Tante Dimity und die unheilvolle Insel
wissen.
»Sind Sie … bewaffnet?« Ich richtete mich abrupt auf, als mir ein noch beunruhigenderer Gedanke in den Sinn schoss. »Und Andrew?«
»Nein«, antwortete Damian.
»Es ist wegen der Zwillinge«, erklärte ich mit einem matten Lächeln. »Sie kriegen einfach alles raus. Wenn die Kanonen draußen noch funktionsfähig wären, würde ich den Dorfbewohnern raten, Luftschutzbunker zu bauen. Und da wir schon dabei sind …« Ich wandte mich an Percy.
»Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das elektrische Auto absperren würdest. Falls die Zwillinge hinters Steuer klettern …«
»Werden sie viel Spaß haben«, lachte mein Freund und ließ den Arm auf die Lehne sausen.
»Wegen des Wagens brauchen Sie sich nicht zu sorgen«, beruhigte mich Damian. »Andrew wird den Zwillingen nicht erlauben, damit zu fahren, Ms Shepherd.«
»Lori«, korrigierte ich automatisch. »Nennen Sie mich Lori. Das tun alle. Außer Mrs Gammidge.«
»Mrs Gammidge nimmt’s mit den Formalitä ten peinlich genau«, bemerkte Percy. »Ich glaube, sie hat sogar ihren Mann bis zu seinem Tod mit Mr Gammidge angesprochen. Und sie waren vierunddreißig Jahre lang verheiratet!« Ich stieß ein abgehacktes Lachen aus. »So gefällst du mir schon besser.« Percy tätschelte mir das Knie.
»Damian wird dafür bezahlt, dass er ernst ist, aber ich kann’s nicht haben, dass du hier so grimmig dreinschaust wie der Sensenmann persönlich. Keine Frage, das ist eine furchtbar ernste Angelegenheit, aber ihr seid hier in guten Händen. Hunter und Ross sind die Besten in ihrem Fach. Und ich muss das wissen. Sie haben mir öfter das Leben gerettet, als ich mich erinnern möchte.«
Ich zuckte zusammen, als ein Klopfen an der Schwingtür ertönte und zwei Personen eintraten, ein junger Mann mit Brille und eine junge Blondine. Beide trugen Geschäftsanzüge und hatten einen PDA in der Hand.
»Verzeihen Sie bitte die Störung, Sir Percy«, sagte die junge Frau, »aber der Anruf aus Peking ist eingetroffen, und wir haben ein neues Angebot zu der Anlage in Sydney erhalten.«
»Und Stockholm wartet auf eine Antwort«, meldete der junge Mann.
Percy sprang auf. »Lori, lass mich dir meine persönlichen Assistenten vorstellen: Kate Halston und Elliot Southmore. Sind gestern eingeflogen worden, um mein Büro zu besetzen. Du wirst sie leider nicht häufig zu Gesicht bekommen. Ihr Boss ist ein Tyrann.«
Er gab Damian einen Klaps auf die Schulter.
»Muss los, alter Junge. Die Profite warten auf keinen.«
»Ich werde Lori ihre Suite zeigen«, kündigte Damian an.
»Sehr gut!«, rief Percy. »Die große Führung durch Dundrillin veranstalten wir nach dem Mittagessen. Wenn ich mich jetzt entschuldigen darf
…« Mein Gastgeber schob seine Assistenten durch die Schwingtür und verschwand.
Ich stand auf, schnappte mir meine Reisetasche und folgte Damian in den düsteren Korridor hinaus. Schweigend gingen wir weiter, bis wir eine Biegung am Ende des Flurs erreichten, wo eine ramponierte Tür etwas verbarg, womit ich am wenigsten gerechnet hatte – einen modernen Aufzug. Ich stieß ein lautes Lachen aus.
Damian warf mir einen erstaunten Blick zu.
»Wer hat je von einer Burg mit Lift gehört?«, fragte ich, als wir die Kabine betraten.
»Sir Percy hat nach dem Erwerb der Burg eine Menge Veränderungen vorgenommen.« Damian drückte auf die dritte Taste in einer Reihe von fünf, und der Aufzug begann eine ruhige Fahrt aufwärts. »Es ist schwer, Angestellte mit der erforderlichen Ausbildung für den Zimmerdienst zu finden, wie ihn seine Gäste verlangen. Und es ist praktisch unmöglich, Zimmermädchen zu bekommen, die bereit sind, Tag für Tag mehrmals Hunderte von Treppen hinauf-und hinunterzusteigen.« Der Aufzug hielt an, und jetzt verfiel Damian in einen leicht belehrenden Ton. »Der Turm hat fünf Stockwerke. Ihre Suite liegt im dritten. Sie ist als die Kornblumensuite bekannt.
Das Kinderzimmer ist eine Etage darüber auf der vierten Ebene.«
Die Metalltür glitt auf und offenbarte ein weiß gestrichenes Foyer mit einem Boden aus Terrakottafliesen und einer Mattglasbeleuchtung an der Decke. Fenster hatte das Foyer nicht zu bieten, aber außergewöhnliche Möbel.
Rechts vom Aufzug beleuchtete eine mehrstrahlige Halogenlampe einen Ledersessel, zu meiner Linken war an der Wand ein Feldbett aufgestellt worden, davor stand ein kleiner Tisch mit einer Leselampe und einem batteriebetriebenen Wecker darauf. Das Feldbett war mit Decken, Kissen und einem abgenutzten
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