Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Leinennachthemd anzog. Ich blies die Lampe aus, setzte Reginald auf den Nachttisch und nahm das blaue Notizbuch mit ins Bett. In den Kissenberg zurückgelehnt, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, legte ich das Buch auf die Knie, schlug es auf, und schon entfaltete sich die vertraute blaue Schrift auf der leeren Seite. Das Feuer brannte jetzt hell genug, um jedes Wort lesen zu können.
    Ich bin so froh , dass du endlich ins Bett gekommen bist , Lori . Ich hatte schon Angst , du würdest die ganze Nacht aufbleiben und deine Suche fortsetzen , aber das bringt doch nichts .
    Hast du zufällig die Parure gefunden , meine Liebe?
    Ich schloss die Augen und stellte mir das in braunes Packpapier eingeschlagene Bündel vor, das unter den Decken in Jamies Schrank lag.
    »Ja, Dimity«, murmelte ich. »Ich habe die Parure gefunden …«
    Es war ein Fehler, die Augen zu schließen. Ich öffnete sie nicht mehr bis zum nächsten Morgen.

    Fünf Stunden später wurde mehrmals energisch an meine Tür geklopft.
    »Madam?«, rief Catchpole mürrisch. »Habe Ihr Frühstück mitgebracht. Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Ich stöhnte und rieb mir die Augen. Ich lag noch immer so da, wie ich eingeschlafen war, und da die Decke noch immer bis zu meinem Kinn hochgezogen war, konnte ich guten Gewissens Besuch empfangen, also schlug ich schnell das blaue Buch zu, legte es auf den Nachttisch und krächzte dann schwach: »Kommen Sie herein.«
    Wenn es etwas gibt, das ein Mensch verabscheut, der zu wenig Schlaf abbekommen hat, dann ist es das beherzte Auftreten eines anderen.
    Catchpole gehörte sicherlich zu jener grässlichen Sorte von Menschen, die morgens Bäume ausrei ßen können und auf jeden anderen mit Missbilligung herabschauen, der nicht so ist. In diesem Moment hasste ich ihn voller Inbrunst und bereute es zutiefst, ihn dazu ermuntert zu haben, sein Cottage zu verlassen.
    »Guten Morgen, Madam«, dröhnte er und
    öffnete mit einer Hand die Tür, während er mit der anderen ein vierfüßiges Stehtablett balancierte. »Sie sehen, ich bin Ihrer Einladung gefolgt.

    Tut mir leid zu hören, dass es Ihnen nicht gut geht. Mr Macrae hat mir erzählt, dass Sie den Tag wahrscheinlich im Bett verbringen werden.«
    »Mmmmh«, erwiderte ich und blinzelte in sein Gesicht, das so schrecklich wach war.
    Wenn Catchpole auch nur geahnt hätte, in welcher Laune ich war, hätte er mir das Tablett von der Tür aus aufs Bett geschleudert und augenblicklich kehrtgemacht. Aber da er ein egozentrischer, unsensibler Morgenmensch war, spürte er nichts von den Flutwellen des Hasses, die vom Bett aus auf ihn zurollten.
    »Ich muss schon sagen, dass Sie in der Tat elend aussehen«, bemerkte er und stapfte laut durch das Zimmer, um sich vor meinem Bett aufzubauen. »Sie haben sich in der Nacht erkältet, wie Mr Macrae mir sagte, Sie und Miss Walker. Damen sollten sich nicht zu viel zumuten, sag ich immer. Hier ist Ihr Frühstück, Madam.«
    Er platzierte das Tablett auf meinem Schoß.
    »Das wird die Farbe wieder zurück in Ihre Wangen bringen.«
    Ich wandte meinen finsteren Blick von seinem Gesicht ab und sah unausgeschlafen auf das Teakholztablett. Darauf standen ein antikes silbernes Teekannenset, eine zerbrechliche Porzellantasse mit Untertasse, eine Schüssel Chutney, Silberbesteck, eine Leinenserviette und ein großer Teller, der mit einer Silberhaube bedeckt war.
    Ich warf einen zweiten Blick auf den silbernen Milchgießer.
    »Ist das … richtige Milch?«, fragte ich.
    »So ist es«, bestätigte Catchpole. Er hob die Silberhaube vom Teller. »Und richtige Eier.«
    Freude stieg in mir auf. Ein dampfendes, mit Kräutern gefülltes Omelett bedeckte den Teller bis zum Rand. Es war garniert mit frischen Rosmarinzweigen und mit Estragon bestreut, und als sein verführerisches Aroma mir in die Nase stieg, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich halte eine Kuh und ein paar Hühner in den alten Ställen«, erklärte Catchpole, während er zum Kamin hinüberging und in der Glut herumstocherte, um dann frische Kohlen nachzulegen. »Die Kräuter ziehe ich selbst in meinem Cottage, im Gedenken an alte Zeiten. Dachte, dass Ihnen ein Bissen mit frischen Zutaten, die nicht aus der Packung kommen, recht wäre.«
    »Es ist … es ist wunderbar«, brachte ich mit vor Rührung bebender Stimme hervor.
    »Schade, dass ich keinen Orangensaft habe«, fuhr er fort, »aber die Eier werden Ihnen bestimmt gut tun.« Er wandte sich vom Kamin ab und stellte sich an eines der

Weitere Kostenlose Bücher