Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
nehmen.
    Nein, Erinskil wird nie Horden von Touristen beherbergen, und die wenigen, die trotzdem kommen, können wir leicht im Auge behalten.«
    »Keine Touristen?«, fragte ich überrascht.
    »Ich hätte erwartet, dass es hier nur so davon wimmelt. Aus der Luft hat die Insel doch so aufregend ausgesehen. Kommen die Leute nicht allein schon wegen der Landschaft hierher?«
    »Andere Inseln haben auch eine aufregende Landschaft und noch einiges mehr zu bieten«, sagte Sir Percy. »Schlösser, Parks, Whiskybrennereien, Steinkreise …« Er zuckte mit den Schultern. »Wir haben natürlich ein verfallenes Kloster, aber ansonsten nur Vögel, Schafe und Felsen.«
    »Wovon leben die Einwohner dann, wenn es keinen Tourismus gibt?«, wollte ich wissen.

    »Tja, das ist allerdings ein höchst interessantes Thema«, schwärmte Percy, der ein Geschäftsmann von Schrot und Korn war. Er streckte mir seinen Arm entgegen. »Fass mal den Ärmel an.
    Der Stoff wurde hier, auf Erinskil, gefertigt.
    Weich wie Kaschmir und fest wie Nägel.«
    »Und schön ist er obendrein!«, lobte ich voller Bewunderung für das raffinierte Grünblau.
    Percy stützte die Ellbogen auf den Tisch und verhakte seine Finger ineinander. »Die Inselbewohner haben vor etwa sechzig Jahren eine Genossenschaft gegründet, um Tweed selbst herzustellen. Sie züchten die Schafe, verarbeiten die Wolle und weben sie in Stoneywell mit traditionellen Webstühlen und Techniken. Darum ist ihr Tweed wahnsinnig exklusiv und horrend teuer.
    Heute verkaufen sie ihn übers Internet. Als der Laird von Erinskil kann ich zu meiner großen Freude sagen, dass das Geschäft floriert.«
    Ich sah von meinem Lachs auf. »Habe ich richtig gehört, Percy? Hast du dich als den Laird von Erinskil bezeichnet?«
    »Allerdings«, bestätigte Sir Percy stolz. »Hab den Titel vom Earl of Strathcairn übernommen, als ich ihm die Insel abgekauft habe. Strathcairn Castle war der ursprüngliche Name von Dundrillin. Es wurde vom neunten Earl gebaut, einem Burschen, der seine Rolle als Laird sehr ernst nahm. Um ehrlich zu sein, er war ein bisschen plemplem. Hat die Burg selbst entworfen und mit Kanonen ausgestattet, um seine Leute vor marodierenden Wikingern zu schützen, wobei er ungeniert den Umstand ignorierte, dass er gut elfhundert Jahre zu spät dran war.«
    Ich lächelte verstohlen. Mein erster Eindruck von der Burg war also zutreffender gewesen, als ich gedacht hatte. »Warum hat der Earl of Strathcairn die Insel verkauft?«
    »Er war abgebrannt. Konnte den Sitz seiner Vorfahren nicht mehr unterhalten, geschweige denn eine Burg, die ihre besten Tage hinter sich hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dundrillin übel mitgespielt, musst du wissen. Die Insel wurde damals evakuiert und von der Royal Navy für Zielübungen benutzt. Und nach dem Krieg war hier jahrelang eine Einheit stationiert, die für die Entschärfung von Bomben zuständig war, die immer noch an allen möglichen und unmöglichen Orten auftauchten.«
    Ich warf einen Blick auf die mit karmesinroten Stoffen bespannten Wände und die tiefen Schieß scharten bei den Fenstern. Alles schien unversehrt zu sein. »Warum ist die Burg nicht pulverisiert worden?«

    »Die Navy hatte die Anweisung, direkte Treffer auf Dundrillin zu vermeiden. Es hat natürlich ein paar bedauerliche Fehler gegeben, aber Dundrillin wurde nun mal für die Ewigkeit gebaut. Es steht auf massivem Felsgestein, und die Mauern sind an ihrem Sockel fast vier Meter dick. Der neunte Earl mag dumm wie Bohnenstroh gewesen sein, aber von Burgen hat er was verstanden.«
    »Mir tun die Leute leid, die gezwungen wurden, die Insel zu verlassen«, sagte ich voller Mitgefühl. »Die Evakuierung muss schrecklich für sie gewesen sein.«
    »In Kriegszeiten lassen sich Opfer eben nicht vermeiden«, entgegnete Percy forsch. »Die Familien von Erinskil sind kurz nach dem Krieg zurückgekehrt und haben ihre Häuser wiederaufgebaut, nur die Burg wurde dem Verfall preisgegeben. Die Strathcairns konnten sich die Renovierung nicht leisten, ich hingegen schon.« Er zwinkerte. »Die Ölindustrie hat es gut mit mir gemeint.«
    »Muss wohl so gewesen sein«, meinte ich verwundert. »Wie ist es denn so, das Leben als Laird?«
    »Die Inselbewohner haben mir am Anfang einen frostigen Empfang bereitet«, gab Percy zu.

    »Sie hatten selbst ein Angebot für ihre Burg gemacht, verstehst du, und ich hatte sie einfach überboten. Das Eis ist dann aber schnell gebrochen, als sie gemerkt haben, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher