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Tante Lisbeth (German Edition)

Tante Lisbeth (German Edition)

Titel: Tante Lisbeth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Unterstützung der Polizei gebeten ...«
    In der Tat hatte Viktor von Hulot mit einer Empfehlung des Fürsten von Weißenburg einen Versuch in der Richtung gemacht, und der Polizeipräsident hatte ihm versprochen, Crevel in geeigneter Weise über das Vorleben von Frau Marneffe aufklären zu lassen, um ihn aus den Krallen dieser Buhlerin zu retten.
    »Ganz recht!« bestätigte Hulot.
    Die Alte fuhr fort: »Wir haben Ihre Angelegenheit erwogen und einen Weg gefunden, Ihre Wünsche zu erfüllen. Geben Sie dreißigtausend Francs, und Sie sind das Übel los! Wir machen die Sache. Zu zahlen brauchen Sie erst hinterher.«
    »Sie wissen, um wen es sich handelt?« fragte Viktor.
    »Ich erwarte Näheres von Ihnen! Wir wissen nur so viel: ein schwachsinniger alter Herr ist in den Händen einer jungen Witwe. Sie hat ihr Gaunerhandwerk so fein verstanden, daß sie schon zwei Familienväter um eine Rente von vierzigtausend Francs ärmer gemacht hat. Sie ist nun im Begriffe, das Doppelte zu ergaunern, wenn sie den alten Herrn heiratet und ihn dann baldigst unter die Erde befördert. Es besteht somit die Gefahr, daß Ihre Familie um ein großes Vermögen kommt...«
    »Das stimmt so ungefähr«, meinte der Anwalt. »Es handelt sich um meinen Schwiegervater, Cölestin Crevel...«
    »Ehemaligen Parfümerienhändler, jetzigen Bürgermeister!« ergänzte Frau Nourrisson.
    »Die andere Person ist Frau Valerie Marneffe!«
    »Die kenne ich nicht, aber in drei Tagen werde ich genauestens Bescheid über sie wissen«, erklärte die Alte.
    »Sind Sie imstande, die Heirat zu verhindern?«
    »Wie weit sind die beiden?«
    »Sie sind zum zweiten Male aufgeboten«, erwiderte Hulot.
    »Man müßte die Frau entführen. Heute ist Sonntag. Wir hätten nur drei Tage Zeit. Am Mittwoch ist die Trauung. Das ist unmöglich. Aber man könnte sie umbringen...«
    Als Viktor diese Worte hörte, prallte er betroffen zurück.
    »Umbringen!« wiederholte er. »Und wie wollten Sie das machen?«
    »Herr von Hulot, seit vierzig Jahren sind wir nun schon Werkzeuge des Schicksals«, antwortete sie mit gräßlichem Dünkel. »Wir machen in Paris, was wir wollen. So manche Familie hat mir ihr Geheimstes anvertraut. Sehen Sie: wir haben Heiraten zustande gebracht, Ehen zerstört, Testamente verschwinden lassen, auch manchem seine Ehre gerettet. Das alles bedeutet für mich ein Jahreseinkommen von sechsunddreißigtausend Francs. Sie können mir getrost vertrauen! Mein Schicksal wäre besiegelt, wenn ich nicht verschwiegen wäre wie das Grab. Ich handle. Aber alles, was geschieht, wird als Werk des Zufalls gelten. Sie brauchen nicht die geringsten Gewissensbisse zu haben. Vier Wochen hinterher werden Sie glauben, es sei alles von selber so gekommen.«
    Viktor trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Der Anblick einer Hinrichtung hätte ihn weniger erregt als diese Person. Es kam ihm vor, als sei sie blutrot gekleidet.
    »Frau Nourrisson«, sagte er, »ich kann Ihre Hilfe, Ihre Erfahrung, Ihre Tätigkeit nicht annehmen, wenn es jemanden das Leben kostet, wenn dabei ein Verbrechen begangen wird ...«
    »Sie sind ein großes Kind!« unterbrach ihn die Alte. »Sie wollen vor sich selber unschuldig dastehen, und doch ist es Ihr Wunsch, daß Ihr Feind vernichtet wird.«
    Viktor machte die Geste des Ableugnens.
    »Gewiß«, fuhr sie fort, »Sie wollen, daß jene Frau ihre Beute losläßt, die sie bereits zwischen den Zähnen hat. Was würden Sie tun, wenn Sie einem Tiger ein geraubtes Stück Vieh wieder entreißen wollten? Würden Sie ihm den Rücken streicheln und »liebe Miezekatze!« sagen? Sie haben keine Logik! Sie wollen den Krieg, aber keine Verwundeten! Gut! Ich will Ihnen das Gefühl der Schuldlosigkeit verschaffen, an dem Ihnen so sehr viel liegt! Ehrliebe und Heuchelei sind Geschwister. In einem Vierteljahr wird Sie eines Tages ein Bettelmönch besuchen und Sie um vierzigtausend Francs für irgendein gutes Werk bitten, sagen wir: für ein im Morgenlande zerstörtes Kloster. Sind Sie bis dahin mit Ihrem Schicksal zufrieden, dann geben Sie dem Manne die vierzigtausend Francs! Die Summe ist nicht zu hoch im Vergleich zu der, die Ihnen zufällt.«
    Damit stand sie auf, grüßte verbindlich lächelnd und empfahl sich.
    »Das war die Schwester des Teufels!« murmelte der Anwalt. Er erhob sich. Es fiel ihm ein, daß er sie hinausgeleiten müsse, aber sie war bereits verschwunden – spurlos wie die böse Fee im Märchen.
    Gelegentlich einer amtlichen Verrichtung im

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