Tante Dimity und die unheilvolle Insel
dich im Auge behalten.«
»Leibwächter?«, wiederholte ich skeptisch.
»Percy, wir sind vierzig Meilen vom schottischen Festland entfernt auf einer Burg! Wozu brauchen wir da noch Leibwächter?«
»Vielleicht braucht ihr sie wirklich nicht«, erwiderte mein Freund, »aber ein kluger Mann hat einmal gesagt, dass es immer besser ist, etwas zu haben und dann nicht zu brauchen, als etwas zu brauchen und dann nicht zu haben.«
»Kommt mir trotzdem unnötig vor«, brummte ich.
»Ms Shepherd«, sagte Damian ruhig. »Ist Ihr Leben schon einmal bedroht worden?«
»Das nicht, aber …«
»Sind Sie jemals einem Wahnsinnigen gegenü bergestanden, der darauf aus war, Sie umzubringen?«
Ich beäugte ihn unsicher. »Na ja … nein, aber …«
»Ich schon«, sagte er schlicht.
Meine Augen flackerten zu der Narbe an seiner Schläfe, aber weil mich seine Unterbrechungen ärgerten, erwiderte ich säuerlich: »Wie dem auch sei, ich halte das trotzdem für etwas übertrieben. Ich meine, wie will unser Verrückter uns jetzt noch finden? Mein Mann wird es ihm garantiert nicht verraten, und ich bezweifle, dass Sir Percy unseren Flugplan an die große Glocke gehängt hat.«
»Sie dürfen Ihren Gegner nicht unterschätzen.« Damians graublaue Augen wichen nicht einen Moment lang von meinem Gesicht. »Sie haben ja nur eine der E-Mails gesehen, die er Ihrem Mann geschickt hat. Ich dagegen habe sie alle gelesen, und ich habe gesehen, wie raffiniert Abaddon seine Spuren verwischt hat. Abaddon mag wahnsinnig sein, aber er ist intelligent und hat es nicht eilig. Er wird den richtigen Zeitpunkt abwarten und sich gut vorbereiten. Sobald er seine Chance wittert, wird er Sie angreifen, wenn Sie es am wenigsten erwarten – vielleicht in der Nacht oder wenn Sie am Strand spazieren gehen. Er könnte Sie erst foltern oder Ihnen einfach die Kehle durchschneiden. Was genau, das lässt sich unmöglich vorhersagen, denn wie ich vermute, gehorcht er Stimmen, die außer ihm niemand hören kann. Wenn ich Ihnen Angst mache, dann bin ich froh darüber. Sie sollen genug Angst bekommen, um zu begreifen, dass Sie auf meinen Schutz angewiesen sind. Sie müssen bereit sein, genau das zu tun, was ich von Ihnen verlange, und zwar ohne zu zögern. Ich kann meinen Auftrag nur erfüllen, wenn ich Ihre volle Kooperation habe. Habe ich sie?«
Einen Moment lang war ich zu nichts anderem in der Lage, als den Mann in benommenem Schweigen anzustarren. Er hatte ruhig gesprochen, ohne auch nur einmal die Stimme zu heben, doch seine Worte beschworen albtraumhafte Bilder herauf, die mich lähmten. Ja, mir stellten sich die Nackenhaare auf, und es dauerte lange, bis ich meine Stimme wiederfand.
»Ich … ich werde nicht zulassen, dass Sie meine Söhne einschüchtern«, stammelte ich. »Wenn Andrew ihnen irgendwelche Horrorgeschichten erzählt …«
»Das wird er nicht«, sagte Damian. »Wir wissen genau, was wir tun, Ms Shepherd. Andrews Aufgabe ist es, die Jungen mit Zuneigung an sich zu binden und nicht mit Angst. Er tut augenblicklich sein Möglichstes, um ihr Lieblingsonkel zu werden.«
Er stemmte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. »Und Sie? Wollen Sie mich meinen Auftrag erfüllen lassen?«
»Ja.« Ich holte mit bebenden Nasenflügeln Luft. »Es tut mir leid, wenn ich am Anfang skeptisch geklungen habe. Es ist nur so … ungewohnt für mich.«
»Das geht schon in Ordnung.« Damians Lippen kräuselten sich kurz zu einem humorlosen Lächeln. »Für mich ist es normal.«
»Zeit für ein paar Grundregeln, denke ich«, regte Percy an und schlug die Beine übereinander.
Damian lehnte sich zurück. »Andrew und ich werden Sie und die Zwillinge auf Schritt und Tritt begleiten. Wir werden Ihre Schlafarrangements besprechen, sobald wir Ihre Suite betreten.
Sie dürfen auf der Insel überall hingehen, solange ich dabei bin. Sie dürfen natürlich keine Post abschicken und auch keine ausgehenden Telefongespräche führen. Ich nehme an, dass Sie Ihr Handy mitgenommen haben.«
Ich nickte.
»Schalten Sie es ab. Räumen Sie es weg. Wenn Sie glauben, dass Sie versucht sein könnten, es zu benutzen, geben Sie es mir. Satellitensignale können zurückverfolgt werden. Falls nötig, wird Ihr Mann Sie auf meinem Handy anrufen. Ich habe ihn übrigens schon kontaktiert und über Ihre sichere Ankunft in Kenntnis gesetzt.«
»Danke«, sagte ich, ohne es wirklich zu meinen.
Viel lieber hätte ich selbst mit Bill gesprochen.
»Noch Fragen?«, wollte Damian
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