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Tante Lisbeth (German Edition)

Tante Lisbeth (German Edition)

Titel: Tante Lisbeth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Zwist mit Freuden schwinden sehe. Zwiespalt innerhalb einer Familie ist immer betrübend.«
    »Na also, alter Streithammel!« meinte der Baron, indem er den Dicken in den Garten schleppte. »Du schneidest mich, und sogar in meinem Hause? Zwei alte Don Juans wie wir beide sollten sich weiß Gott nicht einer Schürze wegen in die Haare fahren! Das sollten wir wirklich nicht tun. Es wäre Spießerei.«
    »Bester Baron, ich bin kein Adonis wie du, und das Arsenal meiner Verführungskünste ist nicht derart, daß ich Verluste so leicht ersetze, wie du das vermagst...«
    »Unsinn!« wehrte Hulot ab.
    »Der Sieger hat gut lachen!«
    In diesem Tone begann eine Aussprache, die zu einer völligen Versöhnung führte. Aber Crevel betonte trotzdem, daß er berechtigt bleibe, sich gelegentlich zu revanchieren.
    Frau Marneffe wollte zur Hochzeitsfeier von Fräulein von Hulot eingeladen werden. Um zu ermöglichen, seine künftige Geliebte in seinem Salon zu sehen, mußte der Staatsrat alle Beamten seines Ressorts – einschließlich der Kanzleisekretäre – einladen. Damit wurde ein großer Ball nötig. Als sparsame Hausfrau errechnete die Baronin sofort, daß ein Ball weniger kosten werde.als ein Festmahl und daß man dabei viel mehr Personen einladen könne.
    Zu Führern der Braut wurden bestimmt: der Marschall Fürst von Weißenburg und der Baron von Nucingen; zur Seite des Bräutigams sollten Graf Rastignac und Popinot schreiten. Da Steinbock, seit er berühmt war, von den glänzendsten Persönlichkeiten der polnischen Emigration aufgesucht worden war, mußten sie eingeladen werden. Dazu kamen die Staatsräte und die hohen Verwaltungsbeamten. Die Armee, die den Grafen von Pforzheim zu ehren beabsichtigte, sollte durch ihre Spitzen vertreten werden. Notgedrungen mußten somit zweihundert Einladungen ergehen. Das Verlangen der Frau Marneffe, im Glanz einer derartigen Gesellschaft erscheinen zu dürfen, war somit wohl begreiflich.
    Die Baronin verwandte den Ertrag ihrer Brillanten, aus denen sie die Prachtstücke für den Trousseau Hortenses ausgesucht hatte, zur Einrichtung der Wohnung des jungen Paares. Der Verkauf hatte fünfzehntausend Francs gebracht, wovon fünftausend für die Wäscheausstattung genommen wurden. Was sind zehntausend Francs für eine Wohnungseinrichtung, wenn man den modernen Luxus bedenkt? Indessen machten Herr und Frau Hulot jun., Vater Crevel und der Graf von Pforzheim bedeutende Hochzeitsgeschenke. Der alte Onkel hatte eine Summe für das Silberzeug zurückgelegt. Dank dieser Beihilfe wäre selbst eine anspruchsvollere Pariserin mit der neuausgestatteten Wohnung in der Rue Saint-Dominique an der Esplanade des Invalides zufrieden gewesen.
    Endlich kam der große Tag, ein großer Tag in der vollen Bedeutung des Wortes für Hortense und Stanislaus ebenso wie für den Baron. Frau Marneffe hatte sich entschlossen, am Tage nach der Hochzeit der Liebesleute und ihrem Sündenfall einen Einzugsschmaus zu geben.
    Wozu ein Hochzeitsfest schildern? Wer hätte noch keinen Hochzeitsball mitgemacht? Man erinnere sich solch eines feierlich geputzten Menschenschwarms und aller der festlich gestimmten Gesichter, und man wird leise lächeln. Nirgends kann man die Wirkung der Umwelt besser beobachten. Das Festliche ist so sehr das allgemeine Charakteristikum, daß man die Leute, die auch am Alltag gut angezogen gehen, nicht von denen unterscheiden kann, für die eine Hochzeit ein ganz besonderes Ereignis ist. Man erinnere sich an alle die Typen, die so ein Fest heraufbeschwört: an die Gleichgültigen, die steif dastehen; an die alten Ehepaare, deren Gesichter die Trauer am Ende desselben Lebens verkünden, das die Neuvermählten mit soviel Freudigkeit beginnen; an die jungen Mädchen, die die Braut beneiden; an die Frauen, die sich um den Eindruck ihrer Toiletten sorgen; an die armen Verwandten, die in ihrer dürftigen Tracht von den Leuten in fiocchi abstechen; an die Gourmets, die bloß des Diners wegen erschienen sind, und an die Spielratten, die das Jeu hinterher anlockt; an all den Drang nach Freude, der diese Menschen durchzittert wie die Perlen der Kohlensäure den Sekt. Alles ist da, arm und reich, Neider und Beneidete, Philosophen und Illusionsmenschen. Eine Hochzeit ist eine Welt im kleinen.
    Auf dem Höhepunkt der Feststimmung faßte Crevel den Baron am Arm und flüsterte ihm mit der unschuldigsten Miene der Welt ins Ohr: »Sag mal, wer ist denn die hübsche Frau in Rosa? Die dich nicht aus den Augen

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