Tanz auf dem Regenbogen
Rambam mit echtem Interesse.
»Weil in früheren Zeiten Kamehameha dort gelebt hat, der König, der die Inselkette vereint hat.«
»Außer Kauai…«, sagte Stephanie.
»All meine hilfreichen Geschichtsgelehrten«, sagte ich. »Aber sie hat Recht, obwohl das eigentlich keine Rolle spielt. Er hat im 13. oder 14. Jahrhundert die anderen Inseln erobert und dabei zum ersten mal Kanonen verwandt, die von den Hawaiianern ›Gewehre mit roten Mündern‹ genannt wurden. Waipi’o hatte über fünfzigtausend Einwohner und all die heiligen Gebeine und Schätze der toten Alii wurden hier begraben. Meine Freundin Kiji Hazelwood, die auf der Big Island lebt, hat mir kürzlich eine interessante Geschichte erzählt. Vor ungefähr zwei Jahren stand ein Freund von ihr in einem Wasserfall in Waipi’o. Er hat hinuntergefaßt und ein merkwürdiges hölzernes Objekt am Boden des Wasserfalls gefunden…«
»Das war Friedmans Schwanz«, sagte Stephanie, aber diesmal lachte niemand. Die Menge schien einmal auf meiner Seite zu sein. Sogar Stephanie.
»Was war es?« fragte Hoover.
»Es war eine uralte Holzstatue, Watson. Wenn man diese Anekdote in Verbindung setzt mit Don Hos Leckerbissen über den einzigen Punkt in Waipi’o, von dem aus man, ostwärts gewandt, in der Nähe eines Wasserfalls die Venus über dem Meer aufgehen sehen kann, hat man die mythische Grabstätte des alten hawaiianischen Königreichs entdeckt. Mit einiger Sicherheit hat man auch den Ort gefunden, an dem die vermißten Ka ‘ai wieder begraben wurden. Und wenn man diesen Ort gefunden hat, egal ob mit Hilfe von Träumen oder einer logisch geknüpften Gedankenkette, oder mit ein bißchen von beidem, dann hat man, glaube ich, auch McGovern und Carline gefunden.«
»Erzähl keinen Scheiß, Kinkyhead«, sagte Hoover.
»Es macht Sinn«, sagte McCall.
»Ich nehme eine Taucherausrüstung für den Wasserfall mit«, sagte Stephanie.
»Ich nehme etwas zu unserem Schutz mit«, sagte Rambam.
»Kugeln funktionieren bei Nachtwanderern nicht«, sagte Hoover.
»Erzähl mir nicht, du glaubst wirklich an Nachtwanderer?« sagte Rambam.
»Die weißen Ärzte nennen es Herzversagen«, sagte Hoover, »aber die Hawaiianer sehen das anders. Was sonst schließt du daraus, wenn alle paar Monate neben einem tausendjährigen Dschungelpfad ein Typ splitterfasernackt ausgestreckt auf dem Boden tot gefunden wird?«
»Vielleicht hat er versucht, auf die Knochen einer sehr agilen Hulatänzerin zu springen«, sagte Rambam.
Einige Augenblicke später nahmen wir alle in der Hotelbar eine Lebewohl-Honolulu Penis Colada. Die Stimmung war irgendwie optimistischer und zielgerichteter, oder vielleicht auch nur fatalistischer. Wir beobachteten, wie sich die Palmen in der schwülen Nachtluft wiegten, die Lichter der Stadt in der Ferne blinkten und wie sich das Mondlicht auf dem Ozean spiegelte, in großartigen, luziden Tauen der Ewigkeit, die mit ihrer Takelage diese dunklen funkelnden Inseljuwelen auf dem Meer auf eine Weise zusammenhielten, von der sogar Kamehameha der Große nur träumen konnte. Und als meine Gedanken sich der Sterblichkeit und der Ewigkeit zuwandten, mußte ich unvermeidlich an McGovern denken.
»Es gibt eine sehr realistische Chance«, sagte ich, »daß er noch am Leben ist. Es gibt im Waipi’o Tal weder Elektrizität noch Licht noch Telefon.«
»Keinen Pool«, sagte McCall. »Keine Haustiere.«
»Damit bist du gemeint«, sagte Rambam und zeigte mit dem Finger auf Stephanie.
»Elemakuli ule«, sagte Stephanie.
»Das heißt?« sagte Rambam.
»Penis eines älteren Mannes«, sagte Stephanie.
»Wenn sie McGovern irgendwie in Verbindung mit Lono gebracht haben«, sagte ich, »ist es gut möglich, daß ihm das volle Programm königlicher Behandlung widerfährt. Aber die Zeit wird knapp. Das Letzte was Don Ho mir gesagt hat, war: ›Denk daran, sie haben auch einmal geglaubt, Captain Cook sei ein Gott.‹«
Teil Sieben
In Bewegung
36
Was eigentlich ein kurzer Hubschrauberflug hätte werden können, entpuppte sich als nicht enden wollender Albtraum mit Rambam, der an Stephanie rumnörgelte, Stephanie, die an mir rumnörgelte, und Thisbe und Baby Savannah, die Rambam auf unerklärliche Weise plötzlich lieb gewonnen hatten, was wiederum dazu führte, daß er noch länger und übertriebener an Stephanie rumnörgelte, was sie dazu veranlaßte, ihren Ärger völlig unlogischerweise – typisch Frau eben – an mir auszulassen. An
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