Tanz auf dem Regenbogen
beantworten. Willie Nelson hat Unterstützung auf verschiedene Weise angeboten, u. a. in Form eines Joints größer als eine koschere Salami. Kann also nichts mehr schief gehen, möchte man meinen. Nicht unwichtig für das Navigieren im Kinky-Universum ist, wie er in eben jenem Buch neben seinen beiden bereits erwähnten Wahlhelfern auch noch Bill Clinton, Bob Dylan, Joseph Heller, Don Imus, Irv Rubin, Billy Joe Shaver, Moses, Jesus, Jack Ruby und Hank Williams unter dem Begriff Troublemakers subsumiert. Troublemakers, weil sie zum Denken auf- und herausgefordert haben und es zum Teil immer noch tun. Plötzlich stimmt dann das Figurenensemble, denn im Land des gut gepflegten Widerspruchs geht so ein Denken schon in Ordnung. Let’s agree to disagree.
Nirgends wird das Übereinkommen, nicht überein zu kommen, so freundlich der Meinungsfreiheit unterzogen und so meliorativ bewertet wie in den USA. Vielleicht ist Texas, was diesen Punkt betrifft, nicht unbedingt weit vorn, aber es könnte ja genau das Ziel sein, das Kinky auf der Jamesons-Fahne vor sich her trägt. TEXAS IS THE REASON. Dafür oder dagegen. Und es gibt jede Menge konservative Menschen, die Kinky Friedman nicht für den braven treuen Kirchgänger halten, als den er sich selbst gern bezeichnet. Im besagten Troublemakers-Buch gibt es eine Geschichte mit dem Titel »Mein Skrotum flog Touristenklasse. Eine persönliche Odyssey«, und schon der erste Satz bringt auf den Punkt, warum es Menschen gibt, die Kinky nicht mit geringen Vorurteilen gegenüberstehen:
»Die Country&Western Band, die ich gegründet hatte, ausgerechnet The Texas Jewboys zu nennen, war entweder sehr klug oder total bekloppt.«
Natürlich hat man die Texas Jewboys in Nashville nicht gemocht, aber daß man sie deshalb in Texas als Nationalhelden verehrt, kann man nun auch nicht gerade sagen.
Man stelle sich folgende Situation vor: Jedes Jahr im März gibt es in Austin, Texas, ein berühmtes Musikfestival, SXSW heißt das (South By Southwest), und wenn das nun 2007 vom Gouverneur von Texas höchstpersönlich eröffnet werden würde, einem Gouverneur, der anschließend gleich noch ein Konzert gibt und zum Beweis seiner Gottesgläubigkeit auch die Songs spielt, für die er immer wieder Ärger bekommen hat. Zum Beispiel »Men’s Room, L. A.«, eine, wie Kinky behauptet, religiöse Ballade von Buck Fowler. Darin gerät der Protagonist in höchste Not, denn in einer öffentlichen Toilette bemerkt er plötzlich, daß es kein Toilettenpapier gibt. Nun hängt dort freilich ein Jesusbild und unser Held steht vor der Frage, ob er seine Seele oder seine Hose retten soll. In dieser Angelegenheit wendet er sich an den Boss, der sich so schön auf Cross reimt, und wie das Schicksal es will, läßt der Alte den in Not Geratenen nicht hängen und erteilt ihm die Absolution, das Bild zu nutzen, wofür auch immer.
Men’s Room, L. A.
I saw a picture yesterday
In a men’s room near L. A.
Lying on the floor beside the throne
Had I not recognized the cross
I might have failed to know the boss
I thought »Lord you look neglected and alone«
I picked it up with loving care
I wondered who had placed it there
Then I saw there was no paper on the roll
O said »Lord what would you do
If you were me and I were you
Take a chance, save your pants or your soul?«
And the voice said »Kinky, this is Jesus.
I ain’t square. I got these pictures everywhere
From Florida on to Frisco Bay
So boy, if you ‘re hung up on the pot
Feel Free to use my favorite shot.«
I saw a picture yesterday
In a men’s room near L. A. *
So kann es auch gehen.
Nun ist das nicht unbedingt der Song, den 20 Millionen (ja, so viele Menschen leben dort. Es gibt eine Stadt namens Corpus Christi und Chili con Carne ist official state food!!!!) gottesfürchtige Texaner am Sonntagmorgen auf dem Weg zur Kirche vor sich hin singen. Aber das Bild, das man außerhalb von Texas vom »Lone Star State« so hat, würde sich schon ändern. Kinky Friedman wäre der erste Gouverneur von Texas, der für den Wahlkampf Talking Action Figures von sich selbst anfertigen ließ, die man auf seiner Homepage erwerben oder zumindest in kleinen Animationsfilmen anschauen kann.
Kinky-Figuren, die Wahlkampf machen. (Nicht unwichtig in einem Bundesstaat, in dem bei der letzten Wahl 75 % der Bevölkerung lieber auf der Veranda die Stimme geölt hat, anstatt eine solche abzugeben.) Und was für ein Wahlkampf: Auf die Frage nach der von
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