Tanz der Aranaea (German Edition)
auch Fische aus den Abwässerkanälen zu verkaufen, um den ungeheueren Bedarf an Fissih zu decken. Ich verspeiste sie dennoch kiloweise und begab mich zur Folge abends in ein gewisses Gemach, um mich dem Wirken meiner Innereien hinzubegeben. Es waren die Zwiebeln und nicht die Fische, dessen war ich mir ganz sicher.
Ein wunderbares Fest, dieses „Schamm al Nassim“. Inmitten dieser sympathischen Ägypter, und oft genug wünschte ich mir dass es nie enden sollte. Selbst die Zeit danach kann ich nur als "Jung, Frei, Glücklich und Vollgefressen" bezeichnen und wie so oft im Leben den Mensch schneller degeneriert lässt; schneller als es ihm lieb ist. Überdrüssig des süßen Nichtstun und auf der Suche nach Abwechslung, stürzt sich ein auf solche Art Degenerierter in äußerst zweifelhafte Abenteuer. Mir ist es jedenfalls so ergangen.
Am 22 . August 1942 sprach mich Oberst John Haselden, Chef der Long Range Desert Group im Jachtclub von Alexandrien an und offerierte mir die Teilnahme an einem kleinen Wüstenritt gegen Rommel.
Ich sollte nur pressetaugliche Berichte mit Fotos erstellen, für die High Society von Alexandrien. Zu jener Zeit war ich satt bis Unterkante Oberlippe, und konnte elegante Damen mit ihren reichen, alten Knackern und die schniegligen Etappen-Offiziere nicht mehr sehen. Ich sagte zu und die Boys der Long Range Desert Group verpassten mir eine Ausbildung im Wüstenkampf, der sich gewaschen hatte. Ich lernte wie man mit Dolch und Drahtschlinge tötet. Wie man Warane fängt und frisst, und wie man aus eigenem Urin einen köstlichen durstlöschenden Cocktail zubereitet. Nach drei Wochen Ausbildung sehnte ich mich wieder zurück zu den exquisite duftenden Damen von Alexandrien und meinem geeisten Bier. Pressetaugliche Berichte mit Fotos wollte kein Aas. Sie nahmen meinen Schweizer Pass in Verwahrung, und gaben mir dafür ein englisches Soldbuch mit dem intelligenten Namen John Walker. Ich habe es den Engländer bis zum heutigen Tag nicht verziehen, ich meine das mit dem John Walker.
Gemeinsam mit der Long Range Deserts Group erlebte ich am 14. September 1942 bei dem Unternehmen "Agreement" in Tobruk eine Katastrophe ohne Maße. Wir fuhren mit 90 Mann auf Lastwagen von Kairo zunächst nach Süden, dem Nil entlang bis Assiut. Vorbei an der Oase Charga zum Kebir Plateau, weit im Süden Ägyptens. Hier befand sich an der Grenze zu Libyen ein englisches Benzinlager. Von da an fuhren wir in nördliche Richtung. Vorbei an den Oasen von Kufra und Gialo bis nach Tobruk. Oberst Haselden versprach mir einen kleinen Wüstenritt gegen Rommel. Ich hatte ihn auf unserer 2500 Kilometer langen Geisterfahrt durch die Wüste nicht gesehen, den Herrn Feldmarschall Rommel; nur Sand und Dreck, Hunger und Durst, Hitze und Kälte, Läuse und Sandflöhe.
Am Nachmittag des 14. September war alles vorbei. Tobruk lag weit hinter der Kampflinie und es war uns nicht gelungen, ein Brückenkopf zu bilden.
Dutzende abgeschossene britische Bomber. Der Zerstörer "Sikh" mit Schlagseite vor der Küste. Der Zerstörer "Zulu" wurde versenkt. Oberst Haselden und 84 Mann der Long Range Desert Group lagen zerschossen, zerrissen von MP-Salven und Handgranaten in einer kleinen Bucht. Mit vier überlebenden Soldaten der Group zogen wir uns aus der Stadt zurück und erreichten einen Djebel, einen kleineren Berg, vor Tobruk. Dort gerieten wir in eine italienische Lazarettanlage, und glaubten in einem Militärlager zu sein. Wir schossen in unserer Panik auf alles was Beine hatte.
Als wir erkannten, das wir Verwundete massakrierten, rannten wir wie von Furien gehetzt in die Wüste.
Wir geisterten vier Wochen durch die Libysche Wüste. Eine Patrouille aus Jock Campbells Kampfkolonne, die von einem Partisaneneinsatz gegen deutsche Nachschubwege zurückkam, brachte uns zu den Kufra-Oasen, in Sicherheit. Das Oberkommando in Alexandrien wollte unser Desaster nicht publizieren. Aus diesem Grund, schrieb ich auch keinen Bericht an meinen Auftraggeber in London.
***
Ich hing meinen Erinnerungen nach und wie automatisch bewegten sich meine Beine. Nichts um mich herum nahm ich wahr und erst kurz vor Erreichen meines Zuhauses wurde ich mir wieder meiner Realität bewusst. Ein Traum von Realität im Vergleich zu meinen Erinnerungen, die einmal grausige Realität war.
»Willy, wir haben es geschafft, wir sind zu Hause! Trinken wir beide noch ein Gläschen miteinander? Zouzou schläft bestimmt
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