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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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in guter Verfassung.
    Du solltest mal die Eingangshalle sehen. Einfach umwerfend. Ich kann dir sagen, diese Mönche kannten sich in Sachen Einrichtung aus.«
    Was für Mönche denn?
    »Die Mönche, die die Abtei gebaut haben.«
    Ladythorne wurde nicht von Mönchen erbaut , Liebes . Es ist keine wirkliche Abtei und war nie eine . Es handelt sich um eine viktorianische Nachempfindung eines gotischen Bauwerks .
    »Also gab es nie Mönche?«, sagte ich ziemlich enttäuscht.
    Nicht einen . Es sei denn , jemand hat sich bei einem Kostümball als Mönch kostümiert . Im 19 .
    Jahrhundert hatte man ein Faible für gotische Architektur . Jeder , der es sich leisten konnte , baute das gotische Imitat eines Schlosses , eines Klosters oder einer Abtei – Hauptsache , es stand im Ruch des romantischen Mittelalters .
    »Wann wurde Ladythorne Abbey errichtet?«
    Fasziniert kauerte ich mich tiefer in den Sessel.

    Die Abtei wurde 1874 von einem Mann erbaut , der ein Vermögen gemacht hatte , indem er die Armee Ihrer Majestät mit » Unaussprechlichen « versorgte . Sein Geburtsname war Grundy Clerk , doch als er seinen Wohnsitz in die Abtei verlegte , änderte er den Namen in DeClerke . Ich nehme an , sein Name sollte seinen Aufstieg widerspiegeln .
    »In anderen Worten, er war ein viktorianischer Emporkömmling«, sagte ich.
    Im Gegenteil : Nach allem , was man hörte , war er ein guter , rechtschaffener Mann . Er spendete großzügig an Wohlfahrtseinrichtungen , führte sein Unternehmen nach ethischen Grundsätzen , sorgte beispielsweise für die älteren Arbeiter , und war 57 Jahre lang mit derselben Frau verheiratet . Grundy und Rose DeClerke zogen vier Söhne groß , doch leider fielen drei von ihnen im Großen Krieg . Nur einer überlebte , der junge Neville DeClerke . Nach Grundys Tod hat Neville alles geerbt , glücklicherweise einschließlich der Integrität seines Vaters .
    »Er war also ein Geschäftsmann mit ethischen Prinzipien«, bemerkte ich.
    Das war er in der Tat . Aber ich spreche auch von Integrität auf einer eher persönlichen Ebene .
    Nevilles Frau starb nur einen Monat nachdem sie ihre einzige Tochter zur Welt gebracht hatte , an der Spanischen Grippe . Neville muss sich nach einem Sohn und Erben gesehnt haben , aber dennoch hat er nicht wieder geheiratet . Bis zu seinem eigenen tragischen Tod in den ersten Tagen des Blitzes , des Bombenhagels auf London , blieb er seiner ersten Liebe treu .
    »Wie hieß seine Tochter?«
    Lucasta . Lucasta Eleanora DeClerke . Sie ist eine ziemlich ungewöhnliche Frau . Obwohl es mir leidtut , es zu sagen , bin ich überrascht , dass sie dir Zuflucht in der Abtei gewährt hat , egal , wie schlimm der Schneesturm auch sein mag .
    »Das hat sie auch nicht.« Ich hielt kurz inne, ehe ich sanft hinzufügte: »Was ich damit sagen will, ist, Dimity, dass Lucasta DeClerke vor zwei Jahren gestorben ist.«
    Oh , Liebes . Ein Lufthauch strich wie ein geisterhafter Seufzer durch das Zimmer, und der Feuerschein flackerte durch den Raum. Die arme Lucasta . Der Name DeClerke ist bedauerlicherweise mit ihr gestorben . Was für ein kurzes Aufblühen dieses Geschlechts . In nur drei Generationen verwelkt …
    Ich verharrte in respektvollem Schweigen, bis Dimity die traurige Nachricht verdaut hatte, dann warf ich einen scharfen Blick in Richtung Flur. Hatte da nicht ein Dielenbrett geknarrt?
    Ein Anflug von Furcht rann mir das Rückgrat hinab. Wenn ich tatsächlich ein Knarren gehört hatte, hieß das, dass jemand von dem kostbaren Läufer auf ein Dielenbrett vor meiner Tür getreten war.
    »Warte einen Augenblick«, sagte ich im Flüsterton. »Ich glaube, da lauscht jemand vor der Tür.«
    Wir sind nicht allein? Wer ist denn …
    Ich schlug das Tagebuch zu und legte es neben Reginald auf den Teetisch. Dann schlich ich zur Tür und presste das Ohr an das weiß lackierte Holz. Das Knarren war nicht mehr zu hören.
    Wer immer es gewesen war, war inzwischen verschwunden.
    »Catchpole«, flüsterte ich, und ich spürte, wie Groll in mir aufstieg.
    In meinem Kopf zählte die Stimme meines Mannes die Gründe auf, warum es besser wäre, den Ankleidesessel unter den Türknauf zu stellen, um dann ins Bett und unter die Bettdecke zu schlüpfen, doch dieser weise Rat wurde von lautstarker Entrüstung verdrängt. Mein Blut geriet in Wallung, als ich mir vorstellte, wie Catchpole durch das Schlüsselloch spähte, um einen Blick von mir in meinem leinenen Nachthemd zu erhaschen. Wenn er dachte, dass seine

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