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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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flankierten einen geräumigen Rolltop-Schreibtisch und einen Drehstuhl, der so aussah, als stamme er geradewegs aus dem viktorianischen Kontor von Grundy DeClerke.
    Jamies Lampe, deren Docht heruntergedreht war, stand auf dem Schreibtisch, auf einer Ecke eines großen rechteckigen Papierbogens, den sie auf diese Weise auseinandergefaltet hielt. Wieder überkam mich ein Schuldgefühl, ihn aufgeweckt zu haben, als mein Blick auf seine Jeans und den dunkelblauen Pullover fiel, die auf einem Haufen am Fuß seines Bettes lagen. Er war offensichtlich zu müde gewesen, die Kleidungsstücke ordentlich zusammenzulegen, ehe er in die verführerisch weichen roten Seidenlaken schlüpfte.
    »Würde es dir etwas ausmachen, deinen Pullover anzuziehen?«, fragte ich, als ich mich zu ihm umdrehte. Ich wollte mich auf mein Anliegen konzentrieren, doch Jamies nackter Oberkörper, der sich schimmernd von der blauen Seide abhob, lenkte mich ab.
    Er rieb sich mit den Knöcheln seiner Hand die Augen und neigte dann den Kopf zur Seite. »Du willst, dass ich mich anziehe? Verzeih mir, aber ich hatte eher den Eindruck, dass du wolltest, dass ich mich ausziehe.«
    »Das war ein Trugschluss.« Energisch schüttelte ich den Kopf und trat rasch einen Schritt zurück, ermahnte mich aber, nicht unhöflich zu sein. »Nicht dass es nicht … Das heißt nicht, dass du abstoßend wärest oder etwas in der Art.
    Um ehrlich zu sein, finde ich dich schrecklich unabstoßend, aber wie auch immer, als ich sagte, dass ich dich brauche, meinte ich es nicht in diesem Sinn.« Ich hielt inne, um Atem zu schöpfen, und machte dann eine Handbewegung zu dem Kleiderberg. »Im Grunde genommen wäre es gut, wenn du alle Kleider anziehen würdest. Ich muss dir eine ziemlich lange Geschichte erzählen, und es wäre furchtbar, wenn du dich dabei erkälten würdest.«
    Während meines nur halbwegs schlüssigen Gestammels war Jamies Lächeln zu einem Grinsen geworden, und offensichtlich hörte er so etwas wie ein Kompliment heraus. Schließlich nickte er einfach nur und ging auf seinen Kleiderberg zu.
    Während Jamie sich ankleidete, beschäftigte ich mich damit, dass ich Kohlen nachlegte und darüber nachdachte, wie ich ihn mit den Fakten bekannt machen konnte, ohne ihm zu verraten, aus welcher Quelle sie stammten. Ich hatte bereits beschlossen, Tante Dimity durch Bill zu ersetzen, und als Jamie angezogen war, war ich ausreichend vorbereitet, mit meiner Geschichte auszupacken, wenngleich nicht mit der ganzen.
    Ich setzte mich auf die Ottomane und bedeutete ihm, es sich in dem Armlehnsessel bequem zu machen. Er setzte sich und faltete die Hände im Schoß, entspannt und erwartungsvoll zugleich.
    Wenn er erstaunt war, mitten in der Nacht von einer Frau mit flackerndem Blick aus dem Schlaf gerissen zu werden, dann zeigte er es nicht. Vielleicht, so kam mir in den Sinn, war es ihm schon des Öfteren passiert, sodass er bereits daran gewöhnt war.
    »Als ich auf meinem Zimmer war, hat mein Mann angerufen«, begann ich meine Geschichte zu erzählen und folgte meinem spontanen inneren Drehbuch. »Offensichtlich kam Tessa Gibbs, als sie Ladythorne erworben hatte, in den Besitz einer Schachtel, die private Dokumente von Lucasta DeClerke enthielt. Vor ein paar Wochen schickte sie die Unterlagen Bill, damit er prüfte, ob sie irgendwelche juristische Bedeutung hätten.
    Heute Abend ging er sie durch und entdeckte etwas äußerst Interessantes. Du erinnerst dich an das Fotoalbum, das du in der Bibliothek entdeckt hast?«
    Ohne mich zu unterbrechen, hörte Jamie mir zu, während ich ihm eilig berichtete, was es mit der Geschichte der Pfauen-Parure auf sich hatte und welchen Aufruhr ihr angeblicher Diebstahl verursachte. Schließlich weihte ich ihn in meinen Verdacht ein – verkleidet als Bills Verdacht –, dass der glorreiche Schmuck niemals gestohlen wurde und stattdessen, im Gegensatz zu Lucasta DeClerkes Behauptung, irgendwo in der Abtei versteckt war. Erst nachdem ich mit meiner Vermutung endete, dass Wendy hier war, um ihren zu Unrecht beschuldigten Vater zu rächen, ergriff er das Wort.
    »Du stellst da ziemlich viele Vermutungen auf, Lori.«
    »Aber sie ergeben Sinn«, beharrte ich.
    »Wirklich?« Jamie stand auf und ging zum Schreibtisch hinüber. Als er zurückkam, hatte er das von mir gesuchte Album in der Hand. » Ich habe es aus der Bibliothek mitgenommen. Die Fotos fand ich so fesselnd und wollte sie mir nochmals in Ruhe ansehen.« Er setzte sich wieder in den

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