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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gedrungen, doch dafür strahlte er natürliche Autorität aus.
    Er trug ein blaues Sakko, braune Stoffhosen, polierte braune Lederschuhe und ein hellblaues Hemd mit Buttondown-Kragen, das an seinem schlanken Oberkörper saß wie angegossen. Sein kurz geschnittenes dunkles Haar war grau gesprenkelt und sein hageres Gesicht wettergegerbt wie das eines Bergsteigers. Er hatte eine gerade Nase, einen kräftigen Unterkiefer und durchdringende graublaue Augen, die im Sonnenlicht fast silbern leuchteten. Der Übergang von der Dunkelheit ins Licht schien ihm keinerlei Mühe zu bereiten. Sein intensiver Blick wanderte vom einen Ende des Raumes zum anderen, bis er sich schließlich auf mich richtete.

    »Ms Shepherd?«, begann er. Er hatte eine wunderbare, tiefe Stimme, und sein Akzent war der der gebildeten englischen Mittelschicht. »Ich bin Damian Hunter, und das ist mein Kollege, Andrew Ross.«
    »Hallo, Ms Shepherd«, sagte der rothaarige junge Mann mit eindeutig schottischem Zungenschlag. »Ich werde mich während Ihres Aufenthalts auf Erinskil um Ihre Söhne kümmern.«
    Die Zwillinge wirbelten auf ihrem Fensterbrett herum und musterten Andrew Ross mit zusammengekniffenen Augen. Sie schätzten ihn ab, um sich schon mal ein vorläufiges erstes Urteil zu bilden, bevor er Beweise für seine guten Absichten geliefert hatte.
    »Hallo, Jungs«, sagte Andrew. »Ihr seht ja wirklich genauso aus wie auf den Fotos.«
    »Wer hat dir unsere Fotos gezeigt?«, wollte Rob wissen.
    »Sir Percy. Er ist ganz wild auf Fotos.«
    »Und wir sind wild aufs Zeichnen«, klärte ihn Will hochmütig auf.
    »Das hab ich schon gehört«, sagte Andrew.
    »Sir Percy hat das Kinderzimmer mit Farben, Buntstiften und ganzen Stößen von Papier ausgestattet. Wenn ihr wollt, kann ich euch gleich hinbringen.«

    Will deutete auf Andrew. »Ist er unser neues Kindermädchen, Mummy?«
    »Ein Kindermann?«, fügte Rob skeptisch hinzu.
    »Mein Name ist Andrew«, knurrte Andrew und verzog furchteinflößend das Gesicht. »Und so werdet ihr mich auch nennen. Wenn einer von euch noch mal dieses schreckliche Wort Kindermann benutzt, lass ich ihn an den Füßen von der Burgmauer baumeln!«
    Einen besseren Zugang zu den Herzen meiner Söhne hätte sich Andrew Ross gar nicht einfallen lassen können. Nichts kitzelte sie mehr als blutrünstige Drohungen. Sie starrten ihn mit geweiteten Augen an, bis er wieder grinste, dann prusteten sie entzückt los, kletterten von ihrem Sitz am Fenster herunter und rannten frech kichernd zu ihm. Halb hofften sie wohl, er würde mit seiner Drohung tatsächlich Ernst machen.
    Als Andrew den Jungs nun eröffnete, dass Sir Percy das Kinderzimmer mit einem Haufen Überraschungen vollgepackt hatte, konnten sie es natürlich gar nicht mehr erwarten, es zu sehen.
    Ich wollte ihm meine Kleinen jedoch nicht so ohne Weiteres anvertrauen. Erst musste er mir ein paar Fragen beantworten.
    »Haben Sie denn schon mit Kindern gearbeitet?«

    »Mit Exemplaren der männlichen Art habe ich ganz schön viel Erfahrung«, antwortete Andrew fröhlich. »Ich bin der Älteste von neun Jungs.«
    »Gott im Himmel«, ächzte ich.
    Percy trat nach vorne. »Andrew hat außerdem eine gründliche Ausbildung durchlaufen, die ihn zu dieser Stelle absolut befähigt. Damian und ich werden dir alles Nötige erklären, nachdem Rob und Will rübergegangen sind .«
    Die Botschaft kam bei mir an. »Okay«, sagte ich und ließ meine Jungs jeden mit einem dicken Schmatz gehen, allerdings nicht ohne sie zu ermahnen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.
    Außerdem versprach ich ihnen, mir ihre Zimmer anzuschauen, sobald Percy und ich miteinander gesprochen hatten.
    Jeder ergriff eine von Andrews großen sommersprossigen Händen, dann marschierten sie gemeinsam in den dunklen Korridor hinaus.
    Schon im Gehen überhäuften sie ihn mit Fragen über die Geschenke, die im Kinderzimmer auf sie warteten.
    Als sie draußen waren, führte Percy Damian Hunter und mich zur nächsten Sitzgruppe. Percy und ich ließen uns in unsere Sessel sinken, wohingegen Damian sich kerzengerade auf die Armlehne des seinen setzte. Mir fiel auf, dass er sorgfältig den Platz ausgewählt hatte, der ihm den besten Blick auf den Raum gewährte.
    »Sehr schön«, sagte Percy, sobald wir Platz genommen hatten. »Zeit, zur Sache zu kommen.
    Ich habe Hunter und Ross für die Zeit eures Aufenthalts auf Dundrillin als eure Leibwächter angestellt, Lori. Andrew ist den Zwillingen zugewiesen worden, und Damian wird

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