Tanz der Aranaea (German Edition)
Uniformen kontrollierten ein halbes Dutzend Fahrzeuge. Wir hatten das Glück, und wurden nicht zum Halten aufgefordert.
Obwohl sich unser Taxifahrer redliche bemühte uns schnellstens zu dem von uns gewünschten Ziel zu bringen, konnten wir erkennen, dass sich die Stadt Constantine in einem erheblichen Zustand der Verwahrlosung befand. Die noch geöffneten Läden waren mit billigen Messingwaren und Teppichen voll gestopft. In den schmuddelig wirkenden Cafes hockten apathisch erscheinende Orientale und saugten den kalten Rauch aus ihrer Nargile ein.
Wir fuhren durch enge dunkle Gassen, und hinter schäbig vergitterten Mauern saßen grell geschminkte junge Frauen, die sich ihren Unterhalt mit Prostitution verdienten. Schweigsam saß Zöpfchen neben mir und betrachtete mit weit aufgerissenen Augen die ungewohnte Szenerie. Endlich erreichten wir das Hotel Panoramique und ich war mir sicher dass uns der Taxifahrer um einige Kilometer zuviel durch Constantine kutschierte.
Das Hotel machte einen gut geführten Eindruck, und der Angestellte am Empfang behandelte Zöpfchen und mich mit routiniert aufgesetzter Freundlichkeit. Ohne zu Fragen gab er uns, nachdem wir die nötigen Formulare ausgefüllt haben, einen Zimmerschlüssel. Zöpfchen gab mir vorher schon zu verstehen, dass sie auf gar keinen Fall ein Zimmer alleine belegen werde. Sie habe Angst, in diesem Teil Welt ohne mich leben zu müssen.
Das Zimmer schien gründlich gereinigt und besaß einen Balkon, der beim Betreten einen Blick freigab auf die gegenüberliegende Felswand welche zum Fluss Rhumel steil abfiel. Der tiefe Abgrund bis zu dem Flussbett ließ sich trotz Dunkelheit nur erahnen. Als Zöpfchen in ihrer unbändigen Neugier einen Blick in das Bodenlose riskierte, wurde ihr speiübel und rückwärts gehend entfernte sie sich von dem Abgrund bis ein Sessel der neben einer Leselampe stand, ihre Bewegungen stoppte. Aschfahl, soweit man die Veränderung ihrer dunklen Hautfarbe unterscheiden konnte, ich war dazu inzwischen in der Lage, ließ sich Zöpfchen in diesen Sessel fallen.
»Mensch, Said-Francesco. So etwas musst du gesehen haben! Ich bin noch völlig außer Puste. Ich gehe nie mehr im Leben auf diesen Balkon und schaue da hinunter!«
»So schlimm kann es doch gar nicht sein, Zöpfchen. Es ist doch dunkel da draußen und man sieht bestimmt nicht bis ganz hinunter. Du neugierige Miezekatze weißt doch, dass du Höhenangst hast, weshalb stellst du dich auf den Balkon und tust dir das an?«
»Ich habe Tiefenangst Said-Francesco, keine Höhenangst! Bringst du mir bitte ein Glas Wasser?«
»Klar. Übrigens Zöpfchen, ich gehe jetzt noch zur Rezeption. Ich werde Michelle La Toustelle anrufen, ob Zouzou und Sabi Loulou sich hier in Constantine, aufhalten.«
»Bleib aber nicht so lange fort, Said. Du weißt, ich habe Angst so alleine zu sein. Und sei vorsichtig!«
»Ich beeile mich, und ich frage, wo man hier ein gutes Restaurant finden kann. Ich lasse uns einen Tisch reservieren.«
»Einverstanden Liebster. Ich nehme noch ein Duschbad und ziehe etwas Frisches an!«
Das Panoramique machte einen sehr guten Eindruck. Der junge Mann an der Rezeption stellte bereitwillig eine Telefonverbindung her, zu dem von mir gewünschten Gesprächspartner, und wenige Augenblicke später sprach ich mit einer Frau die sich mit Namen Michelle La Toustelle vorstellte. Ihre Stimme am Telefon klang nicht schlecht. Sie erklärte mir, dass Zouzou und Sabi Loulou bereits am Donnerstagmorgen mit unbekanntem Ziel abgereist seien. Für mich würde ein Brief vorliegen, und den ich doch bei ihr abholen möge. Ich sagte ihr, dass ich morgen früh bei ihr sein werde, am Boulevard de Fontainebleau No. 19. Sie war damit einverstanden und sie fragte mich, ob ich für diese Nacht schon ein Quartier besäße, welches ich bestätigte, ohne ihr den Namen meiner Unterkunft zu sagen, und ohne ihr zu sagen dass ich in Begleitung sei. Danach beendete ich das Telefongespräch. Dem Anschein nach, wusste sie nichts von Zöpfchen.
Ich resümierte: Das also ist Michelle La Toustelle, die Leiterin des KGB Constantine, und zuständig für das Agentennetz von Ostalgerien und Tunesien. Ihre Stimme hörte sich neutral an, wie von einer Frau, die absolut nichts zu verbergen hat und nicht auf ein Doppelleben als KGB Agentin schließen lässt. Sie benahm sich wie eine gute Freundin von Sabi Loulou und Zouzou, die mit einem Freund der beiden konfrontiert wird, und den sie aber bisher noch nicht kennen
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