Tanz auf dem Regenbogen
wie wir alle. Das ist eben einer der Gründe, warum die Suche nach vermißten Personen so schwierig ist. Wie Moses Gott am Berg Sinai fragte: »Warum müssen Haustiere sterben?« und Gott, laut des alten Testaments, keine Antwort wußte und Moses lediglich den Rat gab, zwei Tabletten zu nehmen und sich ins Bett zu legen.
Am folgenden frühen und strahlend schönen Morgen hatte ich Probleme, meine Augen anzupassen. Das lag einerseits an dem Kater von den ungefähr neunzehn Piña Coladas, die ich anläßlich unserer kleinen, spontanen »McGovern Lebt!« Party getrunken hatte, andererseits an der blendenden Schönheit Stephanie DuPonts in ihrem hellroten trägerlosen Badeanzug. Jedes empfindungsfähige Wesen am Strand, mich selbst eingeschlossen, starrte sie an. Thisbe, die für einen Yorkie ziemlich korpulent war, watschelte angestrengt durch den Sand. Baby hingegen flitzte wie ein Strandkrebs, dem das Ritalin ausgegangen war, herum.
»Bitte sag mir, daß du noch einen anderen, etwas dezenteren Badeanzug dabei hast«, sagte ich zu Stephanie.
»Ich habe noch fünfundzwanzig andere Badeanzüge dabei«, sagte Stephanie und half Thisbe, die im Sand eingesunken war.
»Heilige Mutter Gottes«, stieß ich hervor, »du hast nicht wirklich fünfundzwanzig Badeanzüge dabei.«
»Natürlich, Arschloch, Mädchen brauchen Auswahlmöglichkeiten. Zum Glück gehörst du nicht dazu.«
»O.k. zumindest haben wir jetzt die volle Aufmerksamkeit aller. Vielleicht finden wir jemanden, der vor fünf Nächten, als McGovern verschwunden ist, auch schon hier war. Die Blassen kannst du vergessen…«
»So wie dich.«
»Jeder, der lange genug hier ist, um ein Augenzeuge gewesen sein zu können, ist mittlerweile entweder gebräunt oder hat einen tierischen Sonnenbrand.«
»Was ist mit den Schwuletten da drüben, die sind ziemlich braun. Vielleicht solltest du sie mal fragen. Wie viele Speedos hast du dabei?«
»Mir ist gerade etwas klar geworden. Keiner dieser Touristen hält sich nachts am Strand auf.«
»Das ist gut, denn mit diesem dämlichen Cowboyhut nimmt dich sowieso keiner ernst!«
»Vielleicht sind sie von deiner Schönheit so erschüttert, daß sie sowieso nicht mehr reden können.«
Stephanie hob Baby Savannah hoch und hielt sie sich unters Kinn. Es war ziemlich klar, daß ihre kleine Nachtclubeinlage wieder losgehen würde.
»Meine Mammi ist die hübscheste Braut am ganzen Strand«, quietschte Baby.
»Das könnte irgendwann langweilig werden.«
»Schnauze, Arschloch.«
»Mammi will wissen, was McGovern wirklich auf Hawaii gemacht hat«, sagte Baby. »Sie glaubt nicht, daß er nur hergekommen ist, um Rezepte zu sammeln. Sie glaubt, daß er dazu viel zu abgebrannt war.«
»Jetzt, wo du das sagst…«
»Ich hab es nicht gesagt, Baby hat’s gesagt.«
»Ja, natürlich. Aber Hoover hat irgendwas von einem Gratisticket erwähnt. Er war sich nicht ganz sicher. McGovern hat sich nicht so klar ausgedrückt.«
»Da haben wir’s ja schon, Nancy Drew. Das könnte der Schlüssel zum Rätsel um McGoverns Verschwinden sein.«
»Das Gratisticket könnte wirklich wichtig sein«, sagte ich. »Ich will nur hoffen, daß niemand versucht, es zu lochen.«
»Wir wissen, daß es nicht McGovern war, der in der Leichenhalle lag«, sagte Stephanie, während sie beiläufig ihr schmerzlich schönes Privateigentum mit Sonnenlotion eincremte. »Aber wir haben immer noch keine Ahnung, wo er wirklich ist, und warum. Ich finde, wir sollten die Mädels ein bißchen am Strand spielen lassen, an unserer Bräune arbeiten, und die Sache noch mal von Anfang an durchgehen. Wir brauchen einen kohärenten Plan, um McGovern zu finden. Ich glaube, das Ticket ist verdächtig. Hier könnten wir anfangen. Aber du kannst nicht mit diesem Hilfssheriffcowboyhut durch die Gegend laufen, eine stinkende Zigarre paffen und jeden Touristen, den du triffst, fragen, ob er McGovern gesehen hat. Das ist eine absolute Anfängernummer!«
»Ich hab einen Plan. Ich komme gegen Mitternacht wieder her, also ungefähr zu der Zeit, zu der McGovern die Statue von Duke Kahanamoku bestaunt hat, und zu der ihn das letzte Mal jemand gesehen hat. Ich schaue mich nach Einheimischen, anderen Figuren oder Liebespaaren am Strand um.«
»Oh, die freuen sich sicher, dich zu sehen.«
»Außerdem plane ich, heute Nachmittag die staatliche psychiatrische Anstalt zu besuchen. Rambam hat gesagt, daß die Bullen gerne die Psychiatrie vergessen, wenn sie die Krankenhäuser überprüfen. Die
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