Tanz der Aranaea (German Edition)
aufgelöst, deren Mehrzahl an Offizieren bereits vorher zur OAS gestoßen war. Wir besaßen keinen Schutzschild mehr und wurden nun von den Muselmanen durch die Gassen gejagt. Aus Frankreich wurden so genannte Anti-Terror-Gruppen eingeflogen, den so genannten “Barbouzes“, den Bärtigen, denen viele meiner Freunde zum Opfer fielen. Der SDECE hat sie geschickt, mit Wissen des französischen Präsidenten. Am schlimmsten waren die „Vietnamesen“. Überbleibsel aus dem französischen Indochina Krieg, die sich als Folterknechte de Gaulles spezialisiert haben. In einer Villa im Vorort El-Biar hatten sie ihr Hauptquartier. Das wussten wir von Henri Lefebre, einem SDECE Agenten. Er gehörte dazu, wusste aber nichts von unseren OAS Aktivitäten, und hat es uns in seinem Suff erzählt. Daniel, Micheline und ich haben die Villa, zusammen mit den „Vietnamesen“ mit einer ordentlichen Ladung TNT in die Luft gesprengt. Dies war unser definitiv letzter Einsatz für die OAS in Alger. Die Akte Algerie Francaise, haben wir am 15 Mai 1962 kurz vor der Unabhängigkeit Algeriens geschlossen. Wir haben Algerien verlassen, mit leeren Händen. Nach einhundert Jahren Bergerac in Algerien, haben die letzten von ihnen die Heimat verlassen. In Blue Jeans, Hemd und Jacke mit ein paar Franc Handgeld, und einem Ticket für den Flug von Algier nach Frankreich.
Wir haben noch Glück gehabt, das wir unsere Farm noch rechtzeitig verkaufen konnten, wenn auch zu einem sehr schlechten Preis, aber es sind Millionen von Europäer aus Algier geflüchtet, die bettelarm wurden. Noch mehr tut es mir Leid, um die unzähligen Algeriern, den Harki, welche mit uns gegen die FLN gekämpft haben, und die nach Frankreich flüchten mussten. Sie haben keine Heimat mehr in Algerien und werden auch keine in Frankreich bekommen.
Viele zurückgeblieben algerische Harki wurden nach der Machtübernahme der Algerier, gelyncht. Verrücktes Frankreich, undurchsichtiges Nordafrika, und ich bereue nichts. Ich pfeife auf das was war, und ich bin wieder hier in Alergien. Ich komme so oft nach Alergien, wie es mir passt. Ich habe einen echten “falschen“ Schweizer Reisepass,
ausgestellt auf meinen neuen Namen Dr. Bijou Vancelli, ich bin die kleine Schwester vom Cnollo, und Bijou heiße ich deshalb, weil unser süßer Francesco mit einer Bijou, sechs Monate lang, verheiratet war, und die ihm „weggebrennt“ ist. Vor Francesco Mariaah Vancelli sollte man wirklich davonlaufen, oder Wegbrennen. Ich bin jetzt Ärztin für Tropenkrankheiten. Hoffentlich benötigt niemand meine ärztlichen Kenntnisse, denn alles was ich kann, und was ich gelernt habe, ist, Brötchen mit Käse-Plastiksprengstoff belegen. Egal, keiner kann mir mein Alergien einfach wegklauen. Und schon gar nicht wenn meine liebe echte Schwester Zouzou, bei mir ist, und schon gar nicht, wenn ich mit der größten Katastrophe meines jungen Lebens umherziehen muss, nämlich mit Francesco Maariaahh Vancelli. Gell? So Francescollo, du meine süße kleine Katastrophe und eine Halbe noch dazu, du bist jetzt an der Reihe!«
»Heute nicht mehr Kinder, lasst uns schlafen gehen.«
»Asissa und ich zeigen euch jetzt euere Unterkunft. Wir beratschlagen alles weiter später, beim Frühstück«, meinte Sidi Willi und ich schenkte ihm einen dankbaren Blick.
Sidi und Asissa besaßen ein schönes Gästezimmer. Alles betont orientalisch eingerichtet. Kleine geschmackvoll verzierte Stühle und Tische, schwere Brokatvorhänge an den Fenstern. Intarsienarbeiten, eingelassen in halbhohen Schränken. Es gab keine Betten in diesem zum Anwesen relativ großen Raum, sondern nur einen schwer geknüpften Berber Teppich mit vielen bunten Kissen darauf. Tücher aus Seide, herabhängend von einer hohen Decke, umrahmten die Lagerstätte und verliehen dem Raum eine gewisse Intimität, die nur schweren Einblick zur Lagerstätte gewährten.
Wir machten es uns gemütlich auf unserem 3x2 Meter großen Berberteppich, und ich grub mich tief in einige Kissen. Sabi Loulou und Zouzou waren so aufgedreht wie Schweizer Präzisionsuhren, und brabbelten und kicherten unaufhörlich miteinander. An schönen tiefen erquickenden Schlaf war nicht zu denken. Und das, zwei Stunden bevor der schreckliche Muezzin mit Jammern anzufangen hatte.
»Es ist zum Kamele melken mit euch! Ich will schlafen, hört ihr?«
»Dann schlaf doch Cello. Du Schlafmütze.«
»Wie denn? Ihr seid doch permanent am quasseln. Wie soll ein älterer Herr wie ich...
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