Tanz auf dem Regenbogen
intelligenten, vorsichtig beobachtenden Hundes betrachtet, praktisch komplett grotesk ist. Viele dieser Leute werden in ein paar Jahren wir sein und viele von uns werden sie sein.«
Plötzlich schoß ein blasser, nackter Typ, der lediglich eine Macadamianußkette und eine Monstererektion trug, über den Flur und verschwand auch gleich wieder, während er in extrem schrägem Falsetto schrie »Fang mich, wenn du kannst!«
Ihm dicht auf den Fersen war ein Wärter in phlegmafarbenem Trainingsanzug, der rief: »Albert! Bleib steh’n oder ich nehm dir deine Beanie Babies weg!«
»Das ist Kinky in zwei Jahren«, sagte Stephanie.
»Sicher nicht«, sagte ich, »ich hasse Beanie Babies. Wenn ich eins in die Finger kriege, hänge ich es verkehrt rum auf und verstümmele seine Genitalien.«
»Das ist Kinky in zwei Wochen«, sagte Stephanie.
»Könnte passieren«, sagte McCall plötzlich in ernstem Tonfall, »wenn er McGovern nicht findet.«
Kimo, unseren neuzeitlichen Virgil, darüber zu informieren, daß wir nur an den Zugängen in der letzten Woche interessiert waren, trug dazu bei, unseren kleinen Ausflug etwas abzukürzen. Nachdem wir einige McGovern-freie Tagesräume überprüft hatten, zeigte Kimo uns ein ziemlich großes Zimmer, in dem sich jede Menge Japaner befanden. Es war unklar, ob einer von ihnen glaubte, Hirohito anstatt Napoleon zu sein, aber speziell ein Patient kam auf uns zu und verbeugte sich mehrfach ziemlich aufgeregt vor uns. Als er sprach, glichen sein Akzent und seine Intonation der eines Gefängniswärters in einem alten Hollywoodstreifen über den Zweiten Weltkrieg.
»Hilft mil! Hilft mil hiel laus zu kommen!« schrie er mit abgehackter, maschinengewehrartiger Stimme. »Ehlenweltel Be-such-el! Ich-bin-kein- Ja-pa-nel!«
In jeder Klapsmühle gibt es eine alles durchdringende Traurigkeit, die ich zum Teil der Anwesenheit Jesus’ zuschreibe. Viele der Bewohner glauben, Jesus zu sein, vermuten, sie könnten Jesus sein oder stehen auf ziemlich vertrautem Fuß mit ihm. Jeder, der nicht Politiker, Fußballtrainer oder Fernsehprediger ist, befindet sich hier auf ziemlich gefährlichem Territorium. Es ist ebenfalls meine langjährige Überzeugung, daß Jesus tatsächlich mit diesen Menschen kommuniziert und zwar in der absoluten Gewißheit, daß der Rest von uns Idioten ihnen ohnehin keinen Glauben schenken wird.
Wenn Jesus also unleugbar in der Klapsmühle weilte, so wurde mir immer klarer, daß McGovern das nicht tat. Eigentlich verblaßte das komplette Amnesieszenario sehr schnell vor meinem inneren Auge als reale Möglichkeit. Aber was blieb? Es war, als ob man ein Objekt aus weiter Ferne sieht und noch nicht weiß, ob es sich nur um ein großes Stück Pappe handelt, das im Wind flattert, oder um einen riesengroßen braunen Hund, der sich auf dem Seitenstreifen des Highway oder am Ende der Welt in hypnotisierend schrecklichen Todesqualen verrenkt.
Gerade als Kimo uns wieder nach draußen in den Sonnenschein fuhren wollte, weg von dem abgestandenen Parfüm antiseptischer Anonymität und Verzweiflung, passierten wir einen Zugangsschalter, wo sich gerade eine ziemlich packende Szene abspielte.
So sehr ich mir auch wünschte, ein günstiger Wind würde mir den Dreck der Menschheit von meiner fiebrigen Stirn pusten, so sehr verspürte ich das Bedürfnis, noch einmal in den Abgrund zu schauen. Also hingen wir noch kurz am Eingangsbereich rum und hörten den Rest der Unterhaltung zwischen einem Mann, der klar als eingehender Verwundeter zu kategorisieren war, und einem anderen, der offensichtlich einer der angestellten Seelenklempner war.
»Verdammte Scheiße, ich bring’ mich um!« schrie der Neuzugang. »Verdammte Scheiße, ich bring’ mich um!«
»Sie werden nichts derartiges tun«, sagte der Seelenklempner ruhig und bestimmt. »Ich möchte, daß Sie Ihre Medikamente nehmen und sich entspannen, und heute Nachmittag gibt es eine wunderbare Abwechslung. Der Zirkus ist in der Stadt und Bozo der Clown kommt vorbei und gibt hier eine ganz besondere Matinee Vorstellung. Sie brauchen nur Bozo dem Clown eine kleine Weile zuzuschauen und schon wird ihnen beträchtlich leichter ums Herz.«
»Doktor«, sagte der Mann, »ich bin Bozo der Clown.«
17
»Was soll das heißen, du kannst sein Flugticket nicht finden?« sagte ich. Es war mittlerweile früher Nachmittag und ich befand mich in der Kommandozentrale für vermißte Personen auf meinem Lanai, mit einer Piña Colada in der einen und
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