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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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zerstört hatte und die ihr Leben mit Schuldgefühlen und Reue zubrachten. Das Geheimnis, das sie teilten, hatte sie von den anderen Männern entfernt, mit denen sie Seite an Seite auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs ge-kämpft hatten. Schlimmer noch, es hatte sie von-einander entfernt. James hatte nie von Wally gesprochen. Wally nie von James. Jeder von ihnen hatte seinen besten Freund verloren. Captain Macrae und Corporal Walker hatten einen hohen Preis für ihre Jugendsünde bezahlt. Wenn ich, und sei’s nur auf geringe Weise, dabei helfen konnte, ihren unruhigen Seelen ein wenig Frieden zu verschaffen, dann würde ich das tun.
    »Ob ich helfen werde?« Ich streckte die Hand aus und ergriff seine. »Versuch mal, mich daran zu hindern.«

18
    WIR STELLTEN DIE Lampen auf den Kaminsims und breiteten die Grundrisse auf dem Walnusstisch aus. Wendy erklärte, dass sie den Tag damit verbracht habe, das Haus auszukundschaften. Indem Jamie ihre Beobachtungen mit den Grundrissen verglich, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass Tessa Gibbs, abgesehen vom Speicher, keine großen Veränderungen in der Struktur der Abtei vorgenommen hatte. Die Böden von Ladythorne waren im Großen und Ganzen die gleichen wie zu der Zeit, als James und Wally die Korridore unsicher gemacht hatten.
    Mein Mut sank ein wenig, als mir klar wurde, dass meine Theorie bezüglich irgendwelcher Hohlräume im Mauerwerk des Gebäudes, die sich als Versteck geeignet hätten, in sich zusammenfiel. Tessa Gibbs hätte Bill zwar erzählt, wenn ihre Handwerker einen Juwelenschatz unter einem losen Dielenbrett gefunden hätten, aber es gab keinen zwingenden Grund, die Entdeckung eines leeren Marmorkastens zu erwähnen.
    Das Gleiche galt in Bezug auf unrestaurierte Möbel. Ein leerer Schmuckkasten, der in einem wackeligen Queen-Anne-Sekretär gefunden wurde, mochte zwar ein gewisses Maß an Neugierde hervorrufen, aber wäre sicherlich kein Anlass, um die Angelegenheit mit seinem Anwalt zu besprechen.
    »Ich glaube, wir sollten uns nicht mit den Umbauten aufhalten, die Tessa Gibbs im Speicher vornehmen ließ«, sagte Jamie. »Den Grundrissen zufolge waren im Dachgeschoss früher die Bedienstetenkammern untergebracht, und ich bezweifle, dass zwei GIs in der Lage gewesen wä ren, in deren Bereich vorzudringen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Mit Sicherheit hätte sie der unvermeidliche Tratsch bald vor eine Disziplinarkammer gebracht.«
    »Ich kann selbst nicht glauben, was ich jetzt sage«, bemerkte Wendy, »aber ein dreifaches Hoch auf den Schneesturm. Er war nicht Teil des Plans, aber er hat uns den perfekten Vorwand geliefert, uns hier einzunisten. Wenn Petrus es gut mit uns meint, wird der Schnee bis Ende der Woche anhalten, sodass wir ausreichend Zeit haben, die Schmuckschatulle zu finden.«
    »Wo sollen wir anfangen?«, fragte ich und lehnte mich über den Walnusstisch.
    »Such dir einen Raum aus, irgendeinen.« Jamie hob in einer ratlosen Geste die Hände. »Der Schmuckkasten kann überall sein.«
    »Ich wette auf den Glockenturm.« Wendy trommelte entschieden auf die Karten. »Dort oben ist es wie in einem Adlernest, mit einer Rundumsicht, mit der man das ganze Tal überblickt. Wenn ich an Lucastas Stelle gewesen wä re, hätte ich viel Zeit im Glockenturm verbracht und über der leeren Schatulle gebrütet, während ich Ausschau hielt nach einer amerikanischen Invasion.«
    Ich meldete mich freiwillig, um die Schlafzimmer im zweiten Stock zu untersuchen. Den Plänen zufolge hatten die vier Söhne von Grundy DeClerke sie einst bewohnt, doch als Lucasta geboren wurde, war sicherlich eines der Zimmer in ein Mädchenzimmer verwandelt worden.
    »Catchpole hat uns erzählt, dass Lucasta viel Zeit auf ihrem Zimmer verbrachte, nachdem sich ihr Geist allmählich umnachtete«, rief ich ihnen ins Gedächtnis. »Ich nehme an, dass es dasselbe Zimmer war, das sie schon als kleines Kind hatte, und dass sie die Schmuckschachtel mitnahm.
    Dort musste sie sich sicher gefühlt haben, in dem Zimmer, wo sie jede Ecke und jeden Winkel kannte.«
    »Wenigstens müssen wir nicht fürchten, dass Catchpole uns ins Handwerk pfuscht«, sagte Wendy. »Er scheint beschlossen zu haben, so lange in seinem Cottage zu bleiben, bis wir abgereist sind.«
    Ich warf einen verstohlenen Blick über die Schulter und flüsterte: »Er könnte es sich anders überlegen.«
    »Warum sollte er das?« Jamie sah mich eindringlich an. »Lori? Was hast du getan?«
    »Ich habe ihn … na ja,

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