Tanz auf Glas
oder Bonbonrosa werden sollen.«
Gleason schmunzelte und legte eine Hand aufs Herz. »Ach, ich sehe, dass Entscheidungen von wahrhaft epischen Ausmaßen getroffen werden müssen. Ich habe nur gesagt, wie stolz ich auf euch beide bin.« Er nickte. »Ich glaube wirklich, dass das Leben euch ein Geschenk gemacht hat, auch wenn ihr es eigentlich nicht haben wolltet. Ich weiß, dass ihr das nicht geplant habt, aber ihr seid dabei, ihm Raum zu geben. Und wie es aussieht, kommt ihr sehr gut damit zurecht.«
»So ist es«, sagte Mickey. »Warum auch immer uns dieses kleine Wunder beschert wurde, wir werden es einfach vertrauensvoll annehmen.«
Ich lächelte ihn an. Manchmal verschlug mein Mann mir einfach den Atem.
»Freut mich, das zu hören, Mic.« Gleason trank einen letzten Schluck Kaffee. »Ihr beide werdet auch diese Herausforderung gemeinsam durchstehen, so wie immer. Und ich bin natürlich immer für euch da, falls ihr mich braucht.« Er stand auf. »Ich habe einen Termin um Viertel vor zwei, aber genießt ihr noch in Ruhe die Pizza. Ruft mich an, wenn etwas ist, ansonsten sehen wir uns in zwei Wochen, und dann könnt ihr
mich
zum Mittagessen einladen.« Er lächelte mir zu und tätschelte Mickey im Gehen die Schulter.
Mickey sah mich an. »Siehst du? Er findet es fantastisch.«
Ich küsste ihn auf die Wange und dachte bei mir, dass Gleason noch viel mehr gesagt hatte. Er war sicher, dass wir damit klarkommen würden, und das war für mich sogar noch beruhigender.
Es war erstaunlich, welchen Auftrieb diese eine gemeinsame Aufgabe Mickey und mir verlieh. Vielleicht lag es daran, dass wir fast elf Jahre lang sozusagen unter uns gewesen waren. Das hatte uns nicht gestört, aber jetzt war es, als bereiteten wir uns auf königlichen Besuch vor. Wir hatten in den vergangenen Wochen so viel Spaß gehabt! Mir kam es so vor, als hätten wir uns zwischen Farbeimern und Bodendielen wieder ganz frisch verliebt.
So fühlte ich mich auch an dem Vormittag, an dem Mickey endlich dazu kam, den Fußboden im Kinderzimmer abzuschleifen. Wir waren so begeistert darüber, unter den schmuddeligen Schichten von Alter und Vernachlässigung honigfarbene Birke vorzufinden, dass wir vor Freude herumhüpften.
»Versiegele ihn einfach mit Klarlack«, sagte ich hustend. »Er ist wunderschön so, wie er ist. Allerdings …« – ich lächelte schief – »… ist er jetzt viel zu hell für Butterblumengelb. Wir brauchen eine sattere Farbe.«
»Nicht Rosa«, wehrte Mickey ab »Das ist zu … mädchenhaft.«
»Äh – hallo?«
»Irgendetwas dazwischen, aber nicht Pink. Außerdem wissen wir noch nicht einmal, ob es wirklich ein Mädchen wird, und ich will nicht, dass mein Sohn spontan erblindet, wenn er in Quietschrosa aufwacht. Es kann genauso gut ein Junge werden, Lucy.«
»Es ist kein Junge. Ich wette um unser komplettes Bankkonto, dass es ein Mädchen ist.«
»Du weißt genau, dass wir nur hundertneunundzwanzig Dollar auf dem Konto haben. So sicher bist du dir also gar nicht, was?«
Mickey war mit einer feinen Staubschicht bedeckt, und während er mich aufzog, schlüpfte er aus seinem T-Shirt und wischte sich mit der Innenseite das Gesicht ab. Der Anblick seiner harten, muskulösen Brust, die im Sonnenlicht feucht schimmerte, entlockte mir ein Lächeln.
»Was machst du da?«, fragte ich, als er den Reißverschluss seiner Hose öffnete.
»Ich gehe duschen, und ich will keine Staubspur von hier bis zum Bad hinterlassen. In einer halben Stunde habe ich einen Termin mit Jared und unseren neuen Comedy-Talenten.«
»Hmm«, sagte ich und folgte ihm den Flur entlang zum Bad. »Ich wusste gar nicht, dass du einen Termin hast.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich es dir gesagt habe«, entgegnete er und stellte das Wasser an.
»Ziemlich sicher nicht.«
Er ließ seine Boxershorts zu Boden fallen und stellte sich immer noch redend unter die Dusche – irgendetwas über den Künstlernachwuchs. Aber ich hörte ihm nicht mehr zu. Stattdessen knöpfte ich mir die Bluse auf. Ich öffnete die beschlagene Glastür und stand mit nichts als einem Lächeln vor ihm, und Mickey zog grinsend eine Augenbraue hoch.
»Was wird das denn, Fräulein?«
»Etwas Schlimmes«, sagte ich und trat in die Duschkabine.
Er schluckte. »Wie schlimm?«
»Ziemlich böse, glaube ich. Ich werde dafür sorgen, dass du zu spät zu deinem Termin kommst.«
»Welcher Termin?«, fragte er und empfing mich mit eingeseiften Händen.
Ein paar Wochen später
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