Tanz der Aranaea (German Edition)
die genauso einen Knall haben muss, wenn sie mit diesem alten Zausel durch Afrika spaziert. Wenn noch einmal so ein Wagen auftaucht, dann musst du mich wie in Bejaia einfach an die nächste Mauer drücken und kräftig küssen.«
»Einverstanden Said. Wieso müssen wir denn nun wirklich keine Angst haben?«
»Weil sie schon längst wissen wohin wir beide gehen Zöpfchen. Hast du meinen Anzug gesehen, völlig zerfetzt im Zimmer von Marie-Claire?«
»Du Angeber!«
»Nein Zöpfchen, ich oder besser wir, haben ihn nicht zerrissen weil – na egal. Wir glaubten, dass uns Leutnant Harrer einige Abhörwanzen eingenäht hat, war aber ein Trugschluss und auch völlig unnötig. Der KGB weiß, dass wir erst in Constantine diesen Unimog mit den amerikanischen technologischen Feinheiten entgegen nehmen. Sie warten bis wir die Kasperlebude auf vier Räder, in Empfang nehmen, und irgendwo in der unendlichen Sahara, knipsen sie uns die Lichter aus.«
»Das ist aber sehr tröstlich Said. Ich hoffe, du hast eine Lösung bis dahin gefunden.«
»Bestimmt meine braune Sandrose. Mit Sabi Loulou und Zouzou sowie Zöpfchen und mich, sind wir zu viert. Dir bringe ich noch bei, wie man einer Kuh auf hundert Meter Entfernung ein Loch ins Horn schießt, und dann sehen wir weiter.«
»Said, eine Militärstreife!« schrie Zöpfchen plötzlich laut auf. Ehe ich mich versehen konnte, drückte mich Zöpfchen an eine Hauswand küsste mich wie einst in Bejaia, damals vor hundert Jahren. Von einer Militärstreife war weit und breit nichts zu sehen.
»Es ist einfach schön mit dir zusammen zu sein, Said. Man fühlt sich so geborgen und sicher bei dir. Du bist wirklich einer, dem es vor nichts graut, wie es dein Name Francesco schon sagt. Gib mir deine Hand Said-Francesco, ich bin so glücklich mit dir zusammen und weil ich nicht allein bin, dann bin ich viel glücklicher, als wäre ich nicht zusammen mit dir auf dem Weg in die Wüste. Außerdem bin ich in Said-Francesco, verliebt wie ein Affe im Busch.«
»Zöpfchen?«
»Ja, mein Said-Francesco?«
»Du redest so komisch Zöpfchen, ich glaube du spinnst.«
»Das habe ich von dir gelernt, Said-Francesco. Bin ich nicht gut geworden? und ich rede so komisch, weil ich dich liebe, Said-Francesco. Liebst du mich, auch wenn ich eine Dunkelbraune bin?«
»Ja, Zöpfchen. Ich liebe dich auch ganz arg und ich liebe dein Lachen und deine strahlenden Augen. Wie du gehst und stehst und einfach nur so wie du bist. Liebst du mich, auch wenn ich ein weißer Mehlsack bin?«
»Ja Said-Francesco, es macht mir nichts aus wenn du weiß bist. Said-Francesco?«
»Ja, Zöpfchen?«
»Du hilfst mir doch bei der Suche nach einem sehr schönen Wodaabe Mann? Du hast es mir versprochen, oder?«
»Klar helfe ich dir, Liebes.«
»Weißt du was ich mit dem mache?«
»Nein, Zöpfchen weiß ich nicht. Sag schon, was machst du mit ihm?«
»Wenn ich mit ihm durch die Wüste gehe, immer hinter den Kuhschwänzen her, dann schreie ich sehr laut „Tuareg“. Wenn er sich dann ordentlich erschrickt, so wie du dich immer erschrickst, dann drücke ich meinen schönen Wodaabe Mann an eine Kuh, und küsse ihn ganz fest.«
Wir lachten und alberten herum, bis wir zum Bahnhof von Setif gelangten. Einmal benahmen wir uns wie ein frisch verliebtes Paar und das andere Mal wie kleine ausgelassene Kinder. Am Bahnhof, an einem Imbisskiosk, nahmen Zöpfchen und ich noch eine Mahlzeit ein. Wir hatten etwa eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt der Eisenbahn nach Constantine. Zöpfchen bestellte sich ein „Brick à l'oeuf“, ein Spiegelei in einer Blätterteigtasche eingewickelt und in heißem Öl gebacken. Ich nahm mir ein "Bourek" - eine Blätterteigrolle mit Hackfleisch, Zwiebeln und gebackenen Eiern. Dazu wollte ich eine kleine Karaffe algerischen Rotweines, welches mir der Kellner jedoch in Hinblick auf den neu erwachten Islamismus in Algerien, verweigerte. Auch hier machte sich bereits die neu gewonnene Unabhängigkeit bemerkbar. Freundlich aber dennoch bestimmt lehnte der Kellner meinen Wunsch ab. Gegen ein kleines Bakschisch ließ er sich aber dann doch erweichen, und servierte den Wein in einer Kaffeekanne mit dazu gehöriger Kaffeetasse. Ich war damit einverstanden und Zöpfchen verlangte nun auch nach einer Tasse. Wir beide, hatten uns eine für Außenstehende seltsam anmutende Konversation angewöhnt. Sie sprach mit mir Französisch, und ich antwortete dann in deutscher Sprache. Dank Marie-Claire, verstand sie Deutsch sehr gut
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