Tanz der Aranaea (German Edition)
den Oasen von El Oued. Die Gegend in der wir uns bewegten, den Souf, gehört zum Nordteil der östlichen Algerien-Sahara, ein Gebiet, das tief bis nach Tunesien reicht. Im Vergleich zu dem was uns noch an Sandwüste erwartete, nicht mehr als ein Sandkasten. Uns erwartete der Grand Erg Oriental, der Große Östliche Erg, eine reine Sandwüste in die man Österreich und die Schweiz darin leicht unterbringen könnte. Das Wort Erg, steht hier in der algerischen Sahara für Sandwüste.
Einige Kilometer befuhren wir im Wechsel unzählige Pistenspuren, als wir auf eine Hauptspur trafen, die im Verhältnis gut eingefahren war. Ich folgte ihr und wir hatten Glück das wir nirgends auf zu weichen Untergrund gerieten oder auf Sanddünen, die der Wind über die Piste geweht hatte. Unvermutet sah ich auf der rechten Seite, in etwa hundert Meter Entfernung, die Spitzen unzähliger Palmbäume aus dem Sand ragen. Wo Palmen waren, da gab es auch Menschen und Siedlungen und ich fuhr geradewegs zu den Palmbäumen. Von weitem schien es als würden die Palmen im Sand versinken. Als wir näher kamen, sah ich zu meiner Überraschung, dass diese Dattelpalmen in tiefe Sandtrichter eingepflanzt wurden. Sandtrichter die von den Einheimischen ausgehoben wurden, damit die Wurzeln der eingepflanzten Palmen den Grundwasserspiegel so besser erreichen konnten. Meinen spärlichen Unterlagen nach müsste dies der Ort Sidi Azoun sein, das hieß aber nicht viel und zudem gab es hier keine Ortsschilder. Sidi Azoun lag auf direkten Weg nach Debila, welches sich auf der Straßenverbindung El Oued zu dem tunesischen Grenzort Hazoua im Süden Tunesien befand. Die Richtung stimmte jedenfalls, wir mussten uns südöstlicher Richtung halten, auch wenn es mal nach Norden ging. In schàa Allah Optimismus und neue Energie, gepaart mit neuer Lust an diesem Unternehmen keimte in mir auf. Es war zu schaffen, dessen wurde ich mir immer sicherer. So sicher wie ich es vor einige Tage war, als ich mich mit Zöpfchen von Marie-Claire verabschiedet hatte.
Nach einer nicht so lange dauernden Fahrt entlang den Palmengärten, stießen wir auf einen kleinen armseligen Ort. Ich fragte einen Jungen nach dem Namen dieses Ortes welchen er mit Magrane bezeichnete. Meiner Karte gemäß hätte ich aber zuerst den Ort Guemar erreichen müssen, dieser lag aber wenn die Maßzahlen stimmten, etwa zwanzig Kilometer weiter in westlicher Richtung. Ein kleiner Rückschlag. Jedenfalls befanden wir uns in der Gesamtheit gesehen in den Oasen von El Oued, und Zöpfchen die von alledem nichts mitbekommen hatte, erhob sich nun langsam und mit Mühe von der Rücksitzbank. Magrane war zwar auch nicht das was ich wollte, doch über den Ort Drinni, in unmittelbarer Nähe, war der Weg nach Debila zu finden.
***
Montag, den 23. Dezember 1963. El Oued.
»Wo sind wir Said?«<
»In den Oasen von El Oued, Zöpfchen. Dieser Ort heißt Magrane, der nächste Ort wird Drinni sein, und von dort sind es nur noch wenige Kilometer bis Debila. In Debila treffen wir auf die Hauptstraße von El Oued nach Tunesien.«
»Wir haben es also gefunden Said? Wir haben es geschafft, ich wusste wir schaffen es.«
»Ja Zöpfchen, und jetzt wirst du deine Verletzung noch überwinden und gemeinsam werden wir auch deine Heimat und Agadez erreichen. Jetzt suchen wir noch Zouzou und Sabi Loulou, sie werden auf uns warten.«
»Der Treffpunkt den Zouzou und Sabi Loulou angegeben haben heißt doch Selims Bar. Weißt du wo diese Bar ist?«
»Nein Zöpfchen, es hieß nur, dass Selims Bar in El Oued ist, und hier gibt es mindestens zwanzig Dörfer und in jedem Ort könnte Selims Bar sein.«
»Wir müssen also wieder alles genau überlegen Said, wie in Timgad als wir jenen besagten Ort suchten. Weißt du noch? Sabi Loulou und Zouzou haben doch diesen Brief an uns dort versteckt.«
»Klar Zöpfchen, jenen Brief den die beide in die antike römische Latrine versteckt haben. Fangen wir an?«
»Ja Said, erste Frage. Warum haben Zouzou und Sabi Loulou diese Bar gewählt?«
»Wahrscheinlich weil man dort übernachten kann ohne viel zu fragen.«
»Dann müssen die beiden früher schon öfters hier gewesen sein Said, nur nützt uns das nichts.«
»Nein, das nützt uns nichts. Wie ist die nächste Frage?«
»Welches Publikum könnte in diesem Etablissement verkehren?«
»Kein Gutes. Nur solches, das etwas zu verbergen hat, wie
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