Tanz der Aranaea (German Edition)
schon. Willy, ich mache uns noch ein Fläschchen auf.«
Toutou Willy, französischer Grandseigneur mit dem blauen Blut gab mir keine Antwort, und ich schlich auf Zehenspitzen in das Schlafzimmer. Zouzou Zizanie schlief fest und atmete ruhig. Ihre Bettdecke war verrutscht.
Sie trug nur ein wunderschönes, verziertes Kettchen aus Silber, das nach Art und filigraner Verarbeitung auf arabische Handwerkskunst schließen ließ. Diese Arbeiten vollbrachten nur die Meister in den arabischen Souks. Ein Silberkettchen, das sie um ihre Taille anlegte. Zouzou schien mir volles Vertrauen zu schenken, denn sie ließ die Schlafzimmertür geöffnet. Sie fühlte sich bei mir mopsig wie ein Tiger im Hasenkäfig, und nahm bedenkenlos mein Schlafzimmer in Anspruch, und ich tat nichts was dieses Vertrauen gefährden konnte.
Ich deckte sie wieder richtig zu und streichelte ihr über den Kopf, was sie leise grunzend quittierte und verließ danach wieder das Schlafzimmer. Wie ein kleines Kind lag sie in ihrem, meinem Bett. Danach begab mich in mein Arbeitszimmer und kramte in meinem Archiv nach Zeitungen und Magazinen, die in den vorangegangenen fünf Jahren über die Wirrungen in Afrika berichteten. Ich las alle Nachrichten und Kommentare über gewisse Aktivitäten von irgendwelchen Söldnern. Ich hoffte etwas über Markus Helmer in Erfahrung zu bringen. Harry, wie ich wusste, war 1954 in Indochina und danach in Algerien als Fremdenlegionär der Franzosen aktiv, und kam als Söldner, der sich irgendwo in Schwarz Afrika die Hände besudelte, weniger in Betracht. Harry lernte schnell und wusste wahrscheinlich, dass man als Söldner und Kanonenfutter nur ewiger Verlierer ist. Er widmete sich nach seiner Tätigkeit als Söldner, dem internationalen Waffenhandel und verdiente sich eine goldene Nase in diesem Geschäft. Er lebte nach außen hin dennoch nicht aufwendiger, als ein gewöhnlicher Gastwirt. Markus Helmer, obwohl gelernter Journalist, war um einige IQ ärmer als Heribert Pichler.
Mittlerweile war es schon zwei Uhr nachts geworden, als Zouzou in mein Arbeitszimmer kam. Ich las den Leitartikel einer englischen Zeitung vom 15. März 1963 über Guinea - Bissau.
„Mit Anfang des Jahres 1962 begann ein Guerillakrieg in der portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau in Westafrika, der von der PAIGC - Partido Africano da Independencia de Guinea` Bissao e Cabo Verde - gegen die Portugiesen im Lande geführt wurde. Ihr Anführer ist Amilcar Cabral. Trotz militärischer Überlegenheit Portugals kontrolliert die Befreiungsfront PAIGC einen großen Teil des Gebietes."
Eine Fotografie zeigte ein Flugzeug der SAS Fluggesellschaft auf dem Flughafen von Bissau. Amilcar Cabral stand auf der Gangway. Eine große Menschenmenge befand sich am Ende
der Gangway. In dieser Menge konnte ich eine Gruppe von Europäern ausfindig machen und in dieser Gruppe sah ich Markus Helmer.
»Frantschi, was machst du um diese gottlose Uhrzeit?«, sie sagte es müde und kuschelte sich fröstelnd in das fast durchsichtige lange Nachtkleid. Sehr viel verdeckte dieser Hauch an Stoff nicht und ich versuchte krampfhaft, nicht nach ihr zu sehen. Es gelang mir aber nicht so recht, denn ihr arabisches Silberkettchen, welches sie um den Bauch trug, strahlte mich fast unverschämt an.
»Ich blättere nach gottlosen Söldnern, Zouzou!«
»Hast du welche gefunden?«
»Ich weiß es noch nicht. Hier ist ein Bericht über Guinea-Bissau mit einer Fotografie von Amilcar Cabral. Markus Helmer, mein Kollege ist auch mit drauf. Was hältst du davon, Zouzou?«
»Gar nichts, sag mir lieber ob du noch Milch im Kühlschrank hast und du schleichst dich auch nicht nachts in meinem Schlafzimmer herum. Ich mag nicht, wenn du mich spionierst und heimlich streichelst!«
»Wie sich das anhört Zouzou, „ heimlich streichelst “, als wenn ich ein alter Lustbock wäre! Ich habe dich nur richtig zugedeckt, auf deinen Bauch mit Silberkettchen geklotzt und ein wenig über dein Haar gestrichelt.«
»Du kennst meinen Standpunkt, Frantschi. Du spionierst mich nicht und du machst keinen Strich über meine Frisur! d'accord? Und nach dem Bauch glotzen tust du auch nicht! Jawohl, mein Herr! Vielleicht später, wenn ich will, und ob ich später will kann ich jetzt noch nicht sagen, Monsieur.«
»Qui, gnädige Mamsell, gehen Sie eine Milch trinken und träumen sie weiter. Ich steige mit Willy, dem französischen Grandseigneur in die
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