante Dimity und der unerhoerte Skandal
gesundheitliche Probleme hat«, bemerkte ich.
»Somit hätten wir eine Erklärung für Thomas«, sagte Emma, »aber ich wette, dass Gerald nicht erwähnt hat, dass sie seinen Onkel Williston in eine psychiatrische Klinik bringen mussten!«
Mit einem Ruck setzte ich mich auf. »Ist das dein Ernst?«
»Und das ist noch nicht alles«, fuhr Emma fort.
»Denn rate mal, was der Grund für diesen ganzen Schlamassel war? Hörst du auch gut zu? Die Frau von Williston ist mit Antheas Mann durch gebrannt .«
»Ach du liebe Zeit …«, murmelte ich.
»Es kommt noch besser«, sagte Emma. »Es scheint so, als sei Antheas Mann – er heißt Douglas –
ganz vernünftig gewesen, bis er beschloss, eine Midlifecrisis zu haben, und an einen Arzt geriet, der ihm ziemlich fragwürdige Medikamente verschrieb. Die müssen ihn zu einem anderen Menschen gemacht haben, denn plötzlich verschliss er Sekretärinnen, als ob sie auf Bäumen wuchsen. Und als Nächstes brannte er dann mit Willistons hübscher junger Frau nach Kanada durch. Ein Jahr später drehte Williston völlig durch und musste in die Psychiatrie. Er ist jetzt in einem Heim in Kent.«
»Und was ist mit Anthea?«, fragte ich. Ich hatte Mühe, nicht die Übersicht zu verlieren. »Was hat sie gemacht, nachdem Douglas sie verlassen hat?«
»Sie hat sich von ihm scheiden lassen, ihren Job hingeschmissen und ist auf den Landsitz der Familie in Yorkshire gezogen, sie nennt sich jetzt wieder Anthea Willis.«
Emma machte eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. »Sie hat Douglas’ Nachnamen abgelegt, genau wie ihre Töchter, und wer kann es ihr verdenken? Welche Frau möchte noch mit einem solchen Halunken in Verbindung gebracht werden?«
»Also, lass mich nochmal zusammenfassen.«
Emmas Eifer war fantastisch, aber mir war, als hätte ich gerade einen Hagelsturm überstanden.
»Thomas ist krank, Williston ist verrückt, Anthea hat sich in die Abgeschiedenheit zurückgezogen und Douglas ist ein … ein tablettensüchtiger, ausgewanderter Ehebrecher? Wow.« Ich wischte mir die Stirn ab. »Ist das alles an die Öffentlichkeit gedrungen?«
»Eigentlich nicht«, sagte Emma. »Ich habe eine ganze Menge dieser Einzelheiten von Dereks Rechtsanwalt. Wenn er nicht ein so guter alter Freund wäre, hätte er mir wahrscheinlich nicht so viel erzählt. In der Juristenwelt ist man normalerweise ziemlich diskret unter Kollegen.«
»Trotzdem«, sagte ich, »es kann nicht sehr gut für den Ruf der Firma gewesen sein.«
»Gerald hatte die Firma anfangs fest in der Hand«, erzählte Emma. »Dereks Rechtsanwalt sagte, die Klienten vertrauten ihm voll und ganz, und niemand könne auch nur ein schlechtes Wort über ihn sagen. Es heißt, er habe wohl gewisse Dinge falsch beurteilt, aber man hat es dem Druck zugeschrieben, unter dem er damals stand, und du kannst dir vorstellen, dass der gewaltig gewesen sein muss.«
»Und seit er weg ist, leitet seine Cousine Lucy die Firma«, überlegte ich.
»Und sie macht es sehr gut«, fügte Emma hinzu.
»Ich konnte nicht viel über ihre Schwestern oder diesen anderen Vetter, Arthur, erfahren, aber sie scheinen sich alle sehr zu bemühen, denn die Firma steht trotz allem gut da.«
»Mensch«, sagte ich und sah nachdenklich auf die Themse hinaus, »schade, dass du nicht was wirklich Interessantes ausgegraben hast.«
In Emmas Gelächter mischte sich Hams Bellen im Hintergrund. Sie befahl dem Hund, ruhig zu sein, dann bat sie mich zu warten, da jemand gekommen sei. Ich hörte undeutlich, wie die Haustür geöffnet und etwas gesprochen wurde, ganz weit weg lief ein Motor. Einen Augenblick später war Emma zurück.
»Eine weitere Lieferung«, verkündete sie. »Ich nehme an, du möchtest, dass ich das Faxgerät erst mal zum Fotokopiergerät in die Scheune stelle.«
»Faxgerät?« Ich schüttelte den Kopf. »Tante Dimity, hat Recht, Emma. Wir müssen William stoppen.«
»Immer noch keine Spur von ihm?«, fragte Emma.
»Seine Spur ist gesichert worden, aber bisher hat er es vermeiden können, ins Netz zu gehen.« Ich erzählte ihr, was Miss Kingsley berichtet hatte, und sagte, dass ich trotzdem Lucy Willis besuchen wollte, da sie vielleicht wusste, wohin Willis senior als Nächstes gefahren war.
»Pass auf, was du über Anthea und diesen Schleicher Douglas sagst«, warnte Emma. »Es sind Lucys Mama und ihr Dad. Und der verrückte alte Williston ist Arthurs Vater.«
»Ich werde mir Notizen aufs Handgelenk machen«, versprach ich. Nell erinnerte mich
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