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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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Danach ging ich wieder zurück zu Michelle La Toustelle und Zöpfchen, die sich noch munter unterhielten. Michelle sah mich kurz an und machte dabei ein unbedarft wirkendes Gesicht und ebenso erwiderte ich diesen Blick. Als ich mich so eben setzen wollte, sprang Zöpfchen plötzlich auf und meinte, dass wir gehen sollten, denn sie sei sehr müde. Es war mittlerweile zwei Uhr am Morgen und ich war damit einverstanden. Michelle begleitete uns noch bis zur Taxe. Der Fahrer lag kauernd und mit offen stehendem Mund in seinem Sitz und schlief. Seine Wartezeit, ursprünglich für eine halbe Stunde veranschlagt, dauerte insgesamt eine Stunde und dreißig Minuten.
    Michelle verabschiedete sich von Pleasant Zöpfchen Magouba äußerst herzlich und Zöpfchen war sichtlich angetan vom Charme dieser Frau. Sogar Abschiedsküsschen tauschten sie gegenseitig aus. Zöpfchen sprang bereits auf die Rückbank der Taxe wobei der Fahrer erschrocken aufwachend fluchte, wie ein Pariser Droschkenkutscher. Michelle beruhigte ihn und erklärte, dass er, nachdem er die Herrschaften ins Hotel Panoramique gebracht habe, wieder bei ihr erscheinen möge. Ich setzte mich zu Zöpfchen, die sogleich ihren Kopf an meine Schulter legte und der Taxifahrer brachte sein Gefährt in Bewegung. Mich hatte Michelle nur mit einem kurzen flüchtig dahin geworfenem, "Bon Voyage", verabschiedet und die Tür der Taxe nicht allzu fest in den Verschluss gedrückt. Den Brief von Sabi Loulou und Zouzou hatte ich mit Absicht auf dem Tisch ihres Salons liegen lassen, um mein Desinteresse zu bekunden. Den Inhalt kannte ich inzwischen auswendig. Wichtig waren nur Timgad und der Ort wo alle gleich waren.
    »Ist Michelle nicht ein wunderbarer Mensch, Said-Francesco? Ich bin richtig verliebt in sie!«
    »Das ist sie, Zöpfchen. Du bist also begeistert von ihr?«
    »Ja Said, ich bin es. Du scheinst sie nicht sehr zu mögen, stimmt es?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie sich von dir sehr knapp und nicht freundlich verabschiedete.«
    »Logisch! Alle Menschen die ich nicht mag, verabschieden sich auf diese Art von mir. Sie hält mich für einen Durchgeknallten armseligen Blindgänger und genauso will ich es haben. Ich bin ein unbedarftes Hähnchen, dass balzend und hüpfend mit der kleinen Pleasant nach Agadez reitet. Keine Sandviper und keine Jagdspinne! Nichts Gefährliches! Sie hat nur noch Sabi und Zouzou, ihre guten Freundinnen, und einen amerikanischen Lolli zu beseitigen.«
    »Du spinnst Said. Ach bin ich jetzt müde! Ich freue mich schon auf mein Bett. Wie kommen wir morgen nach Timgad, zum Friedhof, hast du  eine Idee?«
    »Kein Problem, Zöpfchen. Wir klauen uns einfach ein Motorrad.«
    »Gute Idee, Said.«
    Ich war sprachlos, Zöpfchen fand es als eine gute Idee, ein Motorrad zu stehlen um nach Timgad bei Batna zu fahren. Mitten durch das Aures Gebirge mit dem Motorrad! Wer lässt hier ein Motorrad unbeaufsichtigt vor der Haustür stehen?
    Die Taxe hielt vor dem Hotel Panoramique und ich entlohnte den Fahrer zu seiner Zufriedenheit. Zöpfchen bekam ich nur mühsam wach und der Hotelangestellte an der Rezeption machte ebenfalls einen reichlich verschlafenen Eindruck. Es war noch der gleiche junge Mann von heute Abend oder besser gesagt von gestern Abend, denn es war inzwischen fast drei Uhr morgens und dieser neue Tag gehört zum Samstag, dem 21. Dezember 1963.
    Der Angestellte übergab uns den Zimmerschlüssel und ich bat Zöpfchen schon mal vorgehen zu wollen, da ich mit dem jungen Mann noch etwas zu besprechen hätte. Zöpfchen nahm mit schlapper und müder Gestik den Zimmerschlüssel und leicht wankend trollte sie von dannen. Ich sah ihr noch nach, ob sie in ihrer Müdigkeit nicht versehentlich den Hotelausgang nehmen würde, und bewunderte dabei ihren kaum zu beschreibenden Hüftschwung. Dann ging ich zu dem jungen Mann, noch immer an der Rezeption stehend.
     
    »Wie heißen Sie, junger Mann?«
    »Mein Name ist Ibrahim, Monsieur.«
    »Haben Sie ein Interesse daran, hundert Dollar zu verdienen, Ibrahim?«
    »Hu-hu...?«
    »Ja, hundert Dollar, Ibrahim!«
    »Wen muss ich umbringen, Monsieur?«
    »Niemanden, Ibrahim. Um Allahs Willen, kein Blut.«
    »Was muss ich tun Monsieur Vancelli?«
    »Ich brauche ein Motorrad, Ibrahim!«
    »Jetzt um drei Uhr morgens?«
    »Nein, bis zum Mittagessen, das genügt mir. Es darf höchstens einen 250 ccm Motor haben, der Rahmen muss hoch gebaut sein, und dazu neue Geländereifen. Einen Gepäckträger brauche ich dazu und

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