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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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schlüpfte ich in meine Wanderstiefel und wandte mich zur Tür, um nochmals auf dem Absatz kehrtzumachen und nach dem Mobiltelefon zu greifen. Ich wusste, Bill würde sich grämen, ehe er nicht einen morgendlichen Anruf von mir bekam. Wie erwartet, war er erfreut, von mir zu hören, doch als ich ihn fragte, ob in naher Zukunft irgendeine Möglichkeit bestehe, dass er käme, um mich aus den Schneemassen zu befreien, zögerte er.
    »Hast du schon mal einen Blick nach draußen geworfen?«, fragte er.
    »Nein, aber das werde ich gleich tun.«
    Ich ging zum Fenster und zog die schweren Vorhänge zur Seite. Um mich vor dem Sonnenlicht zu schützen, das vom Schnee reflektiert wurde, blinzelte ich vorsichtshalber, doch diese Vorsichtsmaßnahme hätte ich mir sparen können, denn auch bei Tageslicht war es fast so dunkel wie in der Nacht. Der Himmel sah aus wie eine undurchdringliche Bleischicht, und auch wenn der Wind aufgehört hatte, an den Fensterscheiben zu rütteln, so schwebten nach wie vor fette Schneeflocken träge vom Himmel.
    »Oh«, sagte ich.
    »Oho«, bestätigte Bill.
    »Sieht nicht gerade vielversprechend aus, was eine Rettungsaktion anbelangt.«
    »Nee.«
    Ich seufzte. »Hat irgendjemand eine Ahnung, wann dieser dämliche Schneefall enden wird?«
    »Die Meteorologen haben alle möglichen Ahnungen«, sagte Bill, »aber da sie es schon versäumten, den Schneesturm anzukündigen, habe ich nicht mehr allzu viel Vertrauen in ihre Prognosen.«
    Er gab mir einen kurzen Überblick über die Aktivitäten, die inzwischen an der Heimatfront stattgefunden hatten – Emma hatte Fotos von ihren Pferden gemailt, die wegen des Schnees in ihrem Stall festsaßen, und die Fotos stellten klar und deutlich unter Beweis, dass die Pferde sich bester Gesundheit und Wohlbefindens erfreuten.
    Dann berichtete er von den verschiedenen Katastrophen, die sich in der Welt ereignet hatten, seit ich von zu Hause weg war. Als er von einem Hotelbrand berichtete, dann von einem Busunfall und schließlich von einem Erdbeben, überkam mich ein Anflug von Schuldbewusstsein, als mir klar wurde, wie glücklich ich mich schätzen konnte, mich vorübergehend außer Reichweite von Fernsehen und Radio zu befinden.
    »Und das waren die Themen dieses Morgens«, schloss Bill seinen Nachrichtenüberblick, indem er den weihevollen Ton professioneller Nachrichtensprecher imitierte. »Bleiben Sie auf Sendung, und wir halten Sie über die weiteren Geschehnisse auf dem Laufenden. Oder besser, schalten Sie aus
    …« Er nahm seinen eigenen Tonfall wieder an.
    »Wir sollten unser Gespräch jetzt besser beenden, Lori, denn wir müssen an den Akku denken.«
    »Ich ruf dich gegen fünf Uhr wieder an«, versprach ich.
    »Es wäre vielleicht besser, den Akku für Notfälle zu schonen«, sagte Bill.
    »Die Tatsache, von dir abgeschottet zu sein, ist auch ein Notfall«, entgegnete ich.
    »Also wirklich, Lori«, sagte Bill ernst, »wir wissen nicht, wie lange du dort feststecken wirst.
    Ich denke, dass du jetzt nur noch anrufen solltest, wenn du Hilfe brauchst. Wenn ich nichts von dir höre, gehe ich davon aus, dass alles in Ordnung ist bei euch.«
    »Okay«, seufzte ich. »Ich halte es zwar für eine schreckliche Idee, aber wahrscheinlich ist es tatsächlich das Vernünftigste.«

    »Das ist es, glaub mir. Ich liebe dich«, fügte er hinzu.
    Ich legte das Handy auf den Nachttisch zurück und ging abermals zum Fenster, um verdrießlich auf den Hof hinauszustarren. Der Wind hatte ein paar Flecken des Kopfsteinpflasters frei gefegt, aber der größte Teil war noch immer schneebedeckt. Schneewehen wogten über den Hof, der aussah wie die Hügel und Senken eines Golfplatzes. Die Nebengebäude schienen fast völlig in den Schneemassen zu versinken.
    »Bei dem Wetter schickt man keinen Hund vor die Tür«, murmelte ich.
    Das Sprichwort brachte mir Catchpole und seine Wellensittiche in Erinnerung. Ein ungutes Gefühl beschlich mich bei dem Gedanken daran, dass er vergangene Nacht in sein Cottage zurückkehren wollte, nachdem er mich auf mein Zimmer gebracht hatte. Die Schneewehen waren bei Tageslicht bedrohlich genug. In der Dunkelheit, so stellte ich mir vor, mussten sie geradezu lebensbedrohlich sein.
    Ich hob den Blick weiter in die Ferne, auf die schneebedeckte Landschaft jenseits des Hofs, um dann rasch meine Jacke, Zipfelmütze und Handschuhe zu ergreifen. »Wenn Catchpole sich nach dem Frühstück noch nicht hat blicken lassen«, sagte ich zu Reginald, »werde ich nach

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