Tanz der Aranaea (German Edition)
Frau und ein gutes Einkommen.
Die Algerier akzeptieren mich, und wenn es denn sein muss, dann werde ich auch noch ein Moslem. Ab und zu arbeite ich ein bisschen für die Amerikaner, aber das weiß hier niemand außer euch, und natürlich Asissa, was will ich mehr? Jetzt bist Du dran lieber Francesco!«
»Nein Willi, lass doch jetzt erst die Mädchen erzählen. Ich bin morgen an der Reihe. Habe schon zuviel von deinem herrlichen Rotwein getrunken, und kriege bestimmt keinen richtigen Ton mehr zusammen. Zouzou, Sabi Loulou, fangt ihr schon mal an!«
Haifa, das Hausmädchen servierte uns einen Kaffee, der Tote wieder zum Leben erwecken konnte. Dazu süßes Gebäck, das einem schier die Lippen zusammenklebten. Und nebenbei fütterte mich Asissa mit Trauben und sah mich dabei mit verliebten Augen an. Die größten Trauben suchte sie aus, für mich!
Solange Zouzou Zizanie Bergerac erzählte:
»Alors, ich bin am 12. Juni 1941 im Departement Constantine, in Philippeville geboren. Die Araber nennen unsere Stadt jetzt Skikda. Philippeville ist eine Stadt an der Küste von Nordalgerien, aber wir haben nicht an der Küste, sondern im Landesinneren gewohnt. Wir, die französischen Siedler, die Colons, haben in nur hundert Jahren, aus den Sümpfen, paradiesische Gärten gemacht. Unsere Höfe könnten ebenso in der Provence stehen. So schön und so gut war es, bis im August 1955 die algerischen Partisanen der Nationalen Befreiungsfront in der Gegend von Philippeville 123 Colons auf ihren Höfen ermordeten. 88 Colons wurden damals verwundet. Männer, Frauen, Kinder, ohne Rücksicht. Viele Colons waren bestimmt nicht gut zu den Muslimen, aber die Colons haben dieses herrliche Land und dessen Reichtum erst geschaffen. Warum sollen sie das alles den Muslimen überlassen?
Wir hatten Glück gehabt, damals im August 1955. Mama, Sabi Loulou und ich waren in Constantine, eine Tante, besuchen. Papa, unsere Brüder und Sidi-Willi Abijahd, haben unseren Hof mit Sandsäcken geschützt, und die Partisanen auf Abstand gehalten. Unsere Eltern haben uns erzählt, dass bewaffnete Milizen der Pieds Noir, der Schwarzen Füße, wie die alten Algerien-Franzosen heißen, darauf tausende Fellaghas ermordeten. Das war auch nicht gut. Fellagha bedeutete für uns soviel wie Wegelagerer oder Banditen. Papa und andere Colons und auch viele Industrielle waren, nachdem die Französische Armee am 13. Mai 1958 in Algier geputscht hatten, zur Integration der Muslime bereit. Es war aber irgendwie schon zu spät dafür. Viele Europäer, von Belcourt und Bab-el-Oued, waren in der OAS gewesen, und haben für ein Algerie Francaise gekämpft. Ich weiß nicht so genau wie es war, damals in Algier. Sabi Loulou kann nachher bestimmt mehr davon erzählen. Sie ist 1959 mit unseren Brüdern Daniel und Micheline nach Algier gegangen, in den Untergrund. Papa war damit gar nicht einverstanden. Ich war damals in diesen bösen Zeiten nicht in Algier. Mein Papa hat im Krieg gegen die Deutschen, ein kleines Flugzeug erobert und das Flugzeug, aus la Tunisie mitgebracht. Er hat es in eine unseren Scheunen untergestellt, die nachher ganz vergammelt war, die Flugzeug. Es lag unter die großen Mengen Heu. Niemand von uns hat es interessiert, bis Sidi Willi Abijahd als ein deutscher Kriegsgefangener zu uns kam. Wir Kinder hatten mächtige Angst vor dem jungen Boche. Entschuldige Sidi, Du bist kein Boche mehr. Es gibt auch keine deutschen Boche mehr, aber damals warst du ein Boche. Alors, Sidi hat oft mit uns gespielt, und wir haben ihm dann die großes Vertrauen geschenkt.
Eines Tages, ich war etwa zwölf Jahre alt, da habe ich zu Sidi Willi gesagt, dass unter dem Heu in der Scheune hinter der Pferdekoppel ein altes Flugzeug steht. Sidi und ich haben Papa gefragt, ob wir uns das Flugzeug zum Spielen herauskramen dürfen. Er war einverstanden und Sidi und ich haben die Flugzeug in mühevoller Arbeit repariert.
Sidi hat die Motor repariert, und ich habe die Flugzeug gewaschen und gestrichen. Sabi Loulou hat für die Flugzeug nichts übrig gehabt. Sie hat nur immer die Waffen von Papa geputzt, und ist mit unserem großen Bruder Daniel mit dem Geländeauto, und mit die Waffen, in die Wüste gefahren , zum Schießen. Sie waren oft tagelang weg, und sind einmal bis in das Ahaggar-Gebirge, nach Tamanrasset, ganz unten im Süden von Algerien, gefahren. Papa hat tagelang mit Daniel geschimpft, weil er mit Sabi Loulou so weit in den Süden gefahren ist. Sie war ja erst dreizehn
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