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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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großzügig über den Raum verteilten Blumenvasen stieg ein köstlicher Duft empor, und den Parkettboden bedeckten ein Dutzend ausgetretene türkische Teppiche, die für eine diskrete Explosion von Farben sorgten.
    Von den Möbelstücken passte keines zum anderen, und alle waren etwas heruntergekommen.
    Bunt gemischte Tische, Sofas und überladene Sessel ballten sich um den Steinkamin am Ostende oder in Halbkreisen vor den Fenstern, ganz als ob Percy abends nichts Schöneres zu tun wüsste, als die Wellen zu betrachten.
    Gegenüber der Eichentür stand ein Esstisch, über den eine weiße Leinendecke gebreitet war.
    Dort wartete auch schon Mrs Gammidges Imbiss. Kaum konnten die Jungs wieder richtig sehen, musste ich sie auch schon bremsen, damit sie nicht gleich über die hübsch auf Porzellantellern arrangierten Berge von Sandwiches und Obst herfielen.
    »Ihr verderbt euch noch den Appetit fürs Mittagessen!«, warnte ich sie und gestattete jedem nur ein Sandwich und eine Frucht. Sie verzogen sich mit ihrer Beute zu dem tiefen Fensterbrett gegenüber dem Esstisch, nahmen ihre Ferngläser aus den Schachteln und stützten sie auf dem Sims ab, damit sie beim Essen nach Piraten Ausschau halten konnten.
    Ich stellte meine Reisetasche auf dem Stuhl neben mir ab und erkundigte mich bei unserem Gastgeber, ob es sicher war, die Zwillinge so nahe am Fenster essen zu lassen.
    »Unbedingt«, meinte Percy. »Wir haben in der ganzen Burg gepanzertes Glas eingesetzt. Ein absolutes Muss. Bei Stürmen verwandeln sich Mö wen in richtige Kanonenkugeln.«

    »Apropos Kanonenkugeln …« Mir waren die Geschütze auf der Mauer wieder eingefallen.
    Percy konnte anscheinend Gedanken lesen.
    »Die Kanonen dienen nur der Dekoration«, versicherte er mir. »Ich habe die Rohre versiegelt.«
    »Wunderbar.« Ich sah mich im Zimmer um und schüttelte bewundernd den Kopf. »Du verstehst es wirklich, einer Frau den Atem zu rauben, Percy. Ich bin von den Socken.«
    »Dundrillin ist ein zweckmäßiger Zufluchtsort«, meinte er bescheiden und nahm sich ein Gurkensandwich. »Meine Söhne und ich benutzen es in den Sommermonaten für Konferenzen, Verhandlungen mit Firmenkunden und dergleichen. Nette Kunden dürfen hier zur Belohnung auch mal ein paar freie Tage verbringen. Jeder behauptet doch gern von sich, dass er mal in einer Burg geschlafen hat, vor allem Amerikaner.
    Wir haben eine ganze Reihe von lukrativen Deals geschlossen, während meine Gäste unter dem Dundrillin-Zauber standen.«
    Ich nickte. Percy war Witwer mit vier erwachsenen Söhnen, von denen jeder eine Schlüsselstellung im gedeihenden Firmenimperium der Pelhams einnahm. »Wie lange ist Dundrillin eigentlich schon im Familienbesitz?«, erkundigte ich mich.

    »Hmm, lass mich überlegen …«
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn, als müsste er mehrere Jahrhunderte zurückgehen. »Dundrillin ist seit mindestens … drei Jahren in Familienbesitz.« Meine Verwirrung löste einen Lachanfall bei ihm aus. »Hab’s gekauft, als ich aus dem Ölgeschäft ausgestiegen bin, mein liebes Mädchen.
    Von daher stammt auch der Name, weißt du.
    Dundrillin Castle. Hast du’s kapiert? Dundrillin?
    Done drilling – kein Bohren mehr.«
    »Ah, jetzt ist der Groschen gefallen«, sagte ich mit einem höflichen Lachen. »Aber warum bist du aus dem Ölgeschäft ausgestiegen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Zu viele Halsabschneider mit zu wenig Format – die reine Gier, und sie setzen einem immer gleich das Messer auf die Brust. Ich bin gern für Wettbewerb zu haben, aber Säbelrasseln in der Geschäftszeit ist nicht meine Sache. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens Hunter und Ross kennengelernt. Ah, wenn man vom Teufel spricht …«
    Bevor ich Messer auf die Brust? stammeln konnte, schwangen die Türflügel nach innen, und zwei Männer traten ein. Der erste war groß und bullig, und sein rotes Haar schimmerte über einem sommersprossigen Gesicht mit blassblauen Augen. Er war lässig in Khakihose, ein gestreiftes Rugbyshirt und Turnschuhe gekleidet. Dem Aussehen nach mochte er ein paar Jahre jünger als ich sein, Ende zwanzig oder Anfang dreißig vielleicht.
    Der zweite Mann war in meinen Augen der interessantere. Teilweise lag das an seiner Haltung, vor allem aber an der gezackten Narbe, die über seine rechte Schläfe bis unter den Haaransatz verlief. Er war älter als der Rothaarige, etwa Mitte vierzig, wie ich schätzte, nicht ganz so groß, schlank und nicht

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