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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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vom sandigen Boden auf.
    »Du bist nicht an die Tür gekommen, also habe ich das Zimmermädchen gebeten, mich reinzulassen«, sagte er. »Was hältst du davon?«
    Er klatschte mir einen Stapel Plakate in die Hand, auf denen McGoverns lächelndes Konterfei unter dem Wort »Vermißt« zusammen mit einer 0180er-Nummer und der Erwähnung einer großzügigen Belohnung zu sehen war. Ich wußte, daß es reine Routine bei Fällen von vermißten Personen war, in der ganzen Stadt Vermißtenplakate zu kleben, genau wie man das tun würde, wenn man seine Katze vermißt, trotzdem schien es einfach eine erbärmliche »Letzte-Möglichkeit-Taktik« zu sein, die mir die Ergebnislosigkeit unserer bisherigen Bemühungen vor Augen führte und mich zutiefst deprimierte. Und die ganze Zeit lächelten diese irischen Augen.
    »Jesus«, sagte ich, »das reicht, um endlich mit dem Verdrängen aufzuhören. Wo hängen wir die auf?«
    »Sie werden schon überall in der Stadt verteilt«, sagte McCall, »ich habe heute morgen unter den Hotelangestellten etwas Beschleuniger verteilt. Die kümmern sich drum. Zumindest könnte das etwas Druck auf die ausüben, die McGovern festhalten und sie nehmen vielleicht zu uns Kontakt auf.«
    »Also glaubst du, daß er gekidnappt worden ist?«
    »Dem Anruf, den du bekommen hast, bevor wir losgeflogen sind, dem Ausbleiben jeder Kommunikation seitens McGovern und dem Fehlen seiner Leiche nach zu urteilen, würde ich sagen, zum Teufel ja, er ist gekidnappt worden.«
    »Warum hat es dann noch keine Lösegeldforderung gegeben?«
    »Vielleicht kommt die noch.«
    »Wie es beim Schnorcheln so schön heißt, ›nicht den Atem anhalten.‹«

 
    16
     
     
     
    Auch wenn eine ganze Palmenplantage davorsteht, eine psychiatrische Anstalt bleibt eine psychiatrische Anstalt. Wo auf der Welt sie auch stehen mag, es entströmt ihr die schwere verzweiflungsschwangere Klapsmühlenluft, die den gelegentlichen Besucher der Freakshow an Traurigkeit ersticken läßt. Man kommt, um zu sehen, aber nie, um zu wissen. Das hat heute auf Hawaii genauso viel Gültigkeit wie damals in Zelda Fitzgeralds »Sanatorium«, das auf mysteriöse Weise bis auf die Grundmauern abbrannte, während Jesus, Napoleon und Zelda sich noch im Haus befanden. Irgendwie kosmisch, mit einer Ironie, die selbst F. Scott zu schätzen gewußt hätte, war der Ort dieses Großbrandes Asheville, North Carolina. Selbst heutzutage berichten Besucher der Stätte noch, daß sie die Qualen der Asche in diesem imaginären Auschwitz spüren können.
    »Bei diesem Ort läuft es mir kalt den Rücken runter«, sagte Stephanie als wir die Auffahrt hoch liefen. »Ich bin froh, daß wir uns entschieden haben, Thisbe und Baby Savannah im Hotel zu lassen.«
    »Ich auch«, murmelte McCall.
    »Wirklich zu schade, daß Baby und du eure kleine Bauchrednereinlage nicht den Seelenklempnern da drinnen vorführen könnt«, sagte ich, während mehrere offensichtlich derangierte Individuen an uns vorbeispazierten. »Sie würden uns alle einsperren und den Schlüssel wegwerfen.«
    »Das könnte für euch beide eine positive erzieherische Erfahrung sein«, sagte Stephanie und nickte zu einem Schild neben der Tür rüber. »Wenigstens wüßtet ihr beiden senilen Wichser dann, daß heute Donnerstag und die nächste Mahlzeit das Abendessen ist.«
    »Hab ich schon bestellt?« fragte John McCall.
    »Ich mein es ernst«, flüsterte Stephanie, »dieser Ort ist echt gespenstisch.«
    »Hab ich schon gegessen?« fragte John McCall.
    Irgendetwas an der internen Struktur jeder Klapsmühle macht die jeweilige Einrichtung derjenigen in Einer flog über das Kuckucksnest auf unheimliche Weise ähnlich. Vielleicht hatte das Klapsmühlenpersonal den Film auch gesehen und so hatte auf die eine oder andere Weise eine Art Überidentifikation mit den verschiedenen Figuren stattgefunden. Wie dem auch sein mag, die Rolle von Schwester Ratched wurde von einer großen beflissenen Frau, die Schwierigkeiten zu haben schien, die genaue Natur unseres kleinen Besuchs zu erfassen, sehr gut ausgefüllt. Stephanie und John nahmen im Besucherbereich Platz, während ich zum Empfang bei der Schwesternstation rüberging.
    »Ich hatte vorhin angerufen, um einen kleinen Rundgang durch das Krankenhaus zu arrangieren…«
    »Davon weiß ich nichts. Besuchen Sie einen Patienten?«
    »Ich suche einen Freund«, sagte ich.
    »Aha«, sagte Schwester Ratched und nahm ihre ziemlich schmucklose Brille ab, um den Blick auf ein Paar ziemlich

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