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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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Bremsbeläge. Egal, sie wurde satt davon. Ich zündete mir eine Pausenzigarette an und machte mich über das Apfelmuspulver her. Eigentlich eine feine Sache mit diesem Instantpulver. Wasser drauf, rühren und genießen. Fünf Minuten später, ohne Vorwarnung, hatte ich den gesamten Inhalt in der Unterhose. Nichts blieb zurück und soweit ich mich zurück erinnerte, war mir dies zuletzt als dreijähriger Junge passiert, auch etwas spät für dieses Alter aber meine Mami hatte mir alles verziehen. Das mir das in meinem zarten Alter von vierzig und zwei Jahre dazu, passierte dafür konnte ich ja auch nichts. Ich dachte nur im Zorn über mein Ungemach, und dass die Amis dran schuld waren, dass ich in die Hose geschissen hatte. Vielleicht hatte die amerikanische United Fruit Company dem amerikanischen Nachrichtendienst egal in welcher Funktion, faule Äpfel untergejubelt.
    Zum Glück merkte Zöpfchen es nicht und sie roch auch nicht mein Ungemach. Vorsichtig schälte ich mich aus der Kleidung, damit auch nichts von der Soße überschwappte. Die unbrauchbar gewordene Unterhose warf ich in hohem Bogen in die Salzwüste. Unbrauchbar war sie deshalb geworden, weil wir das Wasser lieber trinken wollten und nebenbei fehlte uns auch die Seife. Meine Hose hatte zum Glück nichts abbekommen. In Ermangelung an Papier, reinigte ich meine Hinterteiles, mit Wüstensand und einer Handvoll Khatblätter. Viel half es nicht und alsbald fühlte ich mich wie ein wenig gut riechender Iltis. Wenn man kein Papier zur Hand hatte, war Wüstensand gar keine so schlechte Alternative, nur Salzwüstensand konnte nicht zur Empfehlung anstehen. Die Wüstenbewohner taten es auch so. Der liebe Allah hatte einst aus Wüstensand den Menschen erschaffen, dann konnte ich auch getrost mit selbigen meinen Anus reinigen. So sagte ich mir. Aus meiner Gepäcktasche entnahm ich noch eine frische Unterhose und danach fühlte mich wieder einigermaßen angenehm und komplett angezogen. Während der eintönigen Fahrt zwischen den großen Salzseen fielen mir die letzten Erlebnisse ein, die mir die britische Armee bescherte hatte. Erlebnisse und wie sie aus dem  jungen Journalisten Francesco Maria Vancelli die Jagdspinne Johnny Walker erschufen, die sich in einem Netz befand dessen Strukturen sie nicht erkennen konnte.
    Ich hing meinen Gedanken nach, und die Zeit in Dresden 1945 kam wieder in Erinnerung.
     
    ***
     
    Erinnerungen an Dresden 1945.
     
    Vier grüne Leuchtkörper hingen an Fallschirme über der Barockstadt, deren Silhouette ich von unserem Versteck in dem Ginstergebüsch an den Elbwiesen erkennen konnte. Kurze Zeit danach fielen die „Lichtertrauben“ die von den Menschen hier als „Christbäume„ benannt wurden auf Dresden. „Meine“ Kinder,  inzwischen wieder wach geworden, starrten mit glänzenden Augen zu dem vermeintlichen Weihnachtssegen. Sie konnten noch nicht erahnen, was dies in Wirklichkeit zu bedeuten hatte. Für einen sehr kurzen Augenblick nur konnten sie es nicht erahnen.
    Ein britischer Schnellbomber, ich erkannte die Maschine vom Typ her als eine „Mosquito„ flog  im Tiefflug über uns hinweg in Richtung nach Westen. Dresden schien gänzlich ohne Verteidigung zu sein, kein einziger Suchscheinwerfer versuchte den Himmel mit seinen Leuchtfingern zu erfassen und es waren auch keine Schüsse von Flugabwehrkanonen zu hören. Kurze Zeit nach dem Erscheinen der Mosquito, vernahmen wir auch schon das gewaltige Brummen von viermotorigen Bomberflugzeugen, und ich wusste, das es die 5. Bomberflotte der Royal Air Force war, und nichts und niemand konnte Dresden mehr retten. Ein neues Karthago wurde in dieser Nacht geboren und die britische Armee hatte mich wieder am Zwickel wie damals, als alles begann - in Alexandrien. In Dresden zogen sie nun den Schlussstrich unter Francesco Maria Vancelli. Es war natürlich Unsinn das ich diese Bombennacht auf mich bezog, im Nachhinein betrachtet, jedoch zu jener Zeit, mit einer Handvoll Kinder am  Hals, glaubte ich es zumindest.
     
    Wir saßen noch relativ sicher im Bereich der Elbwiesen, während wenige Kilometer von uns entfernt die Stadt im Flammenmeer unterging. Wir, das waren wie erwähnt, der blonde zehnjährige Junge Rudolf Harrer mit den kecken blauen Augen, die ebenfalls zehnjährige Elke Heer aus Wülfrath, mit den schwarz geflochtenen Haaren, die so aufgeschlossen und doch reserviert erschien, die neunjährige Uta Gabrielsky aus Breslau, mit den feuerroten kurz geschnittenen Haaren, und

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