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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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Strand! Können wir am Strand spielen gehen?«
    »Nein, Liebling, dazu ist es schon zu spät«, sagte Stephanie mit beruhigender Stimme. »Wir gehen in unserem kleinen Hotelzimmerchen ins Betti. Morgen nimmt Onkel Kinky euch an den Strand mit – nachdem er McGovern gefunden hat.«
    »Ich kenne Stephanies kleine Salonnummer mit dem Hund ja nicht, aber sie könnte ziemlich schnell ziemlich alt werden.«
    »Genau wie Onkel Kinky«, kreischte Baby Savannah.
    Danach blieb Mann, Frau und Hund nicht mehr viel Zeit zum Reden. McCall, der nur knapp einen Flugzeugabsturz in Alaska überlebt hatte, entwickelte nun bei allen Starts und Landungen eine ziemlich ausgeprägte Gänsehaut. Diese manifestierte sich darin, daß er die Fötushaltung annahm, besessen durch das kleine Cockpit starrte, um die Landebahn auszumachen und bei jedem kleinen Geräusch, das das Flugzeug machte, schrie:
    »Was ist das?!!« Dieses Verhalten trug wenig zu entspannter Unterhaltung in gemütlicher Atmosphäre seitens seiner Mitreisenden bei.
    Als wir auf dem Privatflughafen landeten, war es schon fast dunkel. Dank McCall, der die Räder großzügig mit einem Geldbündel, das er immer bei sich trug und beiläufig als Beschleuniger bezeichnete, schmierte, flogen wir mit höherer Geschwindigkeit als das Flugzeug durch die Sicherheitsabfertigung.
    Als ich Hoover bedrückt auf dem Rollfeld stehen sah, wie er desinteressiert drei farbenfrohe Leis in der Hand hielt, wußte ich, daß etwas nicht stimmte. Er begrüßte Stephanie, McCall und mich der Form halber mit Aloha, legte uns ziemlich steif die Leis um den Hals und zog mich dann auf die Seite.
    »Die Bullen haben die Leiche gefunden«, sagte er.

 
     
     
     
    Teil Drei
     
     
     
    Am Strand

 
    13
     
     
     
    Man kann natürlich ein paar Palmen davor pflanzen, aber eine Leichenhalle bleibt eine Leichenhalle. Wie eine Katze oder ein Hund, die sich einer Veterinärklinik nähern, kann man die Atmosphäre schon spüren, bevor man tatsächlich da ist. Genau dieses Gefühl hatten Hoover und ich, als wir den kleinen Mazda auf dem Parkplatz zurückließen und uns dem Gebäude näherten. McCall, eine gehorsame Stephanie und ihre beiden Enfants waren mit der Limousine ins Hotel gefahren. Man braucht kein Empfangskomitee, um die Leiche eines lieben Freundes zu identifizieren.
    »Es tut mir so leid, Kinky«, sagte Hoover, als er mir die Eingangstür aufhielt. »Ich weiß, daß ihr euch sehr nahe standet.«
    »Du hast dein Möglichstes getan«, sagte ich abwesend. »Wenn ich nur früher hier eingetroffen wäre…«
    »Das hätte auch nichts geändert. Soviel ich von den Bullen weiß, ist McGovern in dieser Nacht schon kurz nach seinem Verschwinden ertrunken.«
    »Aber wer hat dann drei Tage später am Telefon ›MIT!-MIT!-MIT!‹ gesagt?«
    »Vielleicht hat sich jemand verwählt.«
    Für eine Leichenhalle brummte das Gebäude vor Aktivität. Das war natürlich keine große Überraschung. Da die meisten Leichenhallen rund um die Uhr geöffnet sind, gibt es keine wirkliche Friedhofsschicht. Die Rezeptionistin bat uns, Platz zu nehmen. Sie sagte, man würde sich sofort um uns kümmern. Ich sagte, wir wären nicht in Eile.
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß die Bullen sich irren«, sagte ich zu den fluoreszierenden Anschlüssen an der Decke. Ich hatte Probleme, Hoover anzusehen, er wirkte todtraurig.
    »Hm«, sagte er halbherzig, »aber ich glaube nicht, daß sie dieses Mal auch falsch liegen. Sie kennen McGoverns Größe, Gewicht, Alter und Haarfarbe. Alles stimmt überein. Todeszeit und Fundort passen auch ins Bild. Und außerdem gab es zum fraglichen Zeitpunkt keine weiteren vermißten Personen in der Gegend. Wenn sie einen Fehler gemacht haben, ist das ein Hammer.«
    »Jeder macht mal einen Fehler«, sagte ich mit der stumpfen Benommenheit der Tragödie. »Ich habe bei McGovern auch einen gemacht.«
    »Und welcher soll das gewesen sein?«
    »Ihn zu sehr zu mögen.«
    »Das ist immer ein Fehler«, sagte Hoover.
    »Meine Herren, wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte ein wohlerzogener junger Mann in einem Laborkittel mit leichtem Lispeln. »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    Hoover und ich folgten dem beflissenen unscheinbaren Burschen in ein kleines Büro, in dem die Temperatur merklich um ein paar Grad kühler war. Wir warteten, während er ein bißchen an seinem Haar fummelte und dann die Blumen auf dem Schreibtisch anders arrangierte. Er sah zuerst mich, dann Hoover mit klaren blauen Augen an, die für

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