Tanz der Aranaea (German Edition)
Annäherung der beiden Volksgruppen betreiben. Die Atmosphäre zwischen den Algeriern, und den Algerien Franzosen war aber zu diesem Zeitpunkt schon derart vergiftet, so das eine vernünftige Zusammenarbeit nicht mehr viel Aussicht auf Erfolg hatte.
Die Bombenlegerwerkstätten der Algerier in der Altstadt von Algier, wuchsen wie Pilze aus dem Boden. Ehe man sich versah, hatten wir mit der Algerischen Befreiungsfront FLN, die schlimmsten Bombenduelle. Wir merkten mit einem Male, das wir auch nur erbärmliche Handlanger der OAS waren. Wir waren keinen Franc besser als das europäische Proletariat von Algier. Wir arbeiteten nur gezielter, oder einfach, etwas intelligenter als die jähzornigen Arbeiter aus dem Algier-Vorort Bab el Qued. Und wir waren auch nicht besser als unsere Widersacher von der FLN. Deren Anführer war der frühere Zimmermann Yacef Saadi. Er war ein äußerst listenreicher Anführer und hat uns ziemlich arg zugesetzt. Die letzten Jahre in Algier bestanden nur noch aus Bombenterror. In den engen verschachtelten Gassen der Altstadt, wurden von der FLN, geheime Laboratorien eingerichtet, wo die Sprengmeister, allen voran der Widerstandskämpfer Ali-la-Pointe, schrecklichen Bomben Cocktails mixte und der sich selbst in den Orbit sprengte als sein Haus von uns umstellt war. Die Bomben, die in den Cafeterias, den Bars und Kaufhäusern der Europäerstadt Algiers explodierten und zahlreiche Opfer forderten, schürte wiederum unter den Algier-Franzosen einen unbändigen Hass auf alle Muslime. Das Ziel der totalen Verfeindung der beiden Bevölkerungs-Gruppen wurde von der Algerischen Befreiungsfront FLN erreicht.
Die ausführenden Bombenleger der FLN waren nicht immer martialisch blickende, vermummte und muskulöse Männer, mit Hang zur Selbstzerstörung, sondern oft harmlose und unschuldig blickende Mädchen.
Den so genannten Blumenmädchen, die sich zu diesem Anlass geschminkt und geschmückt haben, und in ihren Blumenkörbchen die tödliche Fracht trugen. Algier war nur noch von einfachen wehrpflichtigen, Kampfunerprobten Soldaten besetzt, denen diese ungemütliche Situation in Algerien sowieso nichts anging. Sie zählten die Tage, um wieder irgendwo in der Provence ihrem erlernten Handwerk nachzugehen. Die Eliteeinheiten wurden ja bereits aus Algier irgendwohin, an den Rand der Sahara verlegt, und diese ahnungslose französische Pfadfinder-Armee, die Herr de Gaulles wohlweislich nach Algier kommandierte, konnte mit den Terrorgruppen der FLN nichts anfangen. Und schon gar nichts mit den Blumenmädchen. Sie flanierten mit ihren Bombenkörbchen an den Soldaten vorbei, verdrehten die schwarzen Augen, und die jungen Burschen vergaßen mit roten Ohren, das Kontrollieren. Die schlimmste und wildeste dieser unerbittlichen Jungfrauen hieß Djamila Bouhired. Ein wahrer Todesengel in einer schmächtigen und lieblichen Gestalt. Djamila heißt in arabischer Sprache „die Schöne“ und das war sie wirklich. Ich habe Djamila gemocht und auch ein wenig geliebt. Früher zogen wir oft gemeinsam in den Gassen der Altstadt umher, oder in den Kaufhäusern der Europäerstadt. Bevor es zu diesem Desaster kam. Der erneut gescheiterte Generalsputsch der Generale Challe, Salan, Jouhaud und Zeller vom April 1961, und der erfolglose Versuch des OAS Planungsstab in Paris, de Gaulles umzubringen, ließen die Aktionen der OAS immer heftiger werden. Endgültig, zu Ende März 1962, hatten meine Brüder Daniel, Micheline und ich die Nase gestrichen voll von Algerie Francaise. Schuld war die “nuit bleue“, die blaue Nacht des Terrors. Es war die Nacht zum 5 März 1962 und eine unserer letzten Aktionen für die OAS in Alger. Unter dem Codename “Operation Rock`n Roll“ haben wir diese Sprengstoff-Aktion in der “nuit bleue“ durchgeführt. 117 Bomben haben alle Sprenggruppen der OAS in dieser Nacht
den Muselmanen in die Nester gelegt. Meistens kurz vor Morgengrauen. Es war das Ende meiner Freundin Djamila Bouhired, und für mich der beginnende Rückzug aus Algerien. Das war es nicht Wert! Wir haben zunächst gehofft, dass sich die französische Nord-Armee uns anschließt, aber die mehrheitlichen Reserveoffiziere und Wehrpflichten dieser Armee verspürten hierzu keine Neigung. Auch die Meinung im Mutterland hat sich längst mit “Algerie algerienne“, einem Algerien für Algerier, wie es de Gaulles vorschlug, abgefunden.
Das 1. Fallschirmjägerregiment der Fremdenlegion wurde entwaffnet, und das 1er Regiment R.E.P. wurde
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