Tanz der Aranaea (German Edition)
meinen Frechheiten, mir eine auf den Kürbis zu geben. Ich redete schon wie die liebe Sabi Loulou. Madame musste mich auch nicht nach solchen Nebensächlichkeiten fragen. Sie wusste schon alles, dessen war ich mir sicher. Marie-Claire hatte es bereits herausgefunden. Zouzou und Sabi Loulou ebenfalls. Sabi Loulou hat den Brief in französisch geschrieben, und nur diesen einen Satz: "Ist unsere Freundin Michelle nicht teuflisch schön? Wir hätten dich warnen müssen, leider vergessen! ", hat sie in deutscher Sprache geschrieben, um meine Aufmerksamkeit zu wecken. Auch wenn Madame diesen Satz mit Leichtigkeit übersetzen lassen konnte, so bedeutete es für sie nicht soviel als wie es für mich von Bedeutung sein konnte oder besser gesagt auch war.
Weiterhin hatte Michelle La Toustelle nicht mit einer Silbe auch nur nach dem Sinn des Satzes, Timgad betreffend, "da wo alle gleich sind" gefragt und auch nicht, wer mit "Lolli" gemeint war.
Jeder Mensch der harmlos und aufrichtig war, wie Michelle La Toustelle sich selbst darzustellen versuchte, würde mit mir und Zöpfchen gemeinsam dieses Wortspiel lösen wollen; zumal sie mit Sabi Loulou und Zouzou befreundet war. Madame La Toustelle zeigte nicht das geringste Interesse, die verschlüsselte Botschaft mit uns zu lösen, weil sie erstens den Inhalt des Briefes kannte und zweitens schon längst kombinierte, dass der Ort, wo alle gleich sind, nur, "Friedhof von Timgad " bedeuten konnte. Die alte römische Garnisonsstadt Timgad, die als Ruinenfeld neben der algerischen Stadt Batna, im Aures Gebirge lag, und dessen römischer Friedhof. Typisch für Sabi Loulou und Zouzou! Treffpunkt war nicht das ehemalige Forum, auch nicht das Kapitol oder die Therme, nein, der Friedhof musste es sein, möglichst um Mitternacht, damit es uns allen auch so richtig grauste.
»Madame, dürfte ich bitte ihre Toilette aufsuchen?«
»Natürlich Monsieur. Gehen Sie hier links durch die große Tür mit dem Rundbogen. Sehen Sie die Tür? Dahinter befindet sich mein Wohnzimmer. Gleich rechts gehen Sie durch eine kleine Diele und am Ende finden Sie die Gästetoilette.«
Ich ging wie vorgeschlagen durch die Tür mit dem Rundbogen, welcher von beiden Seiten mit Palmbäumchen in Pflanzkübeln flankiert war, und sah das großzügig eingerichtete Wohnzimmer. Ich nahm nicht die kleine Diele zur Gästetoilette, sondern betrat mit einigen Schritten diesen Raum. Es war niemand zu sehen und dennoch hörte ich leises Murmeln, und dass ab und an von einem hellen unterdrückten Lachen einer Frau übertönt wurde. Das Licht in diesem Wohnzimmer war dezent gedämmt und ich ging noch einige Schritte weiter zur Mitte zu. Im Hintergrund, von einer spanischen Wand leicht verdeckt, führte eine Wendeltreppe in die obere Etage. Das vierte und fünfte Stockwerk war demnach miteinander verbunden und bildete so eine sehr große Wohnanlage für Michelle La Toustelle. Ich sagte mir, das die Bolschewiken wussten wie glücklich das Leben im Luxus machen konnte. Madame, könnte zumindest eine Zwillingsschwester von Janine Rachmanikoff-Knöpfler, sein. Jedes Geräusch versuchte ich zu vermeide und ich nahm einige Stufen der Wendeltreppe. Die offensichtlich vergnügte Unterhaltung nahm an Lautstärke zu. Diese Treppe war in ihrer Dimension sehr großzügig angelegt und wurde in ihrem Geländerabschluss ebenfalls von einer halbhohen spanischen Wand mit einigen Palmen, und großblätterigen Farne in Pflanzenkübel umrahmt und dekoriert. Die Anordnung der Pflanzenkübel und der spanischen Wand, ließ zunächst keinen Blick in diese Räumlichkeiten zu. Ebenso konnten Anwesende nicht gleich erkennen ob und welche Person sich anschickte, den Raum von der Wendeltreppe aus, zu betreten.
Vorsichtig zerteilte ich einige Farnblätter und sah zwei junge, nicht allzu großzügig bekleidete Frauen, die sich mit einem grauhaarigen seriös wirkenden älteren Herrn, beschäftigten. Der einzige Unterschied zu Stammvater Adam war, dass dieser Gentleman einzig noch ein weißes Hemd mit Krawatte trugt. Eine scheinbar hochgestellte einheimische Person und zwei europäisch wirkende Frauen. Mehr war für mich nicht zu sehen und auch nicht zu hören. Außer einer leisen angenehmen Wiener Walzermusik. Ich zog mich schnell wieder zurück, eilte zur Gästetoilette und machte mich ein wenig frisch. Mit der feuchten Hand durchkämmte ich mir leicht das Haar und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht um meine müde gewordenen Augendeckel etwas zu beleben.
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