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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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Mickey. »Es?«, fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Das Baby. Du hast ›es‹ gesagt.«
    »Ja, das habe ich wohl.«
    »Es ist eine Sie.«
    Mickey wandte sich mir zu. »Charlotte hat dir schon gesagt, dass es ein Mädchen wird?«
    »Nein. Ich weiß es einfach.«
    Ein alberner Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Eine Mini-Lucy? Das wäre so toll!« Er strich mit dem Zeigefinger über mein Gesicht, und dann küsste er mich, erst ganz zart, dann gieriger. Als er sich von mir löste, waren seine Augen ganz weich geworden, bar jeglicher Angst, die ich mir eingebildet hatte. »Ich liebe dich, Lu.«
    »Und ich dich erst, Michael.«
    Er küsste mich wieder. »Gehen wir uns nackig machen«, murmelte er.
    »Fabelhafte Idee.«

[home]
    13
    7 . Juli 2011
    I ch erlebte einen ganz natürlichen Glücksrausch, und das fühlte sich himmlisch an – das Baby und all die Aufregung darum brachten Lucy und mich einander noch näher, wir planten und schufen Platz, denn bald würden wir eine kleine Familie sein. Jedes Mal, wenn ich ein Baby in einem Kinderwagen sah, wurde ich beinahe taumelig, um gleich darauf zu denken, dass ich dieses Hochgefühl zügeln müsste. Jedes Mal, wenn ich unser Schlafzimmer betrat und die Babyschale sah, die wir gekauft hatten, musste ich lachen und schalt mich dann dafür. Und es war nicht nur das Baby. Ich konnte gar nicht genug von meiner Frau bekommen – ich wollte sie immerzu berühren, sie einatmen, beobachten, und ich machte mir Sorgen wegen des schmalen Grats zwischen Freude und krankhaftem High, auf dem ich zu tänzeln schien. Ein normaler Mann kann sich einfach gut fühlen, ohne das ständig zu hinterfragen. Aber ein psychisch kranker Mann, der versucht, auf dem Stecknadelkopf der Stabilität zu balancieren, muss da wirklich aufpassen. All diese kreiselnden Gedanken machten mich allmählich nervös. Ich sprach mit Gleason darüber, und er verordnete Lamotrigin.
     
    Wir waren im Deep River Center und aßen mit Gleason Webb Pizza – ein spontaner kleiner Termin beim Mittagessen. Wir hatten ausführlich über Mickeys Medikamente gesprochen, und wie viel Schlaf er zurzeit bekam, und jetzt lächelte Gleason uns verschmitzt über den Tisch hinweg an.
    »Ich komme mir vor, als würde ich bald Großvater!«
    »Tja, das werden Sie auch, Opa Gleason!«, entgegnete ich.
    Er lachte. »Ihr seid also beide glücklich darüber?«
    »Absolut«, sagte Mickey, und ich nickte.
    »Steht euch gut«, sagte Gleason, während die Kellnerin uns nachschenkte.
    Es gefiel mir, wie sich das anhörte –
es stand uns gut.
Das stimmte. Trotz meiner Schwestern, die nicht recht wussten, was sie von alledem halten sollten, und einem Arzt, der seine Sorge mit Glückwünschen mischte, hatte sich das Leben sehr richtig angefühlt, seit Mickey aus der Klinik gekommen war. Die kleine Meinungsverschiedenheit wegen Mickeys Anruf bei Gleason war unser letzter und einziger Streit gewesen. Seither waren wir vollauf damit beschäftigt, Platz für unser Baby zu schaffen. Nach diesem improvisierten Termin bei Gleason wollten wir noch ein paar Farbmuster für das Kinderzimmer besorgen. Und in der Woche darauf würde ich Mickey zum Kinderbetten-Schlussverkauf von Baby Depot in New London schleifen. Ich hatte mich im Katalog in ein teures Stück verliebt, das Mickey mir auszureden versuchte. Die Chance sollte er bekommen.
    Wir hatten schwer geschuftet, um Priss’ altes Kinderzimmer auszuräumen, und ich war entsetzt darüber, wie viel Krempel sich angesammelt hatte. Das Gerümpel summierte sich zu acht Säcken Müll und sechs Kisten mit allem Möglichen, die wir einer Wohltätigkeitsorganisation spendeten. Ein kaputter Schreibtisch und der Teppich, den wir herausgerissen hatten, kamen auf den Sperrmüll. Aber nun hatten wir sozusagen eine leere Leinwand vor uns. Ich hatte sogar die alten Vorhänge vom Erkerfenster entfernt. Allerdings beleuchtete die hereinscheinende Sonne jetzt den furchtbaren Zustand des Dielenbodens umso deutlicher. Mickey versprach, ihn abzuschleifen, und wenn er dann frisch aufgearbeitet war, würde ich einen dicken Teppich suchen, bunt und weich, auf dem ein Baby durch die Sonnenstrahlen krabbeln konnte …
    »Entschuldigung, wie bitte?« Mickey hatte mir den Ellbogen in die Rippen gestoßen, um mich aus meinen Gedanken zu reißen, und das war mir ein bisschen peinlich. »Es tut mir leid, Gleason, ich hatte nur gerade eine Idee fürs Kinderzimmer. Wir sind uns immer noch nicht einig, ob die Wände Butterblumengelb

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