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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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eines aufzuklären.«
    Ich sah mich kurz im Schlafzimmer um, dann wandte ich mich mit einem leicht verlegenen Lä cheln wieder an Damian. »Irgendwie fühle ich mich schuldig, dass ich so viel Komfort genieße, während Sie draußen auf einem Feldbett campieren.«
    »Das brauchen Sie nicht. Ich habe schon mit viel weniger auskommen müssen. Jetzt machen Sie sich erst mal frisch, einverstanden?« Und mit einem knappen Nicken zog er sich ins Wohnzimmer zurück.
    Sobald er außer Sicht war, nahm ich Tante Dimitys Tagebuch aus der Reisetasche, verzog mich damit ins Bad und schloss die Tür.
    »Dimity«, flüsterte ich. »Du wirst mir nicht glauben , wenn ich dir sage, wo wir sind.«
    Im Tower von London? Schon kringelten sich die leicht geneigten altmodischen Buchstaben säuberlich über die leere Seite. Ich habe gehört , dass er ein ziemlich gutes Sicherheitssystem haben soll .
    »Nahe dran, aber kein Volltreffer«, sagte ich.
    »Sir Percy Pelham hat uns zu einer Burg auf einer Insel vierzig Meilen vor Schottland geflogen.
    Ganz schön cool, was?«
    Sogar lausekalt , wenn der Nordwind weht .
    Trotzdem hat sich Sir Percy damit selbst übertroffen . Es ist hilfreich , Freunde mit praktischen Verstecken zu haben . Aber wieso flüsterst Du?
    Besteht die Möglichkeit , dass Du belauscht wirst?

    »Mein Leibwächter ist nebenan«, wisperte ich.
    Leibwächter? Auch eine von Sir Percys klugen Ideen , wie ich annehme . Er ist wirklich ein äu ßerst umsichtiger Mann .
    »Sicherheit ist die oberste Devise«, wiederholte ich Mrs Gammidges Hinweis. »Ich kann jetzt nicht länger sprechen, weil ich mir gleich das Kinderzimmer anschauen muss; danach gibt es Mittagessen und eine Führung durch die Burg.
    Aber am Abend bringe ich dich auf den neuesten Stand.«
    Eine Führung durch die Burg? Wie aufregend .
    Ich freue mich schon darauf , jede Einzelheit zu erfahren .
    Ich klappte das Tagebuch zu und deponierte es nach einigem Überlegen in der untersten Schublade des Nachtkästchens. Dann zog ich Reginald aus der Reisetasche heraus, strich seine zerknitterten Stoffohren glatt und platzierte ihn auf den seidigen Kissen.
    »Hübsche Absteige, was, Reg?«, murmelte ich, und seine schwarzen Knopfaugen schienen zustimmend zu glitzern.
    Nachdem ich mich kurz gewaschen und gekämmt hatte, hastete ich ins Wohnzimmer, doch Damian hatte es vorgezogen, auf dem Balkon zu warten. Ich zog die schwere Glastür auf. »Ich bin schockiert, Damian! Ich hätte gedacht, die Balkontür wäre zugeschweißt!« Um das Rauschen des Windes zu übertönen, musste ich die Stimme heben.
    »Nicht nötig«, erwiderte er. »Überzeugen Sie sich selbst.«

6
    MIT EINER GESTE forderte mich Damian auf, zu ihm ins Freie zu kommen. Kurz entschlossen trat ich zu der hüfthohen Steinmauer hinaus, die als Balustrade diente, und spähte neugierig hinunter. Schlagartig wurden meine Beine zu Pudding.
    Zwischen mir und einem von tückischen Felsbrocken übersäten sandigen Strand war absolut nichts außer gut hundert Meter dünner Luft und der zehn Zentimeter dicke Boden des Balkons.
    Von jähem Schwindel ergriffen, trübte sich meine Sicht, und meine Knie schlackerten wie verrückt.
    Aber dann hielt ich mich an der Balustrade fest und bekam mich schließlich wieder in den Griff.
    In Ohnmacht zu fallen kam nicht infrage. Falls Damian Hunter testen wollte, aus welchem Holz ich geschnitzt war, war ich wild entschlossen, mit Glanz und Gloria zu bestehen. Statt zurückzuweichen, beugte ich mich vor und nahm das glatte Mauerwerk des Turms in Augenschein.
    »Abaddon müsste schon wie eine Fliege hochkrabbeln können, um diese Mauer zu überwinden«, bemerkte ich mit einem anerkennenden Nicken. »Und zum Rapunzel tauge ich bestimmt nicht.« Ich fuhr mir mit einer Hand durch meine kurzen dunklen Locken und grinste Damian neckisch an. »Selbst wenn ich blondes Haar hätte, wäre einfach nicht genug davon da, um irgendwem eine goldene Brücke zu flechten.«
    Damian warf einen flüchtigen Blick auf mein Haar, um gleich wieder aufs Meer hinauszusehen. »Noch lieber wäre mir, Sie würden gar nicht erst auf die Idee kommen, dass Sie Abaddon helfen könnten, egal unter welchen Umständen.«
    »So betrachtet …«, begann ich und verfiel in missmutiges Schweigen. Wenn Percy Damian für Humorlosigkeit bezahlte, war sein Geld gut angelegt. Bestimmt ging dieser Mann zum Lachen in den Keller.
    Ich stieß einen entnervten Seufzer aus. Dann hob ich wieder den Blick und bemerkte eine winzige Insel,

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