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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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Österreich zusammen. Sabi steuerte den Unimog, Zouzou hantierte gelegentlich mit ihrer Kompasstraverse und verglich ständig die gefahrenen Kilometer; viele waren es nicht.
    Zöpfchen, die sich ebenfalls in dem Unimog befand, stand ständig per Funkgerät mit mir in Verbindung. Es war nicht einfach dem Unimog zu folgen. Immer wieder schoben sich einige Ausläufer des Sandnebels über den Rand des Staubmeeres hinaus und versperrten mir kurzzeitig die Sicht zu dem vorausfahrenden Unimog. Es gab keine genaue Abtrennung zum Sandmeer, sowenig wie es einen richtigen Weg oder eine Piste gab. Zu Schweigen davon, das ordentliches Kartenmaterial existierte, außer dem nicht offiziellen Kartenmaterial der Französischen Fremdenlegion und den gemachten Skizzen von Sabi, die sie mit ihrem Bruder Daniel, vor Jahren gemacht hatte. Dreißig Kilometer nach Winkelgrad 270° und fünfzig Kilometer nach Winkelgrad 180°. Diese Zahlen hatte ich mir eingeprägt, vom ersten Moment an, als ich die Geschichte des Kaufmannes aus Rhat, gehört habe. Dann nochmals dreißig Kilometer nach Winkelgrad 90°.
    Den Kompass mit dem Lederriemen, hatte ich mir um den Hals gelegt und immer wieder verglich ich die gefahrenen Kilometer mit der Gradeinteilung des Kompasses, so wie es Zouzou, fünfzig Meter vor mir, auch zu tun hatte. Immer wieder mussten wir den Rand des Staubmeeres verlassen und Dünenfelder, die sich bis weit an das Staubmeer geschoben hatten, umfahren. Ich war mir nicht sicher, ob die angegebenen Kilometerzahlen ausreichten. Sabi, war mit ihrem Bruder Daniel diese Strecke schon mehrmals gefahren und ich nahm an, dass sie entsprechende Umwege mit eingerechnet hatten. Die frei schwebend in einer 360° Grad Skala aufgehängten Nadel des Magnetkompasses, zeigte nicht genau wo Norden lag. Die Kraftlinien des Erdmagneten hatten eigene Gesetze. Wir mussten hier in Algerien mit einer Abweichung von 2° Grad rechnen. Zusammen mit den permanenten Veränderung der Charakteristik der Sanddünen, und der Angst die immer wieder im Anblick dieser Landschaft auftauchte, genügte der kleinste Fehler und wir wären verloren.
     
    Wir kamen nur noch im Schritttempo voran und Zöpfchen vermittelte mir per Funk die verständlich schlechte Stimmung die unter ihnen herrschte. Der Jeep war miserabel abgedichtet und die zu Anfang rinnenden Schweißtropfen hatten sich längst mit Sand voll gesogen und klebten in meinem Gesicht. Wir fuhren in diesem Gelände mit Allradantrieb, jedoch ohne Differentialsperre, die die linksseitigen Räder mit den rechtsseitigen Räder, im eingeschalteten Zustand, kraftschlüssig verbanden. Mit eingeschalteter Diff-Sperre bestünde die Gefahr, dass sich die Räder in den sehr weichen Untergrund einwühlen, was ein Steckenbleiben bedeuten würde und dadurch zu einem erhöhten Verschleiß oder einem Verbrennen der Kupplungsscheibe führte. Nur zehn Prozent der Sahara waren mit Sandfelder und Dünen bedeckt und mir schien, dass wir uns ausschließlich diese zehn Prozent als Kompletteinheit ausgesucht hatten.
    Ob diese Sandwüsten nun Erg hießen, wie hier in Algerien oder Edeyen, wie in Libyen oder wie sonst noch die zahlreichen Bevölkerungsgruppen in den Wüsten dieser Erde ihre Sandwüsten nennen mochten, wir hatten die schlimmste aller Sandwüsten ausgesucht. Als ich dies Zöpfchen, per Funk sagte, meinte sie, ich solle erst mal die Sandwüste des Ténéré im Niger kennen lernen, diese Sandwüste sei der Abschuss. Da bekäme man schon Angst vor dem Namen Ténéré. Zöpfchen sagte, die Wodaabe würden zu dieser Wüste sagen: „Das Land, dass nicht zum Land gehört!“
     
    Die Fahrt am Rande des Staubmeeres und der Dünenfelder forderte höchste Aufmerksamkeit, der geringste Fehler und ein feststecken im feinen Sand wäre die Folge. Die Räder hatten immer in Drehung bleiben und ich hielt den größtmöglichen, noch vertretbaren Abstand zu dem Unimog, um bei Verlangsamen der Fahrweise von Sabi, meinen Jeep noch in Bewegung halten zu können, ohne zu bremsen. Trotz permanenter Überprüfung der Instrumente und des Kompasses, mitsamt dem dürftigen Kartenmaterial, bearbeitete mein Gehirn im Hintergrund alle Eventualitäten durch. In Hauptsache aber mit aufkommender Angst. Ich horchte in mich hinein und spürte keine Angst, kein noch so leises aufflackern von Angstgefühlen. Wann überkommt mich die Angst? Murmelte ich halblaut vor mich hin. Ich dachte  an unseren Wasserbedarf, an die Vorräte an Wasser die ich ins Verhältnis

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