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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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und Thisbe nervten alle.
    »Machen Sie hier Urlaub?« fragte der mutige Kekoa hartnäckig.
    »Nein«, sagte Hoover. »Wir sind eine nette Gruppe fahrender Homosexueller. Eigentlich sind wir Akrobaten. So eine Art schwuler Zirkus.«
    »Sind die Hunde Teil der Show?« fragte Kekoa.
    »Nein«, sagte Rambam. »Sie sind unsere Agenten.«
    »Wer ist die Wahine?« fragte Kekoa.
    »Ich bin ihre Managerin«, sagte Stephanie gebieterisch.
    Kekoa kaufte uns die Story nicht ab, aber das war immer noch besser, als wenn er die Wahrheit herausfinden würde. Nach kurzer Zeit hatten wir einen Aussichtspunkt mit Blick über das Waipi’o Tal erreicht. Erst als ich einen Blick in den grünen Abgrund warf, wurde mir klar, was da eigentlich vor uns lag. Schön, die Taro-Flecken existierten immer noch. Die verrückten betrunkenen Riesen spielten also wieder Schach. Aber wie sollten wir den anderen betrunkenen Riesen finden? Hier handelte es sich nicht um das kleine grüne texanische Tal, in dem ich aufgewachsen war. Dieser Riß in der Erde war kolossal. Die Steilhänge schienen in schwindelerregende Tiefen zu fallen.
    »Das Tal«, sagte Kekoa, »ist gut eineinhalb Kilometer breit und zehn Kilometer lang. Der Zickzackpfad, den man von hier aus sehen kann, ist über tausend Jahre alt. Trotzdem ist er wahrscheinlich sicherer als die Straße. Viele Malihinis versuchen mit ihren Autos dort runter zu fahren. Das klappt auch. Aber der Aufstieg ist extrem steil. Sie treten auf die Bremse und würgen den Motor ab. Und ehe man sich’s versieht, sind sie weg. Die meisten Malihinis verlieren wir auf diese Weise.«
    »Was sind Malihinis?« fragte McCall.
    »Homosexuelle«, sagte Stephanie und drückte die beiden Hündchen eng an die schwindelerregende Steilwand ihrer Brüste.
    Kekoa lachte erneut sein freundliches hawaiianisches Lachen. Er sah Stephanie fragend an. Sie schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln und zwinkerte ihm zu. Ich bin mir sicher, daß er in diesem Moment das Gefühl hatte, er sei der glücklichste Führer der Welt.
    »Malihinis sind die Neulinge«, sagte er. »In dieses Tal gehen wir alle als Neulinge.«
    Auf dem Weg nach unten erfuhren wir von Kekoa einiges über die Geschichte, was eine gute Sache war, denn es bot etwas Ablenkung von einem Trip, der definitiv nicht für diejenigen geeignet war, die schwach auf der Brust waren. Kamehameha war in diesem Tal aufgewachsen, er war als drei Monate alter Säugling dorthin gekommen und bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr geblieben. Vier Heiaus, also altertümliche Tempel, existierten noch im Tal, einige gingen auf 680 n. Chr. zurück. Einer von ihnen war auch die Stätte, an der ein gewisser Häuptling Umi achtzig Menschenopfer gleichzeitig darzubringen pflegte.
    Laut Kekoa war Waipi’o das Tor zu Lua O Milu, der legendären, hawaiianischen Version der Hölle. Geisterprozessionen kehren jedes Jahr an einer mysteriösen Stelle an der Küste in die Unterwelt zurück. Man hört die Nachtwanderer, aber sie werden eher selten gesehen. Wenn man Kekoa Glauben schenken konnte, hatte er selbst einmal eine lange Reihe Fackeln den Zickzackpfad heraufkommen sehen. Er hatte tausend Stimmen singen gehört.
    »Hast du dir alle Kleider ausgezogen und dich splitterfaser-nackt flach auf den Boden gelegt?« fragte Hoover.
    »Seid ihr sicher, daß ihr nicht schwul seid?« fragte Kekoa.
    Eine Weile später deutete Kekoa in die Ferne auf den größten Wasserfall Hawaiis. Ich sah und hörte mit gesteigertem Interesse zu. Wir kamen der Sache langsam näher.
    »Der Name des Wasserfalls ist Hiilawe«, erzählte Kekoa. »Eine Legende besagt, daß Hiilawe eine Prinzessin war, die sich in Kakalaoa verliebte. Sie wollten heiraten, aber ihre Familien erlaubten das nicht. Sie weinte und weinte, bis der Wasserfall entstand, und Kakalaoa verwandelte sich in den großen Felsen, der unterhalb der Wasserkaskade steht, damit Hiilawes Tränen auf ihn fielen.«
    »Fast wie die Legende von Kinkyhead und Stephanie«, sagte Hoover.
    »Es gibt nur einen Unterschied«, sagte Stephanie, »anstatt zu weinen, würde ich bei dem Gedanken an eine Heirat mit Friedman erbrechen.«
    Vielleicht handelte es sich um einen der kosmischen Zufälle, die sich manchmal im Leben ereignen. Vielleicht lag es an der qualvoll abschüssigen Fahrt. Vielleicht waren es auch einfach die Worte an sich. Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, prompt kotzte Thisbe erneut in John McCalls Schoß.

 
    37
     
     
     
    Bis zum späten Nachmittag hatten

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